Ticker & Fotos: Milenrama on Tour 2014, Teil 4 feat. „Der Kollege liest aus den Werken Maks Rilrecowskis“, Ramones-Museum Berlin

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Mit MILENRAMA auf Tour

(Teil 4: Der Kollege liest aus den Werken Maks Rilrecowskis, Ramones Museum, Berlin)

07.09.14, Hamburg, Offday

17:08 Uhr: Und da isser, yeah. Ein weiterer Offday in Hamburg. Nach den letzten drei Tagen samt Konzerten wirklich absolut willkommend. Für uns heißt das, heute mal ganz auf gediegen zu machen. Und so kehren wir, noch vom Vorabend gezeichnet, ins wundervolle Leaf-Restaurant ein, um lecker zu speisen.

Eine der beiden Leaf-Besitzerinnen lernte ich vor ein paar Jahren kennen, als ich mit The Kleins in der Kogge nächtigte. Sarah stand damals hinterm Kogge-Tresen und kam abends noch mit zum Kleins-Auftritt in den damaligen Beat-Club (RIP), wo sie uns mit ihren Freundinnen gnadenlos unter die Theke soff. Seitdem besteht ein lockerer Kontakt und wenn wir mal in Hamburg sind, ist ein Besuch ihres Restaurantes quasi Pflicht.

Das Leaf ist natürlich nicht mit dem „befreit“ zu vergleichen. Ganz anderer Stil, ganz andere Speisen, aber genauso hochgradig geil. Bis auf die Tatsache, dass es in beiden Läden unglaublich lecker zugeht und beide ausschließlich vegan kredenzen, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Doch als wohlhabener Labelmogul, muss man sich auch hier einfach mal sehen lassen. Bevor sich die Geschäftspartner in den VIP-Arenen das Maul über einen zerreißen.

17:22 Uhr: Während im Hintergrund gediegene Musike in kleiner Lautstärke galant durch die Boxen schwurbelt, geht auf einmal die Eingangstür auf und eine Horde spanischer Punx stürmt mit einer nur noch spärlich gefüllten Kiste Holsten Pils das Leaf. „Event-Manager“ Heiko, mit vorbildlicher Wodka-Fahne, vorne weg. Man wolle uns abholen, denn hier gesessen hätten wir jetzt lange genug und draußen saufen wäre eh viel geiler. Obwohl meine Schamgrenze gelegentlich viel zu hoch aufgehängt ist, muss ich in diesem Moment dann doch schallend loslachen. Denn das hier hat eine Dimension, dass einem entweder vor Scham der Schädel platzt oder man mit dem Kopf vor Begeisterung im Halbsekundentakt auf die Tischkante knallt. Ihr ziehe letzteres vor.

17:23 Uhr: Die Bedienung reagiert souverän und fragt Heiko, ob er die Karte sehen möchte. Heiko erwidert, dass er sich lieber etwas von mir empfehlen lassen wolle. Ich stecke ihm ein Stück Ohrdöwrä in die Zahnlücke und Getränketechnisch ist die Horde ja eh schon bestens versorgt.

17:27 Uhr: Nach fünf Minütigem Durcheinandergegröle ist die Szenerie wieder beruhigt, nachdem wir versprochen haben, nach den noch zu verspeisenden Gängen früher oder später noch dazu zu stoßen. Die Bande zieht mit ihrer inzwischen noch leereren Kiste zufrieden weiter.

08.09.14, Berlin, Offday, feat. „Der Kollege liest aus den Werken Maks Rilrecowskis“, Ramones-Museum

9:33 Uhr: Moin. Auch der Kollege hat dieses scheiß Talent, mich überreden zu können. Und zwar diese Lesung, die ich bereits in der Veganisierbar mit Addi vollzogen hatte, auch mit ihm als Vorleser in Berlin durchzuziehen. Kranker Scheiß. Also schreibe ich die Astra-Stuben an und kriege erwartungsgemäß keine Antwort. Glück gehabt. Dann schlägt der Kollege mir vor, mal Flo vom Ramones Museum zu fragen. Haha, jau, Kollege, is klar. Wir lesen mal eben locker flockig im Ramones-Museum, wo schon ganz andere Größen gastiert haben. Kerl, ey, Junge… Du kommst auf Ideen. Aber was soll´s: Frag ich halt Flo, dann hat die liebe Seele Ruh.

Wenige Tage später liegt die Antwort im digitalen Briefkasten: Das klinge nach witzigem, improvisiertem Scheiß, mein Flo. Wie recht er doch hat – das „witzig“ mal außen vor gelassen. Und er sagt tatsächlich zu und das zu den von mir vorgeschlagenen Konditionen: Eintritt frei, keine „Gage“, dafür für uns frei saufen. Oha.

Da ich bis auf die kurzen einleitenden Worte ja eigentlich kaum ´n Handschlag machen muss, gibt es eigentlich keinen Grund für mich nervös zu sein. Denkste. Die Nacht vor der Lesung habe ich mindestens fünf verschiedene Träume, die sich mit eben dieser beschäftigen. Au man ey.

17:54 Uhr: Sabbi und ich betreten das Ramones-Museum und werden von ¼ der Radio Dead Ones hinter der Theke begrüßt. So klein ist die Welt. Flo käme etwas später, aber wir können ja schon mal was trinken und uns das beeindruckende Museum anschauen. Und das ist großartig: Zwar relativ klein, aber so geil voll mit Ramones-Zeug gepackt, dass es schlichtweg perfekt ist. Super tolles Ding.

18:12 Uhr: Da der Kollege noch bis 19 Uhr malochen muss, drehen wir noch eine Runde und setzen uns Budenbier trinkend in den Park gegenüber. Ein Liter Beck´s später werde ich langsam lockerer. In solchen Situationen sei es mir mal erlaubt, das Gebräu als Beruhigungsmittel zu missbrauchen.

20:02 Uhr: Der Kollege schmeißt sich tatsächlich in seinen feinsten Zwirn und eröffnet den Abend mit jazzigem Geklimper. Verdammt stilvoll. Und auf einmal kommen tatsächlich Menschen rein. Nicht drei, nicht fünf. Nee – rund 25 Damen und Herren schleppen auf einmal Stühle aus dem Vorraum ins Museum und setzen sich zu unseren Füßen. Darunter ein Pärchen, seines Zeichens Chefdenker-Fan, das extra aus dem Erzgebirge gekommen ist. Ich bin perplex. Von den 25 Menschen kenne ich gerade mal vier. Ich hol mir mal schnell noch ´n Bier.

20:08 Uhr: Jazzgeklimper vorbei. Jetzt mein großer Einsatz. Hüstel. Mit zahlreichen „ähs“ gespickt, stolper ich mich durch meine zurecht gelegten Worte. Natürlich vergesse ich die Hälfte und habe größte Probleme das Intro vom MP3-Player abzuspielen. Als ich endlich die richtigen Knöpfe gedrückt habe, dröhnt jedoch nicht das geplante „Houlala“ aus der Box, sondern das Lokalmatadorsche „Wir hassen die Ramones“. Museumsbesitzer Flo ist begeistert. Hektisch drücke ich die Stopptaste. Das eigentliche Intro ist nicht zu finden, so dass ich den Kollegen stotternd bitte, einfach mal loszulegen.

22:28 Uhr: Meine Fresse. Meine Fresse!! Obwohl wir mehrfach anbieten mal Pause zu machen, liest der Kollege über 2 Stunden durch. Die ausgedruckten Storys sind längst vorgetragen, so dass der Kollege noch zum Buch greift und weitere Geschichten zum besten gibt. Das alles – von den wenigen eingespielten Samples mal abgesehen – ohne musikalische Auflockerung zwischendurch. Und die Leute sind geblieben. Bis zum Ende. Und haben sogar zwischendurch gelacht. Ich bin völlig perplex. Bei meinen wenigen Einsätzen zwischendurch verhaspel ich mich natürlich gnadenlos und schmeiße zur allgemeinen Begeisterung noch meine volle Bierflasche um, die selbstverständlich in 100 Scherben zerbricht.

22:33 Uhr: Wir verkaufen sogar sechs Bücher und ich komme aus der Fassungslosigkeit gar nicht mehr raus. Das ist echt mal scheiße gut gelaufen. Dank des Kollegens, der die Storys wirklich unglaublich gut rüberbringt. Einfach perfekt.

23:12 Uhr: Wir torkeln mit Berlin-Exil-Pürger Moritz Richtung U-Bahn. Die Tasche ist ein ganzes Stück leichter geworden und wir machen jetzt mal langsam die Augen zu um Morgen für den Milenrama-Auftritt im Tommyhaus dropsfit zu sein.

Herzlichen allerbesten Dank an Flo, den Kollegen und alle, die sich das angetan haben. Ich wünsch ´ne gute Nacht.


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