Kapitel 18: The same procedure (Kackschlacht, Annotation, Mann kackt sich in die Hose, Snitch A Snatch im AK47, Düsseldorf)

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Kapitel XVIII: The same procedure

Kackschlacht, Annotation, Mann kackt sich in die Hose, Snith A Snatch im AK47, Düsseldorf, am 14. März 2014

Dieser Artikel ist Teil des fortlaufenden Romans „Auf der Suche nach der goldenen Pommesgabel“. Infos dazu gibt es hier.

Als er vor einigen Jahren seinen Erstwohnsitz nach Witten verlegte, wurde ihm schnell bewusst, in was sich diese Stadt von anderen Ruhrgebietsstädten wie Duisburg, Oberhausen, Essen, Bochum and weiteren, unterschied. Es war die bescheidene Anbindung an den öffentlichen Nachverkehr, die zu später Stund des Nachts nur mangelhafte Eigenschaften aufzuweisen hatte. Auch wenn einige Bewohner*innen immer mal gerne den besonders großen „Asifaktor“ oder die „Gefährlichkeit“ einzelner Städte propagierten, war er sich sicher, dass der ganze Rotz sich kaum unterschied. Es war in jeder Stadt ähnlich gleich oder ähnlich beschissen. Je nach Blickwinkel. Lediglich innerhalb der Städte gab es gewisse Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Stadtteile, die aber auch nur an Hand eines Querschnitts ihr Image aufbauen konnten, welches häufig maßlos übertrieben war.

Und so war ihm bewusst, dass jegliche Erlebnisse nicht etwa „typisch Gelsenkirchen“ oder „typisch Witten“ waren. Schon gar nicht das, was ihm am Freitagmorgen widerfuhr, als er zur Ablenkung an die ständigen „wo finde ich bloß die Goldene Pommesgabel“-Gedanken, ein Stück über den Rad- und Wanderweg „Rheinischer Esel“ spazierte. Dort saßen zu früher Stund am Wegesrand zwei Bier trinkende Männer und zu dessen Füßen lag ein niedlicher, flauschiger Hund. Eine Edeldame, in derer Begleitung sich ebenfalls ein Hundetier befand, bat die beiden kurz zur Konversation und sprach: „Ist das ein Rüde?“ Es war offensichtlich, dass ihr vierbeiniger Begleiter gegenüber gleichgeschlechtlicher Artgenossen, gerne Mackerhaftes Verhalten an den Tag legte und ihr war nicht daran gelegen, es auf eine direkte Konfrontation ankommen zu lassen. So nahm einer der Herren einen kräftigen Schluck aus seiner Ritter Export-Flasche und sprach: „Jou!“ Der andere der beiden Männer schreckte hoch und merkte – sich sichtlich belogen fühlend – protestierend an: „Wat? Dat is ´n Rüde? Mich hasse doch ganz stolz erzählt, datt dat ´n Cocospanier sei.“

Wenige Stunden später erfolgte die Aufnahme der zehnten RilRec-Radioshow. Sein Labelmitbetreiber Lars und er hatten sich für dieses Jubiläum etwas ganz besonderes ausgedacht und ihre wenigen Zuhöher*innen eingeladen, mit ihnen in einem an eine Trinkhalle grenzenden Park in Oberhausen, die Sendung gemeinsam aufzunehmen. Dass dort tatsächlich 18 bunte Menschen erschienen, überraschte die beiden durchaus positiv, doch auch das konnte nichts daran ändern, dass die Aufnahme wie gewohnt als Katastrophe begann und als Desaster endete. Jeder Versuch einen der anwesenden Menschen in die Show einzubinden, scheiterte kläglich, da sie schon lange nicht mehr so fit waren um den Flüchtenden zu folgen. Lediglich Liedermacher Michel zog die Karre durch ein paar musikalische Darbietungen und Witzen, die man gar nicht veröffentlichen darf, aus dem Dreck.

Als die zweistündige Offenbarung im Kasten war, gesellte sich der Großteil der Radio-Gang in den Regionalexpress nach Düsseldorf, um im dortigen AK der Darbietung vierer Bands beizuwohnen. Doch noch bevor das Konzert begann, wurde er von einer Horde Ungläubiger zum „Pommes holen“ überredet. Der anfänglichen Irritation folgte eine gewisse Erleichterung, da er inzwischen seit etwa fünf Stunden gezwungen wurde, Bier Pilsener Brauart zu konsumieren. Doch als sie ihn nach wenigen Metern in eine Pommesbude zogen, verpuffte seine Euphorie. Klar, hier könnte sich natürlich die Goldene Pommesgabel befinden und was zu essen würde er hier auch kriegen. Doch unter „Pommes holen“ verstand er schlichtweg was anderes.

Die Pommes mundeten dennoch. Seine dazu gereichte Gabel war tatsächlich gelblicher Prägung, doch von richtigem Gold war dieses Plastikteil weit entfernt. Also speisten und tranken sie gemeinsam, um anschließend zurück ins AK zu spazieren und so zu tun, als ob nichts vorgefallen wäre.

Die erste Band namens „Snitch A Snatch“ bereitete ihm Freude. Unter anderem stand Keith, der auch bei „The Jim Tablowski Experience“ musizierte, als vollwertiges Bandmitglied auf der Bühne. Den Darbietungen der folgenden „Mann kackt sich in die Hose“  hatte er bereits geraume Male beigewohnt und auch heute konnte die Dame und die Herren ihm ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. „Annotation“ hingegen konnten ihn weniger überzeugen, doch mit der Band „Kackschlacht“ war sein Adrenalinspiegel wieder oben auf. Dank der Playlist, die einen der größten internationalen Erfolge der Band als einen der letzten zu spielenden Songs aufwies, hielt er tatsächlich bis zum Ende – oder fast zum Ende, das wusste er am nächsten Morgen nicht mehr so genau – durch, um im Anschluss eines schönen Abends seine ganz eigenen Pommes zu holen.

Als er seinen dekadenten Zweitwohnsitz betrat, überkam ihn die Befürchtung, dass seine Suche möglicherweise noch lange anhalten würde. Er legte seine Kleider ab, schaltete das Licht aus und schlummerte friedlich ein, bis er die gewohnt wenigen Stunden später mit einem Hämmern im Köpfchen wach wurde. „The same procedure as last weekend,“ dachte er. „The same proceduer as every weekend,” antwortete der Geist.

Fortsetzung folgt.


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