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16. Oktober 2014, FZW (Dortmund)
Bierschinken eats FZW VIII.
mit Die Aeronauten, Kommando Zurück, Matula, Koeter, The Beatdown, Travels & Trunks, Dead Koys
16.10.14, 5:27 Uhr: Wenn ich in den Nächten, in denen das Label mal nicht so gut läuft, zwangsläufig kurz bis mittel vor Ende der Nacht zur Arbeit fahre, höre ich regelmäßig WDR 5: „Redezeit – Neugier genügt.“ In dieser Sendung haben wechselnde Moderator*innen Gäste zu Gast. Das erscheint mir schon mal ein sinnvolles Konzept zu sein. Häufig werden Buchautor*innen samt ihren Büchern vorgestellt und in den meisten Fällen ist das zumindest interessant, wenn nicht sogar lustig. Da ich auch gestern wieder, ebenso verzweifelt wie apathisch auf den Bildschirm starrend, erfolglos auf die erste Oktober-Bestellung gewartet habe , musste ich mich nach schlafloser Nacht somit vor einer halben Stunde erneut ins Auto setzen und habe es nicht bereut.
5:29 Uhr: Der Moderator – Achim Schmitz-Forte – hatte einen Russen – Wladimir Kaminer – zu Gast. Dieser wohnt seit vielen Jahren in Prenzlauer Berg und hat das Buch „Coole Eltern leben länger“ geschrieben. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, jemals in den umstrittenen Genuss der Vaterschaft zu kommen, habe ich etliche Male laut im Auto gelacht. So für mich selber, ohne jemanden damit bestätigen zu müssen, dass er gerade was Lustiges gesagt hat. „In Russland gab es ja keine Pubertät. Also habe ich, als meine Kinder in das Alter kamen, einfach mitgemacht.“ Die Sendung konnte schon jetzt nicht mehr schlecht werden.
5:31 Uhr: Als Vater cool zu sein, heißt auch liberal zu sein. Also Eltern-liberal. Dazu gehört dann natürlich auch, dass wenn die Tochter ihren 16. Geburtstag in Form einer Facebookparty in der eigenen Wohnung feiern möchte und den Wunsch hegt, diese ohne die Eltern zu zelebrieren, dass Mama und Papa in die Berge fahren, um in Gedanken über den damals eigenen Geburtstag „als man noch richtige Freunde hatte und keine digitalen“, zu versinken. Zumindest bis die jüngeren Geschwister der Tochter sowie die ein Stockwerk höher wohnende Oma verzweifelt anrufen.
5:33 Uhr: Als die „coolen Eltern“ zurück sind, sieht es natürlich so aus, wie es aussehen muss. Graffiti an den Wänden, entwendete Elektrogeräte und alles was dazu gehört. Alles halb so wild, behauptet der Autor. Nur was ihn wirklich zur Weißglut gebracht hätte, seien seine fehlenden Turnschuhe gewesen. Und während er sich vor den schmunzelnden Zuhörer*innen an den Weltempfängern in Rage redet, verspricht er dem Dieb voller Zorn: „Glaub mir, mein Freund. Du wirst nicht sehr glücklich werden in Deinem Leben. Irgendwann wirst auch Du 16 und jemand wird kommen und Dir Deine Turnschuhe klauen.“
5:35 Uhr: Im Radio ist das natürlich wesentlich lustiger, als wenn ich hier krampfhaft versuche, das von Wladimir erzählte, zuvor von ihm aufgeschriebene und davor erlebte, selber noch mal aufzuschreiben. Aber ganz, ganz kurz erwähnt werden, musste das trotzdem. Ist ja schließlich ´n Konzertbericht.
15:12 Uhr: So. Dann kann´s ja losgehen. Ganz, ganz kurz erwähnt werden muss das hier aber noch: Aufgrund autschn Fuß ist mein sportliches Betätigungsfeld, was sich seit ein paar Monaten immerhin in dem Versuch wiederspiegelt, mit ein paar Halbstarken einem fast runden Ball hinterherzurennen, derzeit komplett ausgelöscht. Will sagen: Wenn es hoch kommt, gucke ich mir mal ein St. Pauli-Spiel auf dem PC an. Doch Morgen kriege ich endlich meine Einlegesohlen und dann soll alles gut werden. Was liegt da näher, als heute ein letztes Mal die Fußfreiheit auszukosten und sich gleichzeitig – trotz Handicaps – zur sportlichen Hochleistung zu zwingen. Und das geht laut Online-Routenplaner wie folgt: Haustür in Witten bis Eventlokalitätenpforte in Dortmund = 12,3 Kilometer äquivalent 2:28 Stunden Fußweg. Dann watschel ich jetzt mal los. One more Büdchentour with myself. Ich muss echt ´n Schaden haben.
15:22 Uhr: Das wird ein langer Weg. Schon drei Teutschland-Fahnen, aber noch kein Büdchen in Sicht.
15:27 Uhr: Ich gehe an zwei Kids, ca. 8 bis 10 Jahre alt, vorbei. Als sie mich erblicken, sagt das Mädchen zu dem Jungen: „Soll ich mir mal ´n Autogramm geben lassen?“ Ich gehe schneller. Was hat die denn geraucht? Oder hat die mich einfach doch nur mit Justin Bieber verwechselt?
15:29 Uhr: Ich bin wirklich von Perplexität gezeichnet, was Witten doch für schöne Ecken hat. Ich sollte sofort eine Gegendarstellung zu dem allseits bekannten Song der Shitlers verfassen. Aber solange in diesem neben der Stadt Witten auch der Fö völlig zu recht gedisst wird, wäre das kontraproduktiv.
15:53 Uhr: Die erste Bude. Gekonnt mache ich einen großen Bogen rum, denn vor mir liegt noch ein weiter Weg und die Vernunft ist bei mir ja sowieso immer viel größer als der Durst. Hüstel.
15:59 Uhr: Ich verlasse Witten und betrete Dortmund-Persebeck. Für die Statistik.
16:26 Uhr: Ich passiere tatsächlich die erste Kneipe auf meinem Weg, die zumal mehr Restaurant als alles andere ist. Ruhrpott, ey. Wat is aus Dich geworden? (Sieh Dich mal an!)
16:36 Uhr: Da ist der Föbusweg. Hier fährt der Bus vom Fö, hihi. Naja, OK…
17:47 Uhr: Ich habe mein Ziel erreicht. Mit letzter Kraft krieche ich in die 200 Meter vom FZW entfernte Bude. Mir tut inzwischen alles weh. Dann fahr ich jetzt mal nach Hause.
23:05 Uhr: Haha, kleiner Scherz am Rande natürlich. Aber jetzt. Gute Nacht!
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