Kapitel 11: Die Goldene Kuchengabel (Kein Hass Da, Hotel Energieball, Stalking The Neighborhood, Hors(e)t im AZ Mülheim)

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Kapitel XI: Die Goldene Kuchengabel

Kein Hass Da, Hotel Energieball, Stalking The Neighborhood, Hors(e)t im AZ Mülheim, am 8. Februar 2014

Dieser Artikel ist Teil des fortlaufenden Romans „Auf der Suche nach der goldenen Pommesgabel“. Infos dazu gibt es hier.

Er machte die Nacht kaum ein Auge zu und rannte am nächsten Morgen sofort und so schnell er konnte zum Essener Hauptbahnhof. Natürlich inklusive gemütlicher standesgemäßer Büdchentour. Dort gab es einen überaus seriösen Goldhändler und er bat ihn, die Echtheit seines Fundes zu prüfen. Nach kurzer Zeit bestätigte ihm der Goldhändler „ja, das ist tatsächlich echtes 77er-Gold“. Er wollte gerade mit einem dreifachen „Zicke Zacke, Zicke Zacke, Oioioi!“ das Ende seiner Suche feiern und den Rest seiner Hansaflasche, sich im Kreis drehend, wild durch den Laden spritzen. Doch da ergänzte der grauhaarige Mann mit dem neckischen Ziegenbärtchen und dem ihm irgendwie bekannt vorkommenden blauen Iro: „Aaaaber! Das ist eine Kuchen- und keine Pommesgabel. Aber das wird ja nicht weiter schlimm sein, zehntausend Euro werden Sie…“, doch er winkte nur ab und zog ohne seine Gabel enttäuscht zurück in den tristen, verregneten Februar-Frühlings-Morgen.

Seinen Frust versuchte er im Keller loszuwerden. In der Folge eines Kreativanfalls hatte er sich vor einiger Zeit ein Siebdruckstandardwerkzeugkasten gekauft. Weit von einer Siebdruckmaschinerie entfernt und nur fürs  rumspielen geeignet. Ein bisschen Siebdruckstoff, ein-zwei Töpfchen Farbe, einen Rakel und sonstigen Kleinscheiß, den man halt benötigte. Er wollte in Sachen Veröffentlichungen schon immer mal etwas kreativer werden und so war der Plan für den dreistündigen Nachmittag ein paar Siebdruck-Cover für das aktuelle Hotel Energiealbum zu basteln. Als er das erste Exemplar bedruckt hatte staunte er Bauklötze: Wow, das sieht ja gar nicht mal so scheiße aus wie befürchtet. Und auch das zweite Exemplar gelang ihm noch mehr als befriedigend. Die Versuche drei bis 20 gingen dafür total daneben. Super! Während andere Menschen nach dem Prinzip „Übung macht den Meister“ nach ein paar Versuchen immer sicherer werden, fing er ganz oben an und plumpste dann runter. Antiheld halt. Nach getaner Arbeit beschloss er, die beiden brauchbaren Exemplare für sich zu behalten, die Special Edition groß anzupreisen und gleichzeitig großkotzig auf „ausverkauft“ zu setzen.

Für den Abend war eigentlich die Couch fest eingeplant, doch da er zu beschäftigt (drei Stunden) und zu faul (Rest des Tages) war, den Musikanten neue Schallplatten vorbei zu bringen, raffte er sich des Abends auf um mit der U-Bahn ins malerische Mülheim an der Ruhr zu gondolieren. Eine Fahrt mit Premierencharakter, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren ließ er seine Rückenbelastende schwere Knipskiste zu Hause und packte lediglich das Kompaktgerät in die dafür eingenähte Jackentasche seiner Jacke. Soso.

Für die Fahrt hatte er viel zu wenig Nahrung eingeplant, was ihm spätestens bewusst wurde, als die etwa 55jährige, 150cm x 120kg-förmige junge Dame mit unglaublichem Bierbauch und Playboy(!)-Jogginghose vor ihm stand und sein Leergut haben wollte. „Tut mir leid, ich hab nur die eine und die ist noch halb voll“, musste er sie enttäuschen. Er konnte froh sein, bereits in festen Händen zu sein, denn so würde das sicher nie was mit den Frauen werden.

Im Autonomen Zentrum angekommen hatte die erste Band namens Hors(e)t bereits begonnen. Das war für Azettische Verhältnisse äußerst ungewöhnlich, denn die Uhr zeigt gerade einmal halb Neune. Musikalisch nicht gerade sein Genre, also verzogen sie sich in die hinterste Ecke des Kneipenraums und taten, was man in einer Kneipe halt so tut. Die bekannten Gesichter tendierten gegen Null, was ebenso ungewöhnlich war. Plant hier etwa irgendjemand was? Gibt´s gleich einen lauten Knall und vom Himmel fällt die Goldene Pommesgabel?

Natürlich nicht, Du Spinner. Drei Hände bekannter Menschen trudelten noch ein und der Abend lief ohne große Spektakulationen nahezu routinemäßig ab. Stalking The Neigborhood tasteten sich schon eher an seinen Musikgeschmack heran, rissen ihn aber leider nicht vom Hocker. Hotel Energieball war wie immer ein echtes Highlight und auch das Publikum taute für die letzten drei Lieder richtig auf. Und Karl Nagels „Kein Hass Da“ wusste zu belustigen und zu gefallen. Und dann war es an der Zeit tränenreichen Abschied zu nehmen.

Eigentlich würde so ein Standardtanzabend an dieser Stelle enden, doch da hatte er den Dings ohne den Bums gemacht. Am Essener Hauptbahnhof stolperte ihm tatsächlich Schlaffke, in Begleitung seiner Lebensgefährtin Anne und dem Wandersänger Michel vor die Füße. Schlaffke Wochenendnachts einmal außerhalb nicht eigener Konzerte und außerhalb seines Volkswagens, in dem er gerne schon mal volltrunken nächtigte, zu sehen, war ein wohl einmaliger Vorfall. Und entsprechend groß war das Freudengelächter. Zwei Stunden standen sie da und lachten erst mal nur. Genug getrunken dafür hatten ja alle.

Schlaffke, den er mit seiner Figur „Zwakkelmann“ samt Big Band seit einer Epoche mit 100jährigen Knebelverträgen an sein Label gebunden hatte (zumindest bildete er sich das ein, denn in Wirklichkeit war es so, dass er sich immer wieder auf die drastischen Forderungen des abgebrühten Künstlers am anderen Ende der DSL-Leitung einließ), hatten tatsächlich einen einstündigen Aufenthalt am Essener Hauptbahnhof, obwohl sie bereits im richtigen Zug nach Wesel gesessen hatten. Denn auf dem langen Weg von Bochum nach Essen fiel Schlaffunski plötzlich ein, dass er mal urinieren könne und in dem Zuggefährt waren dafür leider keine Vorrichtungen vorhanden. Ein echter „Schlaffke“, ein echter „Vollhorst“.

Also lachten sie nochmal zwei Stunden und zogen dann die letzten Kilometer amüsiert nach Hause. Mit ohne Goldene Pommesgabel, die er sicher schon ganz bald finden wird.

Fortsetzung folgt.


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