Till´s Eleven, Düsseldorf: Hotel Energieball (DE), Hellpetrol (DE)

(6 – 71/2013 – 951)*

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Donnerstag, 03.10.2013, 18:54 Uhr: Selbst mit dem Selbstläufer "Büdchentour" konnte ich niemanden hinterm Ofen hervor locken. Während Sabbi kränkelt tummelt sich das soziale Umfeld in digitalen Welten. Wollt Ihr etwa alle diese beschissene Radioshow hören? Geht´s noch? Für mich selbstverständlich kein Grund Dings und so. Ich weiß es nämlich durchaus auch mal zu genießen, alleine mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Nacht zu galoppieren und zu Studienzwecken meine Umwelt zu beobachten. Und danach kann ich noch schön Büdchentour with myself machen. Gibbet wat gemütlicheres? Was? Einfach mal zu Hause zu bleiben und sich ins Bett zu kuscheln? Verdammt. Gezz is zu spät.

19:08 Uhr: Ich fahre heute extra mal übern Hauptbahnhof, das ist sicher noch spannender, als, äh, genau. Die U-Bahn-Fahrt verläuft mangels Teutscher Anekdotenarm. Nicht etwa, weil ich meine Mitfahrer*innen nicht verstehe, sondern weil die genannte Spezies im Regelfall für die erwähnenswerteren Ausfälle prädestidingenser sind. Wo sind die denn alle? Volxtrauertagsdepris schieben? Drauf geschissen! Wir feiern trotzdem. Oi!

19:28 Uhr: Umsteigung Essen Haupwahnhof. Eine alte Frau streift meinen Weg mit einem Jutebeutel mit irgend´nem Essener Gebäude drauf und der Aufschrift "Kulturbeutel". Lizenzkulturräuber! Wer es nicht weiß: Wir veröffentlichten 2010, als Essen zynischerweise zur Welt-Kulturhauptstadt erklärt wurde, eine Zwakkelmann-CD mit dem Titel "Kulturbeutel 2010". Angelehnt an "Kulturhauptstadt 2010". Die gab´s dann im Einweg-Kulturbeutel (ja, genau, nicht die CD, sondern die Stadt). Und jetzt kommt Omi daher, grinst ganz feist und reibt mir ihren blauen Jutebeutel unter die Nase. Ich lasse mir nichts anmerken.

19:41 Uhr: Laaaangweilig.

19:47 Uhr: Mutprobe der besonderen Art, mitten im Regionalexpress. Ein etwa 16jähriger Bengel schlawenzelt durch den Zug und schaut in die Müllbehälters um Leergut zu sammeln. Am Ende des Waggons kichern seine Kumpels wie die Doofen. Als wär´s heute nicht schon traurig genug.

19:49 Uhr: Ich habe seit Jahrzehnten tatsächlich einen Zwakkelmann-Ohrwurm. Schuld daran ist nicht Omi, sondern die Master-CD, die ich gestern bekommen habe. Denn Anfang nächsten Jahres wird tatsächlich eine Zwakkelanski Live-CD die CD-Regale Eures Lieblings-Mailorders sprengen. Und scheiße, die ist echt mal fett geworden. Fetter als Schlaffke selber ist. Ja, auch Du wirst altern, mein Freund.

20:04 Uhr: Ich stürze euphorisch aus dem Düsseldorfer Haupthaarbahnhof hinaus und mich empfängt ein junger Mann mit großem "Jesus Tralala"-Schild und will mir recht vehement einen Flyer in die bereits gefüllte Hand stecken. "Genau der Falsche!" rate ich ihm von seinem Versuch ab und er antwortet (festhalten): "Um Gottes Willen!" Darf der das??

20:18 Uhr: Auf meiner One-Man-Büdchentour-Show passiere ich erfürchterlich den "Platz der Deutschen Einheit". Und es ist nichts los hier. Gar nix. Keine Kanonen- und Gewehrsalven, keine Herren- und Damenlosen Koffer, nicht mal Lametta. Entäuscht schließe ich mich den vorherrschenden Verhaltensweisen an.

20:58 Uhr: Nach ´nem Bierchen in trauter Runde vorm Laden, trete ich hinein um noch die letzten Klänge von Hellpetrol einzufangen. Glaub ich zumindest. Rein und raus kommt man hier nur, wenn gerade Songpause ist. Hätte ich so in der Altstadt auch nicht mit gerechnet, stört aber auch nicht weiter. Drinne isset nich so voll, wie befürchtet und das Till´s Eleven ist ´n durchaus charmante Pinte.

21:33 Uhr: Hotel Energieball legen los, yeahy! Ein junger Mann erklimmt zuvor die Bühne und da ich mich in der Düsseldorfer Altstadt befinde und mir eigentlich recht sicher bin, frage ich ihn zuvor, ob er jetzt einen Heiratsantrag verkündet. Nee, tut er nischt. Stattdessen kündigt er an, dass gleich ´n Hut rumgeht, weil Eintritt frei und bissel Kohle für die Bands und tralalala. Im Laufe des Abends wird dieses Heiratsantrag-Dingen zum Running Gag zwischen uns beiden und ich sehe mich schon in den Flitterwochen an irgendeinem verlängerten Wochenende in Köln.

22:04 Uhr: Das Pommes holen gestaltet sich hier als problematisch, da man dann doch auffällt, wenn man vor der Tür rumlungert und auf das Song-Ende wartet. Und auf dem Klo gibt´s auch kein Fenster, wo man die Gitterstäbe absägen könnte. Da fällt mir auf, dass ich ja noch gar nicht Pommes holen will, weil der Gig dafür viel zu geil ist. Dann halt noch ´n Bier. Prost!

22:12 Uhr: In der rot-weiß geschmückten Kneipe wischt auch Uwe sich den Schweiß standesgemäß mit ´nem Fortuna Düsseldorf-Handtuch vom Näschen. Und das auch noch aus vollster Überzeugung. Wir sollten demnächst darauf achten gewisse Vertragsbestandteile nicht ZU klein zu drucken.

22:30 Uhr: Der Gig ist gelaufen, die Anwesenden sind voll zufrieden, mich eingeschlossen. Zeit Pommes zu holen.

22:32 Uhr: Was mach ich denn da? Ich stehe in der Altstat an einem Stand um bestelle Pommes. Ich muss verrückt sein.

23:12 Uhr: Das Schicksal nimmt mal wieder seinen Lauf. Als wenn ich nicht sowieso wüsste, dass ich der Orientierungskrüppel schlechthin bin, bilde ich mir ein, den Rückfußweg auch ohne ausgedruckte Wegeskarte hinzukriegen. Am Arsch. Ich verlaufe mich tatsächlich mal wieder und hab nicht den Hauch einer Ahnung wo ich bin.

23:33 Uhr: In so Situationen bin ich auch noch trotzig mit mir selber. Klar schaffe ich das jetzt alleine. Ich muss da keinen nach dem Weg fragen. Es reicht vollkommen aus, wenn ich gucke, in welche Richtung die Straßenbahn fährt. Und ich kriege das auch zu Fuß geschissen.

23:42 Uhr: Der traurige Höhepunkt. Ich frage doch. Ein junger Mann weist mir den Weg: Immer geradeaus und wenn die Zugbrücke kommt, dann rechts.

23:46 uhr: Die Zugbrücke kommt. Genauer gesagt komme ich zur Zugbrücke. Und jetzt? Was hat der nochmal gesagt? Rechts oder Links? Links. Ja, ganz sicher. 100 Pro. Also links.

23:54 Uhr: Ich laufe durch Ecken, wo ich garantiert nicht hinwollte. Nach Bahnhof sieht das hier jedenfalls nicht aus. Also einmal im Kreis und zurück.

0:09 Uhr: Düsseldorf Hauptbahnhof. Ich sach doch, ich schaff dat. Noch 13 Minuten bis der Zuch kütt.

0:56 Uhr: Ankunft Essen Hauptbahnhof. Den angepeilten Zug zum Stadtteilbahnhof hatte ich in Düsseldorf verpasst. Bis der Nachtexpress kommt, verlauf ich mich sicher. Also nochmal schön Pipi machen und dann ab ins nächstbeste Taxi. Manche Tage sind echt, äh… so und manche so. Gut Nächtle!
 

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 *) Die da ganz oben inne Ecke vergebenen Points (1.Zahl) beziehen sich ausschließlich auf die subjektive Qualität meines persönlichen Wohlbefindens an diesem Abend und haben somit nur sehr, sehr und vor allem sehr bedingt etwas mit den Bands selber zu tun. Die Zahl dient mir dazu, um mit nur einem Blick zu erkennen, ob es sich für mich im Alter lohnt, mich irgendwann mal an diesen Abend zurück zu erinnern. Der Rest ist ebenfalls für die Statistik: Das war Konzertbericht Nr. XX in 2012 (2.Zahl/2012) und in diesem Onlinzine der insgesamt XXX. Bericht (3. Zahl).