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29. August 2014, AKZ Recklinghausen
Notgemeinschaft Peter Pan, Contra Real, Abgesagt!
29.08.14, 9:42 Uhr: Hier sein ist nicht herrlich. Seit ein paar Wochen hängt meine Stimmung so ziemlich unten durch und am allerliebsten würde ich schreiend davon rennen. Ziele habe ich im Kopf genug, nur das nötige Kleingeld nicht. Ja, ich geb´s ja zu: Auch mein verficktes Sicherheitsdenken und andere wichtige Dinge, die mich dann doch hier halten, sind nach wie vor übermächtig.
Natürlich ist das jammern auf hohem Niveau. Natürlich scheint mir die Sonne, in Relation zur durchschnittlichen Weltbevölkerung, noch immer aus dem Arsch. Aber das ist nun mal meine Lebenswelt, in der mein Lebensentwurf rumlungert.
Da sind dann so Momente wie dieser nicht gerade dazu geeignet, die eh schon im Keller hausierende Stimmung aufzuhellen. Es ist nur ein Tropf, aber eben der, der zum Überlaufen des Fasses merklich beiträgt. Rückblick letzter Sonntag:
24.08.14, 19:12 Uhr: Ich fahre mit dem Zug nach Dortmund, um im Nordpol einem Konzert beizuwohnen. Das mache ich schon mal so. Ein sichtlich freundlich bemühter Kontrolleur möchte meine Fahrkarte maschinell auslesen. Machen die sonst nie. Schließlich passiert, was passieren muss: Er unterrichtet mich darüber, dass man Name nicht lesbar sei und da müsse die Uni die Daten noch drauf spielen. Man habe nämlich gerade gemerkt, dass das an der Uni Duisburg-Essen genauso wie an der Uni Wuppertal vergessen wurde und jetzt sei man bemüht, dass das nachgeholt werde. Mein Hinweis, dass mein Name ja auf der Hartplastikkarte samt Foto groß und fälschungssicher drauf gedruckt sei, zieht leider nicht. Nein, das reiche nicht aus. So ein Name muss nicht mit den Augen, sondern mit der Maschine lesbar sein. Kerl inne Kiste.
Damit er auch sicher gehen könne, dass ich mich darum kümmere, müsse er leider meine Daten aufnehmen. Perso raus, alles ins digitale Irgendwas eingeflippert und dann zeigt er das Display: „Hier, sehen Sie. Ich habe eingetippt: ‚Daten nicht lesbar.‘“ Schön. Schließlich erhalte ich einen Ausdruck, auf dem steht, dass ich innerhalb von 14 Tagen 40 Euro zu entrichten habe, es sei denn, ich könne in dem Zeitraum nachweisen, dass ich ein gültiges Ticket hatte. Er gibt mir den Tipp, dass ich direkt zur Uni gehen soll und möglicherweise überspielen die ja alles direkt zur Teutschen Bahn und damit sei das ja dann auch erledigt.
Montag, 25.08.14, 12:52 Uhr: Uni – da war ich über 5 Jahre nicht. Zahle aber trotzdem noch immer brav meine Semestergebühr, was sich alleine wegen des Tickets schon lohnt. Und studieren kann man auch zu Hause. Wenn ich bloß wüsste, welchen Studiengang. Trotzdem finde ich relativ leicht das Büro meiner Ansprechpartnerin, vor dem ich über eine Stunde verharre, während ich eigentlich viel wichtigere Dinge zu tun habe.
14:09 Uhr: Endlich dran, unterrichtet mich die sichtlich gestresste Dame darüber, dass ich nicht der Erste sei. Sie liest meine Daten problemlos aus und zeigt mir, dass dort steht: „Name: Student/in“. Und das sei auch richtig so und das wisse die Teutsche Bahn auch. Nur die ganz neuen Semesterausweise hätten dort wirkliche Vor- und Nachnamen stehen. Da bei den alten Tickets aber der Name eh drauf gedruckt ist, seien lediglich die Gültigkeitszeiträume digital gespeichert. Und die Gültigkeit könne man klar auslesen. Sprich: Das Ticket war so, wie es ausgelesen wurde, richtig und gültig. Die ganze Scheiße also wegen dieses Heinis mal wieder umsonst. Frau B. kümmere sich um den Fall und wirft die kopierten Unterlagen auf einen Riesenstapel.
Ich weiß, wie das Spielchen weitergehen wird. Nach 14 Tagen kommt die erste Mahnung mit zusätzlichen Gebühren. Da kann man dann schlecht sagen „Frau B. hat aber gesagt…“, denn das ist der Teutschen Bahn Latte. Und ob Frau B. da innerhalb dieser Frist wirklich eine Stornierung herbeiführen kann, wage ich ein Stück zu bezweifeln.
Donnerstag, 28.08.14, 7:41 Uhr: Also kümmere ich mich vorsichtshalber selber. Ich bin heute eh früh mit dem Zug am Essener Hbf angekommen und latsche in den ausnahmsweise mal nicht überfüllten Servicebereich der Teutschen Bahn. Ich schildere sachlich und fast schon humorvoll den Fall und die junge Dame mir gegenüber hört sich alles scheinbar verständnisvoll an. Schließlich liest sie am Nebenschalter die Daten meines Semestertickets erneut aus und kommt dann zu der überraschenden Erkenntnis: „Da steht ja tatsächlich bei Name nur ‚Student‘.“ Meine Fresse, was erzähl ich denn die ganze Zeit?! Also erkläre ich ihr erneut, dass das auch so richtig sei, der Kontrolleur das aber nicht wusste. OK, das sei natürlich kein Problem, man könne das gegen eine Bearbeitungsgebühr von 2,50 Euro direkt stornieren. Moment? Euer scheiß Kontrolleur hat keine Ahnung von dem was er macht, ich hab deswegen scheiß Rennerei am Arsch und habe an dem ganzen Theater null Schuld. Der einzige, der hier Scheiße gebaut hat, ist der Kontrolleur und dafür soll ich dann 2,50 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlen? Die Halsschlagader schwillt sichtbar.
7:48 Uhr: Wer hier regelmäßig liest, der weiß, dass meine Beziehung zur Teutschen Bahn in den letzten Jahren einige klitzekleine Kratzer abbekommen hat. Was an solchen Tagen natürlich alles wieder ein Stück mit hochkommt und meinen Puls nicht gerade in abgesicherte Gefilde sinken lässt. Und trotzdem weise ich die Dame absolut sachlich darauf hin, dass ich es nicht einsehe, dass ich eine Bearbeitungsgebühr dafür entrichte, dass mich der Schaffner auf Grund unzureichenden Wissens zu Unrecht durch die Gegend schickt. Doch die Dame wird verbal rabiat, unterbricht mich mit den Worten, dass sie jetzt nicht unterbrechen werden möchte und redet forsch auf mich ein, dass man nur ein Dienstleistungsunternehmen für die Bahn sei und sowas halt nur gegen eine Bearbeitungsgebühr einstellen könne. Und wenn mir das nicht passe, müsse ich nach Düsseldorf fahren, da gäbe es eine Stelle, an der man mündlich vorsprechen könne. Ich platze innerlich.
7:50 Uhr: Ich frage nach dem Vorgesetzten. Dieser steht eh die ganze Zeit fünf Meter daneben, war für mich als solcher aber nicht erkennbar. Sichtlich genervt, mit einem angepissten „jaja“ auf den Lippen, er habe schon gehört, dackelt er an und wiederholt gebetsmühlenartig den ganzen Rotz, den seine Untergebene mir bereits aufgetischt hat. Außerdem stehe da auch „Code 00“ und das bedeute, ich hätte gar kein gültiges Ticket gehabt und nicht, dass das nur nicht auslesbar gewesen sei. Ich sage ihm wahrheitsgemäß, dass mir der Schaffner sogar noch gezeigt habe, dass er „Daten nicht auslesbar“ in sein Gerät getippt hat, aber der Obermacker behauptet, das sei überhaupt gar nicht möglich, dann würde da ein anderer Code stehen. Teutsche Band muss sterben, damit ich leben kann. Bevor das hier eskaliert, verlasse ich wortlos, Kopfschüttelnd und unverrichteter Dinge den Laden. Samstag bin ich eh in Düsseldorf. Das könnte spannend werden. Zumal meine Liebe zu dem Unternehmen dort ihren bisherigen Höhepunkt erlebte.
29.08.14, 11:00 Uhr: Doch bis dahin gibt´s noch einen Tag Schonfrist. Denn heute beginnt erst einmal die Milenrama-Tour in Bonn. Blöd: Für den öffentlichen Nahverkehr ist das eigentlich schon zu weit. Die Tagesplanung kommt dem allerdings eh in die Quere und ich müsste mich schon dermaßen abhetzen, um das alles halbwegs zeitlich auf die Reihe zu kriegen. Wenn das überhaupt machbar wäre. Zum Glück gibt es eine Alternative, die gar nicht mal so furchtbar ist: Die geilsten St. Paulianer seit Walter Frosch gastieren am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Das liegt heute quasi eh auffem Weg und somit ist die Abendgestaltung fix. Olé!
18:51 Uhr: Und somit sind wir sogar überpünktlich. Wer hätte das gedacht. Und endlich, endlich liebenswerte Menschen, soweit das Auge reicht. Selten platzte so viel Anspannung aus mir raus, als in dem Moment, als ich mein erstes Hansa öffne und den Freiraum auf mich einprasseln lasse. Selbstverständlich hat das nur sekundär mit der Teutschen Bahn-Geschichte zu tun. Aber alleine die Tatsache jetzt hier zu sein und Frau Hinz und Herrn Kunz um mich und uns zu haben, lässt den Stress der letzten Wochen nahezu vergessen. Und da Tüddel auch noch die „App des Tages“ am Stoort hat, kann nun wirklich nix mehr passieren.
23:56 Uhr: Drei Mal musikalischer Hochgenuss liegen hinter uns. „Abgesagt!“ haben mit ihrem überaus emotionalen Gewitter absolut überzeugt. Die dagegen „ruhigeren“ Klänge von „Contra Real“ saugen wir glücklich und zustimmend auf. Und bei der „Notgemeinschaft“ gibt es eh kein Halten mehr. Ein durch und durch großartiger Abend. Leider setzen schon jetzt leichte Kopfschmerzen ein. Ich hab nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich die nächsten zwei Wochen „Tourleben“ mit Milenrama durchstehen soll. Ich freu mich jedenfalls wie Hulle drauf. Nach dem Tourauftakt in Bonn, geht´s heute (Samstag) im Linken Zentrum Hinterhof zu Düsseldorf zusammen mit „AuWeia“ weiter. Schön pünktlich andackeln, um 22 Uhr ist da Anwohnerbedingt Schicht im Schacht. Wir legen uns jetzt erst mal im Bully ab. Bis gleich, spätestens am Linken Zentrum. Oder am Service(sic!)schalter der Teutschen Bahn. Gute Nacht!
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