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Mittwoch, 11.12.13, 17:54 Uhr: Morgen Arzttermin – wer möchte da schon nüchtern sein. Jaja, schön auf die Kacke gehauen. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Morgen Arzttermin: Richtig. Nüchtern hin: Ist sicher gar nicht verkehrt. Auf jeden Fall muss ich deswegen Morgen früh nicht malochen und was bietet sich da eher an, als am Vorabend lecker auf Konzert. Zumal ich viel zu lange schon nicht mehr in der Freak Show war und die Briten tatsächlich auch noch nie live gesehen hab. Pennen kann ich seit ´ner Woche eh nicht mehr, dank Rückenpinne. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich heute Abend garantiert den schmalen Grad zwischen zwei Schluck Bier finden werde: Den zwischen perfekt ein- und durschlafen zu können vs. morgen früh verkatert wach zu werden. Haha, Scherzkeks.
18:01 Uhr: Noch mehr umgesetzte Weisheiten. Ich latsche jetzt los. Bewegung soll gut sein, hier rumsitzen ist scheiße. Und doof inne Ecke stehen hab ich jetzt auch nicht soo Bock. 8,9 Kilometer, knapp 2 Stunden Fußweg liegen vor mir. Büdchentour with myself. Kommt ja kein Arsch mit. Verdammte arbeitende Bevölkerung mit ohne Arzttermin. Wie ich Euch hasse. Vor drei Stunden dachte ich noch "Geil, is super Wetter, perfekt für mein Vorhaben." Auf einmal ist stockduster draußen. Und das obwohl Mitte Dezember ist. Komisch. Drauf geschissen, ich latsch jetzt mal los.
18:02 Uhr: Scheiße is dat kalt. Was für ne hirnrissige Idee.
18:33 Uhr: Im Stadtteilpark ist es stockduster. Trotzdem ist die Strecke ein Stück längst verschollen geglaubtes Tagebuch. Da ich in einigen Ecken zuletzt als Kind war, kenne ich zwar noch alle Straßennamen samt den damit angeblichen Gefahren, wie beispielsweise prügelnde Straßengangs (darunter verstand man in den 70ern noch was anderes als heute), aber wirklich erkennen tu ich bei der Dunkelheit nur wenige Ecken. Altenessen – Katernberg – Stoppenberg – Frillendorf – Kray – Steele. So die Tour. Und unter uns, pssst: Ich hab da als Kind und bis heute nicht einmal auf die Fresse bekommen. Ist aber natürlich trotzdem ´ne superschlimme Ecke, hier oben, im Essener Norden. Huhuhuuuuuu.
18:42 Uhr: Ankunft Stoppenberg und hier auffem Berg (haha) kratzen die Leute tatsächlich Eis von ihren Autoscheiben. Die Wegfindung ist ein bisschen wie Schnitzeljagd. Nur anders, jaja. Der ausgedruckte Plan sollte eigentlich helfen, aber irgendwie geizt die Stadt ein wenig mit Straßenbeleuchtungen. Wird schon.
19:23 Uhr: Frust, Wut, Tristesse. Mein Vorhaben war tatsächlich bis zu der wunderschönen Bude hinter der ehemaligen Kaserne auszuharren um hier meine allererste (!) Wegesration abzuholen und einzunehmen. Aber da wo einst das Büdschen stand, ist jetzt ein Autohaus. Au man ey. Dafür geht der Plan, dass die Bewegung meinem Rücken gut tut, voll auf. Dank der Fototasche, die ich alle zwei Minuten anders um mich rum dingse, und dem Rückenscheiß habe ich inzwischen zwei taube Hände.
19:37 Uhr: Ich passiere den S-Bahnhof Steele. Jetzt könnte ich eigentlich mal ´n Taxi nehmen.
19:41 Uhr: Weihnachtsmarkt Steele. Haha, was für eine geile Trostlosigkeit. Hinter den Chipverkaufsschaltern der leeren Minikarusselle langweilen sich sichtlich alte Damen, während aus den Boxen schlechte Schlager-Medleys laufen. Drei Apfelsinen im Jahr und um den Hüften Bananen. Beim Autoscooter sind bereits – oder die ganze Zeit – alle Autos bis auf eins eingepackt. Das eine wartet traurig auf seine*n Fahrer*in. Ich ziehe mir an der Bude endlich mein erstes Bier und dreh noch nutzlos ´ne Runde. Wenigstens einer, der sich hier bewegt.
19:58 Uhr: Oh nein! Ich bin natürlich viel zu früh, die Freak Show hat noch zu. Also hol ich mir ein zweites Bier und schau mir in der Einkaufsstraße ein paar Hörgeräte in den Schaufenstern an („Mein Name ist Hörger. Wie Hörgeräte ohne äte.“ Jaja, müsst Ihr nicht kennen.).
21:55 Uhr: An der Theke sitzend falle ich in mein Bier und warte, dass es losgeht. Mit Maiden aus den Boxen lässt es sich trotzdem gut aushalten. Logisch: Hier lässt sich immer gut aushalten, weil hier halt toll ist. Und leider auch relativ leer. Geschätzte 20 Besucherlein haben sich eingefunden und warten mit mir.
23:02 Uhr: Pommesbude Bushaltestelle. Von der Kombo hatte ich mir wirklich etwas mehr versprochen. Das war nicht schlecht, aber auch nicht so, dass ich jetzt die gleiche Strecke wie auffem Hinweg vor Freude noch einmal im Flick Flack zurücklegen möchte. Rotzdem: Netter Abend, aber bevor ich jetzt noch ´ne Stunde ausharre und dann doch Morgen unfitter bin als anders und bla und blubb und gute Nacht.
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*) Die da ganz oben inne Ecke vergebenen Points (1.Zahl) beziehen sich ausschließlich auf die subjektive Qualität meines persönlichen Wohlbefindens an diesem Abend und haben somit nur sehr, sehr und vor allem sehr bedingt etwas mit den Bands selber zu tun. Die Zahl dient mir dazu, um mit nur einem Blick zu erkennen, ob es sich für mich im Alter lohnt, mich irgendwann mal an diesen Abend zurück zu erinnern. Der Rest ist ebenfalls für die Statistik: Das war Konzertbericht Nr. XX in 2012 (2.Zahl/2012) und in diesem Onlinzine der insgesamt XXX. Bericht (3. Zahl).