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Freitag, 09.11.2013, 17:33 Uhr: Ich kriege eine SMS mit folgendem Inhalt: "Kommt vm". Kurz danach klingelt es und der Absender Bunten ist dran und will mich überreden, ihn und sein Kind bei Bier und Chips vor dem Gang zum Konzert zu bespaßen. Denn der Bunte is heute fürs Babysitting zuständig und somit leider nicht in der Lage mitzukommen. Im Laufe des Gesprächs stelle ich fest, dass das Bier längst leer sein muss und quintessenziere daraus, dass das ´ne Falle ist. Also schnell raus gerannt und zum sogenannten Hauptbahnhof gejoggt.
18:20 Uhr: In Witten is so schön, weil hier so schön is. Und weil noch immer Sommer ist. Zumindest wenn es nach demjenigen ginge, der vor ein paar Wochen die Bahnhofsuhr auf Winterzeit hätte stellen sollen. Aber da scheint ein Räwwolutzer am Werk zu sein. So sitze ich nun ohne Hilfsgetränk auf dem Bahnsteig und genieße die wärmenden Sonnenstrahlen. Die sind zwar flüssig, ähneln Bindfäden und es ist Stockduster, aber nicht in der Phantasie. Warum ohne Bier? Weil davon gibbet heute sicher noch genug.
18:23 Uhr: Meine Fresse, Vollpfosten. Da freu ich mich schon, dass laut Bundesligaspielplan heute eine Fußballfreie Zuganfahrt gewährleistet werden sollte, da schmeißen zwei Idioten so Zappel-Blend-Pyrokram auf die Gleise. Dann wird dat wohl hier noch wat dauern mit die Anreise.
18:53 Uhr: Nette Hinfahrt. Mit mir im Zug bewegt sich ein Pärchen Richtung Hilden zu irgend ´nem Metalkonzert. Die sind in ihrer Szene ebenfalls hochaktiv und der Austausch macht tatsächlich auch ohne Kanne am Hals Spaß.
19:12 Uhr: Netter Hinweg. Eine Bahnhofvorplatzbewohnerin mit Plastiktüte und ein Bahnhofvorplatzbewohner mit Flasche unterhalten sich. Sie: "Hat der die ganzen Scheißer rein gelassen. Die ganzen Asozialen." Er: Keine Ahnung, wat er darauf geantwortet hat. Interessiert doch auch keinen.
19:20 Uhr: Büdchenstopp. Ein Jever Einsdreizich. Für mitten inne City geht dat. Und davon ab wird´s ja auch wirklich so langsam Zeit.
19:38 Uhr: Drin is noch Soundgechecke. Also noch ein zweites Bierchen vonne anderen Bude. Da kostet der halbe Liter Jever tatsächlich nur 70 Cent und alle anderen Biere sind ähnlich preiswert. Da muss ich an die Geschichte mit der Bude denken, wo es für 10 Euro gemischte Bonbons gab. Und die geht so: Ich kannte mal eine, die hat inner Bude gearbeitet. Kurz bevor sie dort ihren ersten Tag hatte, hatte der Besitzer gewechselt. Irgendwann kam dann ein Typ an und bestellte "für 10 Euro gemischte Bonbons". Also tat die Bedienstete wie von ihr verlangt. Als sie die Papiertüte mit den Bonbons rüber reichte, wurde der Kunde ziemlich aggro und fragte, ob sie ihn verarschen wolle. Er hätte nach gemischten Bonbons für 10 Euro verlangt. Als sie dann erwiderte, dass das doch für 10 Euro gemischte Bonbons seien, drohte die Situation zu eskalieren. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie das ausging, aber sie erfuhr erst hinterher, dass der Vorbesitzer an seiner Bude Drogen vertickt hat. Und wenn dort jemand "für 10 Euro gemischte Bonbons" verlangte, waren damit nicht wirklich Weingummis und Schokotaler gemeint. Ich stelle mir das äußerst witzig vor, wenn dort mal zufällig ein Bulle tatsächlich Bock auf ´ne große Tüte Bonbons gehabt hätte.
19:44 Uhr: Apropos Bullen. Zurück am Panic Room rauschen zwei hässliche Polizeiautos durch die Fußgängerzone an uns vorbei. Herrliche Durchsage: "Machen Sie Platz für die Polizei!" Das klang original, als wenn Helge Schneider sagen würde: "Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt." Oder: "Ja, ich könnte sehr gut einen Arsch spielen, den ich BIN Arzt." Das ist geschrieben nicht so lustig, weil ihr nicht wisst, dass das "bin" betont werden muss, so dass die Worte "Arsch" und "Arzt" gleich…. ach egal, kann ich nich erklären. Bin ich vielleicht der Erklärbär oder was? Damit wäre aber zumindest die Frage geklärt, ob auch ganz Essen die Polizei hasst.
20:33 Uhr: Begrüßungsrunde abgeschlossen, Alsein – die andere Castrop Rauxelsche Band – stehen bereits auf der Bühne. Wenn irgendwas Oi! ist, dann wohl das hier. Und leider überhaupt nicht meine Mucke. Is abba auch nich weiter schlimm, anderen gefällt´s zum Glück besser. Und ich weiß mich auch zu beschäftigen, denn draußen sind ´n Arsch voll Leute, mit denen man schön lecker trinken kann. Prost!
21:18 Uhr: Geilomat, der Zwakkelanski and his Bigband Marius änd Techt. Da freut sich das Publikum, mich eingeschlossen. Noch geilomatiger: Da hat tatsächlich jemand zwei Besteckkästen auf die Bühne gestellt. Inzwischen weiß es ja eh jeder, da kann ich die verbleibenden zwei Personen auch noch aufklären. Man munkelt, dass bei irgendeinem Konzert einer aus dem Bandumfeld oder von der Band oder wer auch immer – soviel Privatsphäre muss sein – nachts mit besoffenem Kopf, nach einem Auftritt, seinem Gastgeber in die Besteckschublade gepinkelt haben soll. Was für alle Beteiligten am nächsten Morgen natürlich höchst unangenehm und ärgerlich war. Und bis heute für alle Unbeteiligten noch immer ein Grund sich vor Lachen zu bepissen. Wie passend. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, aber heute schallern keine "Zwakkelmann, Supermann!"-Sprechchöre durch den panischen Raum, sondern lautstarke "Zwakkelmann, Pillemann!"-Schlachtgesänge. Einfach nur herrlich.
21:55 Uhr: Au man, ey. Ich find´s ja eh schon anstrengend, mich nackt zu fühlen, wenn ich bei Konzerten keine Kanne Bier in der Hand halte. Aber mit Kurzhaarigen saufen ist echt noch anstrengender. Gibste einen aus, haste ´ne halbe Stunde später minnigenz zwei Flaschen inner Hand. Und weil alle mit Bier versorgt sind, order ich als nächstes ´ne Runde Mexikaner. Das wird bestimmt ein geiler Morgen. Morgen. Morgen früh. Prost!
22:23 Uhr: Brigade S. bringen den Laden endgültig zum beben. Christian von der Kombo war so nett, mir ungefragt ´nen Packen Flyer und ´ne Freikarte für heute Abend zu schicken. Der Rest latzt 6 Euro an der Abendkasse – mehr als fair. Ich versuch mittlerweile mit zwei Bier und ´ner Fotokamera durch die Massen zu tänzeln, was zunehmend schwieriger wird. Sonst mach ich in so Situationen ja einfach ´n Flick-Flack, habe aber bei zwei Kannen doch die Befürchtung, dass ich dabei was verschütten könnte. Und dat will ja schließlich niemand.
23:48 Uhr: Die Rückverbindungsscheiße nach Witten ist Programm. Davon ab, kann ich als verlauster Wursthaariger ungeübter Gelegenheitstrinker (wer hat da gelacht?) auch nicht mehr. Und Morgen muss ich früh raus. OK, das ist gelogen. Sabbi muss früh raus. Aber in Gedanken steh ich ja dann solidaritätsmäßig mit auf. Und selbst die Rückfahrt wird witzig. Mir gegenüber sitzen zwei beleibte Edeldamen, die nun gar nicht aus meiner Welt sind. Und irgendwie entwickelt sich trotzdem ein hochwitziges Gespräch. Naja, zumindest ich hab daran meinen Spaß. Was die beiden mir gegenüber gedacht haben, will ich gar nicht wissen. Ich weiß auch gar nicht wirklich, ob die auch gesprochen haben.
23:55 Uhr: Umsteigegelöte Bahnhof L.A. und es pisst wie Hulle. Für die letzten Kilometer muss da doch ein Taxi herhalten. Watten schönen Abend, in töfftem Ambiente mit ebenso töfften Leuten. Feddich.
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*) Die da ganz oben inne Ecke vergebenen Points (1.Zahl) beziehen sich ausschließlich auf die subjektive Qualität meines persönlichen Wohlbefindens an diesem Abend und haben somit nur sehr, sehr und vor allem sehr bedingt etwas mit den Bands selber zu tun. Die Zahl dient mir dazu, um mit nur einem Blick zu erkennen, ob es sich für mich im Alter lohnt, mich irgendwann mal an diesen Abend zurück zu erinnern. Der Rest ist ebenfalls für die Statistik: Das war Konzertbericht Nr. XX in 2012 (2.Zahl/2012) und in diesem Onlinzine der insgesamt XXX. Bericht (3. Zahl).