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24. – 27. Oktober 2014, Tour de Hamburg
24.10.14, 19:27 Uhr: Meine Fresse. Endlich angekommen. Der Bully steht angesichts des längeren Aufenthaltes auffem Stellplatz und wir an der Theke des einzigartigen „befried“. Wo auch sonst. Klarer Plan: Erst mal die Speisekarte rauf und runter futtern, dann irgendwo ein-zwei Absacker kredenzen und dann Heia. Muss für den Auftakt reichen.
19:29 Uhr: Die Speisekarte rauf und runter ist bestellt, das Gaffel ist gegriffen und jetzt ab nach hinten in die Sitzgelegenheiten fallen lassen. Und es ist echt zum schießen. Scheiß kleine Welt. Stemmen sitzt auf unserem „Stammplatz“ und lacht sich ebenso schlapp wie wir. Den wollten wir gerade angesichts unserer Ankunft anrufen – können wir uns jetzt wohl sparen.
19:30 Uhr: Kaum hingesetzt, kommt Socken-Schwarzi vom Nachbartisch auf uns zugeschossen. Verdammt, die Welt ist ja noch viel kleiner. Dann teilen wir uns halt die Speisekarte. Wichtigste Erkenntnis bis zu diesem Zeitpunkt: Die Hermann-Brause heißt Hermann-Brause, weil irgendwer zu irgendwem gesagt hat: „Ey, gib mal die Brause her, Mann!“ Und das stimmt angeblich tatsächlich.
23:55 Uhr: Wer hätte das gedacht. Unsere Absacker finden in der Kogge statt und irgendwann verabschieden wir uns fürs erste. Gute Nacht!
25. Oktober 2014, Millerntorstadion und Rote Flora (Hamburg-St.Pauli)
FC St. Pauli vs. Karlsruher SC
Zwakkelmann vs. Millerntoristen
Looser Youth, Count Count
25.10.14, 10:40 Uhr: Ankunft S-Bahnhaltestelle Reeperbahn und auch die Treppen nach oben haben wir geschafft. Dort angekommen schaut uns eine junge Frau mit Kinderwagen samt ordnungsgemäßen Inhalts (will sagen: Kind drin und kein Leergut oder so) prüfend in die Augen und spricht: „Ihr seid wahrscheinlich nüchtern, oder?“ Kurz überlegend antworten wir vermutlich wahrheitsgemäß mit „Joahr“ und haben nach einem Blick in die Runde vollstes Verständnis für die Frage. Sofort gegenseitig Vertrauen fassend, ergreife ich den hinteren Teil des Kinderwagens und habe diesen Sekunden später die Stufen ohne Zwischenfälle herab getragen. Erst unten offenbare ich ihr: „Jetzt kann ich´s Dir ja sagen. Wir haben beide total die Lampen an.“ So viel Witz hätte ich mir selber um die Uhrzeit nicht zugetraut.
14:50 Uhr: Aus, aus, aus – das Spiel ist aus. Aber sowas von Aus. Und das Ergebnis ist fast so traurig wie einst, als der Ausruf seine Entstehung fand. Sabbis zweiter Heimspiel-Besuch und zum zweiten Mal gibt es vier Eier eingeschenkt. Samt Niederlage. Was für ein Dreck. Da hilft nur eins: Ab ins befried, Speisekarte rauf und runter essen und Gaffel trinken.
21:12 Uhr: Mit den Millerntoristen, die heute in den Fanräumen 15jähriges Bestehen feiern, bin ich schon vor etwa 16 Jahren regelmäßig zu den FCSP-Spielen getingelt. Der Prioritätenverlagerung habe ich zu verdanken, dass diese grandiosen Fahrten irgendwann seltener wurden und meinem Aktivitätendrang im Namen des Punkrocks weichen mussten. Zwar erdreiste ich mich immer noch, mich trotz deutlich weniger Spielbesuche in die Fan-Schublade zu stecken, doch die Mädels und Jungs der Millerntoristen bekomme ich leider nur noch sehr selten zu Gesicht. Umso schöner, hier und heute auch einst ans Herz gewachsene Menschen wieder zu treffen, die ich eine Ewigkeit nicht gesehen habe.
21:14 Uhr: Mit Zwakkelmann ist unser Label-Barde mit am Start, um die Anwesenden zu unterhalten. Und da beißt sich die Katze in den drahtigen Schwanz. Denn nicht nur Schlaffke und die Millerntoristen sind am Start, sondern locker eine 15köpfige Horde aus dem Ruhrgebiet, die heute vor allem eins sehen wollen: Das Soli-Festival in der Roten Flora. Und da haben wir verdammt noch mal was gemeinsam. Doof nur, dass wir – sprich Tüddel, Sabbi und ich – darüber hinaus natürlich auch in den Fanräumen sein wollen, Herrn Zwakkelanski zuprosten und mit den Toristen feiern möchten. Da bleibt uns nur übrig, ununterbrochen im Kreis zu laufen. Jetzt gerade haben wir eine halbe Stunde Aufenthalt und in denen, so verspricht Thommy uns von der nicht vorhandenen Flora-Bühne, zelebriert uns seine Loser Youth 23 Songs in 24 Minuten. Dann mal los.
21:37 Uhr: Meine Fresse, da hat einer aber nicht zu viel versprochen. Fantastische Band, großartiger Auftritt, spitzen Ansagen, tolle Texte, super Mucke. Wusste ich zwar vorher schon, weil ich mich davon bereits im Gängeviertel überzeugen lassen durfte, ist aber trotzdem auch beim zweiten Mal keinen Deut weniger großartig. Jetzt aber die Beine in die Hand genommen und ab zu den Fanräumen.
21:52 Uhr: Wo der Zwakkelmann bei unserer Ankunft die ersten drei Songs bereits hinter sich gebracht hat. Drei Altpunks sorgen für Punk im Pott-Atmosphäre und schaffen es den eigentlichen Hauptdarsteller auf der Bühne total zu erfreuen.
22:40 Uhr: Für eine Hand voll Songs kriegt Schlaffen noch von Rönne am Trömmelchen und den folgenden Weekly Carouse am Bass Unterstützung und klingt jetzt fast wie die original Zwakkelmann Big Band. Irgendwie knallt das direkt ganz anders. Wir sind jedenfalls hochzufrieden und rennen jetzt mal schnell weiter im Kreis.
0:05 Uhr: Ich frage mich inzwischen, ob meine Kopfrotierung den unterschiedlichen Biersorten und ihrer Menge oder dem Kreislauf geschuldet ist. Meine miesen Ohren fabrizieren auch wieder ganz fantastische Kapriolen, so dass Tüddel jetzt nicht mehr nur Tüddel heißt, sondern „Tüddel vor neun“, beziehungsweise „Plastic Bomb-Tüddel vor neun vom Ox“. Soviel Insiderwissen muss sein. Drinnen schaffen es Count Count leider lediglich, mich für einen halben Song vor der Bühne zu halten. Aber dafür muss ich mal was ganz anderes abfeiern. Aber nicht jetzt, sondern erst in zwei Minuten.
0:07 Uhr: Denn seit vielen, vielen Jahren schuffte ich mir meinen Rücken kaputt, weil ich diese verfickte schwere Kameratasche immer mit mir rumtrage. In der Flora hingegen verzichte ich gerne freiwillig aufs knipsen und es ist fast sowas wie ´ne Befreiung. Und nach lückenloser bildlicher Dokumentation aus 25 Jahren Konzerten ist das für mich sowas wie der Startschuss in eine neue Ära: Nie wieder Fotos! Nie wieder krummer Rücken! Nie wieder Krieg! Ohne Scheiß: So gerne ich für unser Zine und für die Bands das Teil mitgeschleppt habe, ist es fast schon ein ganz neues Erleben, komplett auf diese „Pflichtfotos“ zu verzichten. Sobald die Stimmung nicht nur akustisch, sondern auch optisch einen Höhepunkt erreicht hat, sah ich mich ja fast schon gezwungen, diesen festzuhalten, um Band und Publikum ihrer späteren Erinnerung auch noch die Farben dazu zu liefern. Jetzt aber von vornherein zu wissen, dass das hier und heute nicht der Fall sein wird, ist alles andere als ärgerlich. Der Rücken schmerzt zwar trotzdem, weil das scheiß Ding sich da noch immer fest beißt. Aber das Köpfchen kann sich voll dem euphorischen Mitnicken hingeben ohne gleich irgendwas auspacken oder gar zusammenschrauben zu müssen.
0:32 Uhr: Ja, Flo. Herzlichen Glückwunsch dann mal. Wo auch immer Du gerade bist. In solchen Minuten zu flüchten ist auch das, was mir in solchen Momenten am liebsten ist. Wir zollen jetzt mal unserem Ruhrpottrhythmus Tribut und dackeln Richtung Stellplatz.
1:22 Uhr: Welcher inzwischen mit geschätzten 60 Wohnmobilen und ähnlichen Gefährten randvoll und ausgebucht ist. Wir haben tatsächlich noch einen halbwegs vernünftigen Platz gefunden. Fern ab der Hauptstraße. Hinter der Mauer, an der wir stehen, befindet sich zwar Mc Scheiße, aber das soll uns nicht weiter jucken. Licht aus und Gute Nacht!
1:23 Uhr: „Herzlichen Willkommen bei Mc Donalds, Ihre Bestellung bitte!“ Verdammt. Da haben wir die Rechnung wohl ohne den lautstarken Mc Drive-Schalter gemacht.
1:25 Uhr: „Herzlichen Willkommen bei Mc Donalds, Ihre Bestellung bitte!“
1:28 Uhr: „Herzlichen Willkommen bei Mc….“ Aaaaaaahhhhhhhhhhh!!
26. Oktober 2014, Sportanlage Feldstraße und Rote Flora (Hamburg-St.Pauli)
FC St. Pauli Alte Herren vs. Teutonia 1910 Alte Herren
RVIVR, Auszenseiter, Nausae
12:33 Uhr: Die Befreiung nimmt ihren Lauf, denn ich finde den schlauen Tickerzettel nicht und muss versuchen mir das nicht gemerkte aus den letzten Löchern meines Siebs zu kratzen. Mit „Tüddel vor Neun“ sitzen wir an Kunstrasenplatz 1 an der Feldstraße hinter der Nordtribüne und erfreuen uns an dem 0:0 Halbzeitstand des Tabellenvorletzten – der 1. Alten Herren des FC Sankt Paulis – und dem Schlusslicht Teutonia 1910. Was für ein Spektakel. Auf der Bank gegenüber friert Edelreservist Stemmen in kurzem Höschen sicher nicht viel weniger als wir und brennt auf seinen ersten Einsatz.
13:01 Uhr: Unter unserem tosenden Jubel und Sabbis Ultra-revolutionierenden Supports („Stemmi vor, noch ein Tor, hihi!“) greift der Trainer 20 Minuten vor Schluss zu seiner Wunderwaffe und diese überzeugt nicht nur uns direkt von seinen Qualitäten, als sie kurz nach ihrer Einwechslung dem Gegenspieler aus der Mauer heraus kräftig in die Arschbacke kneift. Kurze Zeit später fällt das 1:0 für den FC Sankt Pauli.
13:17 Uhr: Der Schiedsrichter hat bereits drei Minuten nachspielen lassen, als ein Allerweltdisput zweier Spieler entsteht. Dieser ist schon längt beigelegt, als der Unparteiische auf den Trichter kommt, beide noch einmal zu sich zu rufen, um dann tatsächlich vier Minuten lang auf beide einzureden, ohne dass diese auch nur ein einziges Widerwort geben. Wir frieren uns währenddessen den Arsch ab und selbst Stemmi dürfte es in dieser Zeit wieder kalt geworden sein. Am Ende gibt es zwei Mal Gelb und vier weitere Minuten Zauberfußball.
13:21 Uhr: Ende. Ich hätte noch stundenlang zugucken können. Die Sanktpaulianischen Alten Herren feiern den – ich glaube – ersten Saisonsieg und Sabbis Bann ist endgültig besiegt. Nie mehr 0:4. Nie mehr irgendwas Schlechtes. Wir gehen jetzt mal ins befried.
13:33 Uhr: Olli ist heute wieder nicht zum rasieren gekommen, was aber auch daran liegt, dass er mit seiner Freizeit besseres anzufangen weiß. So erklärte mir der befried-Cheffe jedenfalls letztens die Tatsache seiner Kinnbehaarung und ich fand das tatsächlich ebenso witzig wie überzeugend, dass ich mir das für jetzt zu recht gelegt habe. Dann bitte einmal die Speisekarte rauf und runter und ein Gaffel.
18:01 Uhr: Scheiße, was für ein angenehmer Tag. Auf dem Balkon des Jollyday-Inn, dem Jolly Roger-FCSP-Fankneipen-eigenen Hostels, genießen wir zunächst die paar Sonnenstrahlen, da in diesem ein großer Teil der Recklinghausener Bande nächtigt und latschen dann die Elbe entlang, schiffern mit dem HVV-Nahverkehrsdampfer zurück und stehen jetzt mit einem Bierchen in der Hand vor der Bühne in der Flora, wo tatsächlich pünktlich die erste Band loszockt und ich einen unendlich langen Satz geschrieben habe. 18 Uhr Konzertbeginn – warum auch nicht, an einem Sonntag. Können sich gerne andere Lokalitäten ein Beispiel dran nehmen.
19:31 Uhr: Die ersten beiden Kombos hatten zwar leider wenig mit meinen bevorzugten Genres zu tun, das ändert aber nix an der Tatsache, dass alles toll ist. Und jetzt betreten gleich, vor einem rappelvollen Raum, RVIVR aus Washington die Bühne, von denen Socken-Daniel und scheiß Gesamtscheißen-Daniel bereits im Vorfeld mit leuchtenden Augen berichteten.
19:36 Uhr: Uah! Und das völlig zu recht. Scheiße, sind die gut! Meine befreite Schulter, ich, alle anderen und vermutlich gerade die halbe Welt, sind hellauf begeistert und ich wackel jetzt nochmal schnell zur Theke und dann ratzfatz zurück vor die Bühne.
22:48 Uhr: Wir gehen nochmal eine Kleinigkeit essen, verabschieden uns so gut es geht von allen, die wir noch zu Gesicht bekommen und blicken auf einen einmal mehr fantastischen Aufenthalt zurück. Jetzt aber schnell den Drive In-Schalter kaputt kloppen und dann schön Heia gemacht. Auf bald da oben und Gute Nacht!
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