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12. Dezember 2014, AKZ Recklinghausen
Die Bullen, Alternativlos, Fluchtpunkt
12.12.14, 7:49 Uhr: Das AKZ Recklinghausen ist eins dieser liebenswerten DIY-alternativen Kulturzentren, welches dank des Engagements junger Leute individuelle und selbstbestimmte Arbeit verschiedenster Aktionsformen abseits des vermarkteten Kultur-Mainstreams ermöglicht. Der gut ausformulierte Teil stammt von der AKZ-Homepage, der plump ergänzte von mir. Um es mit leichteren Worten auszudrücken: Hier haben ein paar fitte junge Menschen über einen langen Zeitraum was gesucht (Räumlichkeiten), was gegründet (Verein) und was auf die Kette gekriegt (AKZ). Und mit dem Bewusstsein, wofür diese Räumlichkeiten stehen, welch langer Atem dafür notwendig war und was hier geboten wird, geht mir bei jedem Besuch das Herz auf. Hier, in Schwerte, in Wuppertal, in Mülheim und wo sonst noch überall. Mit teils ähnlichen, teils verschiedenen Geschichten und Umsetzungsformen. Die Umstände, dass im AKZ nur einmal monatlich ein Konzert stattfinden kann, es für den gemeinen Mittelruhrpottler nicht immer die beste Rückfahrverbindung gibt und meine Besuche dort entsprechend rar gesät sind, erhöhen die Freude auf den Abend zusätzlich.
8:02 Uhr: Die Grundvoraussetzungen sind nahezu perfekt. Die Betonung liegt auf „nahezu“. Draußen plästert es seit gestern wie Hulle, denn Hulle kann alles. Außerdem hat der Wetterdienst orkanartiges Unwetter-Sturm-Fontänen-Gebrause vorhergesagt und ich bin scheiße erkältet. Diese Art von Erkältung, wo man sich nachts alle drei Minuten umdreht, damit die Rotze ins andere Nasenloch läuft, um sie auf den Weg dorthin raus zu katapultieren. Punkt. Was aber irgendwie nicht viel bringt, weil sich bis zur Chance wieder müde zu werden, eine erneute Ladung angesammelt hat und die Atemwege verstopft. Bäh! Ich glaube das hatten wir schon mal. Na Latte, soviel Einleitung muss sein. Und ihr ahnt sicher schon, auf was das hinaus läuft. Genau, jetzt kommt mal wieder die rhetorischste aller Rhetorischen Fragen ever: Was liegt da näher, als sich auf die 5 Kilometer lange Büdchentour vom Bahnhof Herne zum AKZ Recklinghausen zu begeben¿ Die Rhetorische Antwort liegt in Eurer Hand.
17:12 Uhr: So langsam zweifel selbst ich an der Sinnhaftigkeit unserer Idiotie. Sturm und Regen sind im Laufe des Tages noch deutlich heftiger geworden. Am Ziel unserer Reise hat man schon vorzeitig aus Sicherheitsgründen den Weihnachtsmarkt geschlossen. Die Böen betragen teilweise 100 km/h. In Grevenbroich ist ein LKW umgekippt, in Kaarst der große Weihnachtsbaum des gleichnamigen Marktes. Ich starte einen letzten digitalen Frageruf hinsichtlich der Überzeugung der anderen Teilnehmer unserer Reise. Sprich Lars. Die Antwort bleibt aus. Wer hätte das gedacht. Dann geh ich jetzt mal los.
17:17 Uhr: OK, ich muss zugeben, dass ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Es ist alles noch viel schlimmer. Nach dem zweiminütigen Fußweg zur Bushaltestelle bin ich inklusive Unterwäsche komplett pitschnass. Selbst in meinen Augen sammeln sich kleine Seen. Meine supertolle neue Winterjacke habe ich ausgewählt, weil sie unten nicht wie ein offener Sack geformt ist, sondern den Arsch schön umgarnt und dann unterhalb wieder eng zusammen läuft. Genauso vorne, nur irgendwie höher. In meinem Alter kann man sowas bei dem Wetter ruhig mal tragen. Nur leider hat dieser Schnitt den Effekt, dass das abperlende Regenwasser nicht etwas nach unten fällt, sondern direkt vorne in die Hose läuft. Zum Glück sind auch die Beine pitschnass, sonst sähe es aus, als hätte ich mir ordentlich in die Buxe gestrullt. Die sich winkend ankündigende Blasenentzündung grinst mich überlegen an. Geil, und gleich über 1 Stunde Büdchentour durch die Suppe. Was man nicht alles tut, um bei der Ankunft cooler dazu stehen, als alle anderen. Mit der Jacke aber auch bitter nötig.
18:14 Uhr: Umsteigung. Rotze läuft mir aus der Nase, ich hab Kopfschmerzen und Ohrensausen und bin extrem knötterig. Ich muss zugeben, dass die Büdchentour auf dem Spiel steht.
19:17 Uhr: Lars und Franzi haben Verspätung, weil deren Zug ausgefallen ist. Mir das mitzuteilen ist leider erst verspätet möglich, da das smarte Phone ebenfalls den Witterungsbedingungen zum Opfer gefallen ist. Zum Glück beharren die beiden angesichts dessen, was vor dem Bahnhofsgebäude an Sintflut abgeht auch nicht sooo darauf, dass wir unseren Plan detailliert umsetzen. Die Alternative: Büdchentour mit dem Bus. Ist mal was neues, macht nicht jeder.
19:28 Uhr: Cool, der Busfahrer spielt schon mal mit und bemerkt angesichts unserer dilettantisch versteckter Kannen lediglich: „Ey… dat Leergut nehmta abba hinterher mit raus.“ Im Fö treffen wir ein paar Vollasis, die ebenfalls zum Konzert wollen und uns unter Einsatz körperlicher Gewalt daran hindern, unsere Vorhaben so umzusetzen, wie wir es vorhaben. Erst an der Endhaltestelle setzen wir unsere Büdchentour fort.
– Anmerkung, 13.12.14, 10:10 Uhr, oberflächliche Korrekturlesung: Haha, ich hab tatsächlich „Im Fö“, anstatt „Im Bus“ geschrieben. Das bleibt jetzt so stehen. Wen wir dort getroffen haben, verrate ich Euch trotzdem nicht. –
20:33 Uhr: Nee, wat is dat schön hier. Immer wieder aufs Neue. ´n Arsch voll netter Leute und alles wundervoll. In einem Anfall von Begeisterung tausche ich meine niegelnagelneue Kompaktkamera gegen eine nicht so neue. Der Grund liegt auf der Hand: Dieses kleine mir überreichte Gerät kann Nasenfotos machen. Back to the roots. Nasenfotos best, fuck the rest. Ich bin total aus dem Häuschen. Alles andere ist egal.
23:03 Uhr: Ich sitze im letzten Bus Richtung da-wo-ich-herkomme. War sonst noch was? Hm, keine Ahnung. Dann mal gute Nacht und tralala: Gute Nacht und tralala.
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