Kapitel 24: Lou Lou (2nd Day/Evening,The Great British Alternative Music Festival at Butlin´s, Minehead)

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Kapitel XXIV: Lou Lou

2st Day/Evening of The Great British Alternative Music Festival at Butlin´s, Minehead, 29. März 2014
mit The Lurkers, Eddie And The Hot Rods, Goldblade, Cockney Rejects, Bad Manners

Dieser Artikel ist Teil des fortlaufenden Romans „Auf der Suche nach der goldenen Pommesgabel“. Infos dazu gibt es hier.

Für den Abend hatte er sich eine Taktikänderung überlegt. Anstatt der großen, kam nur die kleine Knipskiste mit zu den Livedarbietungen. Es gab zwei Gründe: Zum einen würde es eh wieder viel zu voll werden, um das unförmige Gerät lohnenswert einsetzen zu können ohne sich viel zu früh vor die Bühne zu begeben. Der Hauptgrund war ein anderer: Die große Kamera behinderte ihn bei der Suche nach der Goldenen Pommesgabel. Jaja. So langsam nervte es ihn auch, den Schwachsinn immer irgendwie einbauen zu müssen.

Als sie 45 Minuten vor der ersten Band die Zweithalle betraten, standen Vater und Sohn wie gewohnt bereits mittig vor der Bühne am Gitter. Jedoch hatte Sohnemann Vater dieses Mal kein Bier mitgebracht, sondern ein blaues Slurpgetränk mit Strohhalm. Ob das so besprochen war oder ein erster Akt von Rebellion konnte er nicht erkennen. Doch die väterlichen Tanzeilagen blieben an dieser Stelle aus.

Auch um diese Zeit hatte er den Sohn als Schuldigen auserkoren, dass er nicht der jüngste Anwesende männlichen biologischen Geschlechts bei den abendlichen Darbietungen sein sollte. Würde er hier auf der Bühne stehen, würde man ihn vermutlich sogar als Teenie abstempeln. Zumindest bei den 1976 gegründeten The Lurkers, die ihn tief beeindruckten. Deren 77er-Punkrock gefiel ihm ausgesprochen gut. Gitarrist Dave Kemp, der sicher schon 60 Jahre auf dem Buckel hatte, war agil wie manch 20jähriger nicht. „Und endlich rotzt auch mal einer auffen Boden,“ ergänzte unser Antiheld sinnentleert und musste an The Kleins-Bassist Haui denken, der hier möglicherweise seinen verdienten Lebensabend als Musikant feiern könnte. Die personelle Überschneidung in Form von Sänger Arturo Bassick, der auch bei 999 den Bass bediente, war ihm bisher neu, doch wusste auch dieser dermaßen zu überzeugen, dass er all den Scheiß um sich spontan vergessen konnte.

Während es in beiden Hallen inzwischen schwer erträglich warm war, duftete es in den durchlüfteten Eingangsbereichen parallel nach Cacharel Lou Lou Eau de Parfum, woraus er sich keinen Reim machen konnte. Seine Freundin vermutete, dass sie diese Flüssigkeit möglicherweise als Reinigungsmittel einsetzten und wahrscheinlich hatte sie recht.

Von den folgenden Eddie And The Hot Rots nahmen sie trotz Wohlwollens nur drei Musikstücke mit, da sie diese Band in wenigen Tagen noch einmal sehen sollten. Sie entschieden sich einen Abstecher in den Hauptsaal zu unternehmen, da es dort deutlich luftiger war. Auf der Bühne standen hier Goldblade, die ihnen deutlich weniger gaben, so dass sie sich damit beschäftigen konnten, vorbeiziehende Menschen in Superheldenkostümen zu zählen. Das Resultat überraschte, denn es waren mehr Superhelden als Skinheads zugegen. Mit dem Ergebnis ihrer Erhebung wandte er sich an die Theke und wollte dieses gegen die Goldene Pommesgabel eintauschen, scheiterte jedoch kläglich. Immerhin bekam er im Tausch ein Bier. Allerdings nur gegen 3,90 Pfund.

Die Haupthalle war ein Riesending und fast so groß wie der Empress Ballroom in Blackpool. „Haha, jetzt wißta bescheid, wa?!“ dachte er mit einem Hauch von Arroganz im Anflug. Na auf jeden Fall war sie größer als das Wageni.

Sie zogen noch einmal in die Zweithalle mit dem irreführenden Namen „Reds“ und bekamen am Rande des Raumes und nahe der Theke noch einen Sitzplatz, den beide wirklich gebrauchen konnten. Auf der Bühne boxte sich der Cockney Rejects-Sänger durch Luft und Nebel und es wäre wohl eher kontraproduktiv gewesen in diesem Moment die Bühne zu erklimmen und diesen nach der Goldenen Pommesgabel zu fragen. Sie zogen noch einmal in die Haupthalle und bekamen am Rande des Raumes noch etwas Luft, die beide wirklich gebrauchen konnten. Auch von Bad Manners bekamen sie nicht mehr viel mit und beschlossen auf Vorfreude auf den nächsten Mittag umzuschalten, denn dann sollte TV Smith um 13:30 Uhr vor sicher noch nicht so vielen Merkwürdigkeiten aufspielen. Und wenn der nicht die Goldene Pommesgabel im Gepäck hat, wer denn dann?

Fortsetzung folgt.


Fotos und Bericht stehen unter einer Creative Commons Lizenz.

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