Diary 2015/27. KW: 2nd District @ Riff, Bochum (Coolibri Stage/Bochum Total)

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27. Kalenderwoche 2015

Begleitung: 2nd District

Örtlichkeit: Riff, Bochum (Coolibri-Stage im Rahmen von Bochum Total)

Donnerstag, 02. Juli 2015, 16:11 Uhr, Residence Witten

Die letzten Tage habe ich damit verbracht, eine Feldstudie zu führen, um heute den empirisch herbeigebrachten Beweis auf den geschmolzenen Asphalt zu rotzen:

81 % aller Pundesteutschen, die bei über 33 Grad und Sonnenschein von „schönem Wetter“ reden, machen das nur, um gesellschaftlich nicht isoliert zu werden. In Wirklichkeit kotzen die nämlich Gift und Galle, weil diese beschissene Schwitzerei tierisch auf den Sack geht. Ganz unbeschwert heraus kotzen jedoch nur 12 %. Der verbleibenden 7 % sind eh Suizidgefährdet. Dabei habe ich bewusst die 75% aller Männer und 59% aller Frauen, die laut der International Association for the Study of Obesity (IASO), als „zu dick“ gelten, gar nicht erst befragt.

Die von mir erforschte durchschnittliche Wohlfühltemperatur-Unter- und Obergrenze liegt in Teutschtland bei 7 bis 22 Grad. Genau mein Empfinden. 7 Grad ist die empfohlene Temperatur für ein Pilsbier und bei 22 Grad Tageshöchsttemperatur ist die Gefahr, dass das Wetter einen verstärkenden Einfluss auf den Kater am Folgetag hat, noch so gerade ausgeschlossen.

Die Rollos in unserer Hütte sind komplett unten und das Wohlbefinden ist trotzdem im Keller. Im Schlafzimmer, in dem ich die letzen beiden Nächte schon kein Auge zugemacht habe, sind dank Halbschräge gemessene 37 Grad. Ich brauche dringendst einen Gegenschmerz zu dieser Hitze. Was bietet sich da eher an, als Bochum Total.

Donnerstag, 02. Juli 2015, 17:37 Uhr, Witten Hbf

Ich stehe am Gleis und warte auf den Zug. Auf den einzigen Zug, der sich grundsätzlich nie verspätet, da er nicht zur Teutschen Bahn gehört. Die letzten Meter musste ich ganz schön hetzen, um ihn noch zu kriegen. Inzwischen hat er 35 Minuten Verspätung und ich öle wie Sau eben nicht ölt, weil sie keine funktionsfähigen Schweißdrüsen besitzt. Angeblich soll er jetzt aber gleich kommen. Ich freue mich.

Donnerstag, 02. Juli 2015, 17:39 Uhr, Regionalbahn

Geil. Gefühlte 7 Grad dank Klimaanlage. Wundervoll. Das Aussteigen, welches entsprechend gefühlte 30 Grad mehr mit einem Schlag verspricht, wird sicher noch wundervoller.

Donnerstag, 02. Juli 2015, 18:12 Uhr, Straßenbahn

Ich habe keine einzige Band gesehen, kein Bier getrunken und eine große Runde gedreht. Der lustigste Typ, den ich gesehen habe, hat ununterbrochen BVB-Lieder gesungen und jeden der Anwesenden dabei mindestens ein Mal in den Arm genommen. Aus meiner Sicht fällt er damit jetzt nicht zwingend aus dem Rahmen, er fiel aber doch irgendwie mehr auf. Ansonsten ist es zwar noch ziemlich leer, aber natürlich durchaus schon so, wie Mensch sich so ein Stadtfest vorstellt.

Es gibt vier Außenbühnen, an denen heute und an den Folgetagen unter anderem The Toasters, Rantanplan, Exilia, Susanne Blech, Ivan & Die Kremlkrauts, Adam Angst und weitere spielen, die mir nix sagen und von bevorzugten Genres entfernt sind. Mit 2nd District und Hotel Energieball auch zwei unserer Labelbands auf. Ich habe mein Ziel für heute jedenfalls erreicht und sitze jetzt in der Straßenbahn zurück nach Witten, zusammen mit schreienden Kindern und dicken, schwitzenden Müttern in Tanktops. Die eine sagt gerade, dass sie sich so auf den Sommer gefreut hätte und wie herrlich das doch heute sei. Dabei wischt sie sich den Schweiß aus den Augen und blinzelt. Macht 82%. Morgen starte ich dank 2nd District den zweiten Versuch. Dann ist es in der City wenigstens auch rappelvoll und 3 Grad wärmer. Ich freue mich erneut und wünsche eine wundervolle Nacht!

Freitag, 03. Juli 2015, 17:07 Uhr, Residence Witten

Ich, der tollkühne Held, trete nun erneut vor die Haustür. Ich werde mich bei dem Wetter sicher nicht maßlos betrinken.

Hoffe ich.

Freitag, 03. Juli 2015, 18:17 Uhr, Bochum Innenstadt

Kaum angekommen läuft vor mir ein glatzköpfiger Kopf her, der nun mal gar nicht nach einem der „Guten“ aussieht. Dann erblicke ich seinen Turnbeutel auf dem Rücken, auf dem prangt: „Kein Gott, kein Staat, kein Fleisch.“ Haha, so kann Mensch sich irren. Also ich jetzt. Kannte ich noch gar nicht den durchaus ebenso witzigen wie großartigen Spruch. Beziehungsweise ich kann mich nicht mehr daran erinnern.

Freitag, 03. Juli 2015, 18:41 Uhr, Riff Bochum

Ich betrete die Lokalität für den heutigen Abend. Anpfiff ist um 19:30 Uhr, die Jungs sind gerade beim Soundcheck und bis auf Volker V. ist auch noch niemand zugegen. Ein erster Blick auf die Preistafel lässt mich erschaudern: 0,25 Liter vom Fass: 3 Euro. Die 0,33-Kanne für Freifuffzich. Haha, da wage selbst ich mich nochmal in die Stadtfestmenschenmenge.

Freitag, 03. Juli 2015, 19:55 Uhr, Riff Bochum

Ein paar Menschen sind tatsächlich trotz der Außentemperaturen und trotz (oder gerade wegen) der Außen-Veranstaltungen gekommen. Die verlaufen sich im weiten Viereck des Riffs natürlich, doch Sänger Magdalla gibt alles und lässt sich beim Versuch das Publikum mitzureißen auch nicht von dieser wundervollen Momentaufnahme beirren: Magdalla mit dem halben Fuß übern Bühnenrand, versuchend die Massen mit einem „come on“ zu elektrisieren und unmittelbar vor ihm steht ein Typ und checkt seine neusten Smartphone-Eingänge. Dahinter folgt ein vorbildlicher Halbkreis. Großartig. Neue, nee, inzwischen schon alte, geile mobile Welt. Ja, vielleicht bin ich zu kritisch. Aber nicht wirklich.

Da fällt mir gerade diese „Geht mehr auf Konzerte“-Aktion ein. Wenn das Ergebnis davon ein solches ist, bleibt bitte mit dem Arsch zu Hause und checkt Eure verfickten Facebook-Nachrichten im stillen Kämmerlein oder sonst wo.

Freitag, 03. Juli 2015, 20:23 Uhr, Riff Bochum

Ende, Aus, Nikolaus. Schön wär ´s, der würd wenigstens Schnee mitbringen. Und damit meine ich nicht das Scheißzeug für die Nase. Liebe Labelkombo. Ich wünsche mir für die nächsten Shows, bei dem das Publikum jetzt nicht soo euphorisch dabei ist, einen Überraschungseffekt in Form eines „Filmriss“-Covers. Der einst ausgelutschte Gag liegt inzwischen so lange verschlossen in der Schublade, dass er tatsächlich zurück kehren und zu einem realen Revival werden könnte. Zwar haben sich gegen Ende des Konzerts noch ein paar Leute nach vorne gewagt und es gab auch eine Hand voll, die textsicher voll dabei war, aber in dieser recht großen Halle müssen die Funken schon Feuertonnengroß sein, damit sie wirklich überspringen können. Auch wenn mir persönlich der Aufritt als solcher einmal mehr gefallen hat.

 Wir entrichten jetzt noch flott per EC-Karte oder Bargeld den Betrag, der auf unseren Verzehrkarten angekritzelt ist, drücken den Securities unsere dafür verdienten Rauskomm-Chips in die Hand, gehen dann „außen rum“ zur großartigen Cig Köfte-Bude um noch ´ne lecker vegane Dönertasche zu konsumieren und dann geht es ab in die eigene kleine, wenn auch alles andere als heile Welt.

Adam Angst, die mir seit ihrem Bestehen mit grausamen Videos und für mich blöden Interviewaussagen auf den Sack gehen, haben ihren Auftritt als vierte Band im Riff heute übrigens kurzfristig abgesagt. Auf der AA-Homepage findet man dazu genauso wenig wie auf deren Facebook-Seite. Dafür stehen um 22:30 Uhr Mr. Irish Bastard auf der Bühne. Für die Statistik.

Gute Nacht!


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