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39. Kalenderwoche 2015
Begleitung: Jim Le Bob (Musike), Roland Adelmann (Lesung)
Örtlichkeit: Veganisierbar, Essen
Dienstag, 22. September 2015, 4:37 Uhr, Residence Witten
Lohnknechterei nach dem Urlaub, 2. Woche. Ich schaffe es mal wieder, meinen Astralkörper noch vor dem Weckergeläute aus der Koje heraus zu rollen. Guten Morgen Nachbarn unter uns. Die Schlitze meiner Augen öffne ich nur so weit, wie es gerade nötig ist, um nicht mal wieder gegen die Türkante zu rennen. Im Bad angekommen, wunder ich mich, dass Sabbi wieder diese B12-Zahncreme gekauft hat. Ich fand die ja noch nie so pralle, aber jetzt scheinen sowohl Konsistenz, als auch Geschmack, dermaßen Opfer einer dieser modernen „neue Rezeptur“-Konsument*innendazugewinnungsmaschen geworden zu sein, dass mir das zweiminütige Säuberungsmanöver meiner letzten Beißerchen (die mit dem Salzstangentrick) durchaus langatmig erscheint. Als ich im Anschluss dieser Prozedur endlich mit leichtem Ekel meinen Mund bewässere, studiere ich die Tube und stelle fest: „Alvera – Reinigungsmilch“. Das hat mit Zahn, das hat mit Putz, das hat mit Zahnputz nix zu tun. Na was soll´s. Schönheit kommt ja bekanntermaßen eh von innen.
Donnerstag, 24. September 2015, 12:01 Uhr, Dekadence Essen
Ach wat herrlich. In fünf Stunden trudel ich zwecks Aufbau in der Veganisierbar ein und nun steht fest, dass wir mit unserer kompletten Durchführungsbande am Start sind: Tüddel reist schon heute aus ihrem neuen Wohnsitz Hamburg an und setzt sich mit Sabbi an die Kasse. Lars, gestern erst aussem Urlaub gekommen, wird wie gewohnt an den Reglern drehen. Steffi und Ente sorgen hinter der Theke für das leibliche Wohl. Bleibt ihnen ja auch nix anderes übrig. Und ich werde nach der ganzen Vorabplanung und dem Aufbau doof in der Ecke sitzen und Bier trinken. Geile Scheiße, ich freu mich wie Hulle sein Sohn. Um mal etwas Abwechslung in die Euphoriebekundung zu bringen.
Leider gibt es unendlich viele Parallelveranstaltungen, so dass ein gemütlicher, familiärer Rahmen zu erwarten ist. Na wir werden sehen. Jetzt erst mal n Kaffee. Bis später.
Donnerstag, 24. September 2015, 17:41 Uhr, Veganisierbar Essen
Der Kram ist aufgebaut und auch der Musikant in Form von Jim Le Bob, rauscht bereits tiefenentspannt um die Ecke. „Jim Bob, wow, gut siehste aus. Hast ja wieder voll abgenommen!“ „Klar. Musse am Wochenende nur genug Kokain nehmen, dann geht dat wie von selbst.“
Donnerstag, 24. September 2015, 17:52 Uhr, Veganisierbar Essen
So, in wenigen Minuten müsste auch Lars anrauschen und dann kurz Soundcheck und feddich is die Laube. Haha, kleiner Scherz am Rande. Denn da – ich habe das Handy bereits in der Hand und warte drauf – trudelt die obligatorische SMS ein: „Hab den Zug verpasst, komm ne halbe Stunde später.“ Ich glaube, Lars hat auf seinem Handy so ne Baukasten-SMS-App. Da muss er dann nur noch auf die Felder „halbe Stunde“, „Stunde“ oder „drei Stunden“ klicken und schon geht die Verspätungsnachricht auf Reisen.
Donnerstag, 24. September 2015, 18:22 Uhr, Veganisierbar Essen
So, in wenigen Minuten müsste auch Tüddel anrauschen und dann kurz Kasse hinstellen und feddich is die Laube. Da trudelt ne SMS ein: „Hab den Zug verpasst, komm ne halbe Stunde später.“ Ich glaub mit dieser Baukasten-SMS-App hat jemand echt ne Marktlücke entdeckt.
Donnerstag, 24. September 2015, 18:52 Uhr, Veganisierbar Essen
So, in wenigen Minuten müsste Tüddel dann tatsächlich anrauschen und dann kurz Kasse hinstellen und feddich is die Laube. Da trudelt ne SMS ein: „Scheiße, die Anzeige in der U-Bahn stimmte nicht. Bin eine Haltestelle zu früh ausgestiegen.“ Ich glaub diese Baukasten-SMS-App ist tastsächlich schon ganz schön ausgereift.
Donnerstag, 24. September 2015, 21:27 Uhr, Veganisierbar Essen
Die Kasse ist abgebaut. Bei 6 Zahlenden habe ich aufgehört zu zählen. Vermutlich, weil es nix mehr zu zählen gab. Schieben wir es mal auf die zahlreichen Parallelveranstaltungen. Roland Adelmann hat sein erstes Set durch. Wie es war? Keine Ahnung. Meine geschädigten Ohren haben einmal mehr Probleme, das gesprochene Wort und die daraus resultierenden gesprochenen Sätze, zu verarbeiten. Ein souveräner Auftritt sei Roland dennoch bescheinigt, da mir immerhin die Flüssigkeit des Vortragens auffällt. Grund genug für mich nach jedem Kapitel die Riege der wild Applaudierenden anzuführen – auch wenn ich nix verstanden habe.
Da fällt es mir bei Jim Bob schon deutlich leichter, was aufzunehmen. Denn da kommt es auch auf die Klangfolgen an, so dass ich zumindest mit den Füßchen wippen kann. Wipp, wipp. Wenn ich mich so umgucke und in die Leere starre, sag ich mal, dass da jemand Perlen vor die nicht mal vorhandenen Säue wirft. Die Entertainerqualitäten des Musikanten sind einmal mehr berauschend und animieren mich zum lachenden Kopf schütteln. Jim Bob wie er leibt und lebt.
Donnerstag, 24. September 2015, 22:57 Uhr, Veganisierbar Essen
Eigentlich wollte Roland noch einen lesen, aber inzwischen haben sich die Reihen dermaßen gelichtet und die Zeit ist bereits so vorgeschritten, dass ich nach Jim Bobs zweitem Set routinemäßig auf den ABBA-Ordner klicke und Dancing Queen durch die Kneipe schallt. Es hätte auch wirklich keinen Sinn mehr gemacht, hier noch einen dran zu hängen. Selbst die Hälfte der helfenden Hände ist bereits weiter gezogen, um noch ne U-Bahn ins AZ Mülheim zu kriegen.
Donnerstag, 24. September 2015, 0:12 Uhr, Nachtexpress
Altenessen was ist los? In meiner vierwöchigen Abwesenheit auf einmal gentrifiziert worden? Ich glaube in den letzten zehn Jahren kann ich mich an keinen Nachtbus erinnern, in dem nicht mindestens zwei Securityschränke mitfuhren. Und jetzt sitzen hier alle ohne Anstandsbewachung, flippern brav auf ihren digitalen Dingern rum und sind friedlich. Hoffentlich kriegt das niemand von diesen Kommentarschreibern der lokalen Onlinetageszeitung mit. Die würden ja vom abendländischen Glauben abfallen. Ich für meinen Teil versteck jetzt mal gut meinen schlauen Zettel, bevor ich den verliere und mir all die spektakulären Sensationsereignisse dieses denkwürdigen Abends abhanden kommen. Gute Nacht!
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