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35. Kalenderwoche 2015
Begleitung: Bazooka Zirkus, Joseph Boys
Örtlichkeit: Sonic Ballroom, Köln
Mittwoch, 26. August 2015, 19:40 Uhr, Witten-Stockum
Der Wittener Stadtteil Stockum ist nun nicht gerade für seine freakige Bewohnerschaft berühmt. Stadtanzeigermeldungen über Stockum beschränken sich meistens auf ansässige Blumenläden, die ihr 40jähriges Bestehen am Standort feiern. Umso erstaunter bin ich, dass mir soeben auf der Hauptverkehrsstraße ein Geisterfahrer entgegen kam. Und zwar in einem Rollstuhl und nackt. Nein, nackt stimmt nicht ganz. Eine Sonnenbrille hatte er auf und trug einen Blumenstraße auf dem Schoss. War sicher nur kurz gratulieren.
Donnerstag, 27. August 2015, 19:39 Uhr, Veganisierbar, Essen
Lieblingsort, Lieblingsessen, super. Und dieses Mal ganz anders, nämlich mit Family. Ein äußerst seltenes Unterfangen. Bevor ich Mama selber bekoche, lade ich sie lieber mal ein und lasse mich am Ende dann doch selber einladen. Die Urlaubsfotos der letzten 3 Jahre lockern das ganze zusätzlich etwas auf. Nicht, dass es sonst krampfig wäre, daher liegt die Betonung auch auf „zusätzlich“. Und auf „Adolf Abartig“, der plötzlich durch die Türe schießt und sich spontan zu uns in die gemütliche Couchecke gesellt. Unser Glück, denn der hilft unserer Orientierungslosigkeit nahezu durchgehend auf die Sprünge. Da wir unsere Urlaube ja meistens fahrend verbringen („meine Hobbys sind Insekten, Sport und Spazierfahrten im eigenen PKW“, Studio Braun, 2000) – OK, wir steigen auch unterwegs aus, bzw. tingeln spätestens jeden zweiten Tag mit dem Bully zu einem anderen Ort – kommt es häufig vor, dass wir beim Anblick der Fotos gar nicht mehr wissen, in welchem Städtchen welches entstanden ist.
Lange Rede, kurzer Sinn. Die Fotosession läuft dann letztendlich so ab. Ich: „Scheiße, wo war das denn nochmal?“, Sabbi: „Keine Ahnung.“, Addi: „Strand“. Vier Fotos später: „Verdammt, und das?“, Sabbi: „Weiß nicht.“, Addi: „Bauernhof.“ Und so weiter und so fort. Nach dem dritten Foto sparen wir uns die eigenen Überlegungen und Worte, da Addi in weiser Voraussicht den sich wiederholenden Fragen vorausgreift: „Straße“, „Eichhörnchenpark“, „Friedhof“.
Freitag, 28. August 2015, 18:42 Uhr, Residence, Witten
Wir fassen einen spontanen Entschluss und fahren nach Kölle. Hellaf! Dort gastiert unsere Labelkombo Bazooka Zirkus im wundervollenschönen Sonic Ballroom. Da waren wir zum einen ewig nicht und zum anderen sind Bazooka Zirkus-Konzerte inzwischen rar gesät. Um die Zukunft der vier Herren dingsen sich nicht enden wollende Gerüchte und selbst ich weiß nicht einmal, was nun wirklich für die nächsten 25 Jahre geplant ist.
Wenn wir sonst am Freitag nach Köln fahren, krieg ich im Regelfall die Megakrise, da der Stau arg an meine Nerven nagt. Heute kann mir das nicht passieren. Wir haben uns auf 15 Kilometer „Stopp und Gehe“ eingestellt, ich habe zwei kleine Bierchen im Arm und weiß, dass mich heute nix aus der Ruhe bringen kann. Los geht´s.
Freitag, 28. August 2015, 19:05 Uhr, Witten-Heven
Es ist Zeltfestival am Kemnader See. Das heißt, dass Hinz und Kunz von nah und fern kommen. Und das heißt, dass wir noch immer nicht auf der Autobahn sind, da bereits davor Stau ohne Ende ist. Ich krieg die Megakrise.
Freitag, 28. August 2015, 20:12 Uhr, Well Being, Köln
Ich bin super entspannt. Wir durchlaufen unsere persönliche, obligatorische Running Order und sind ins Well Being eingekehrt, weil da is lecker für zum essen. Auf meinem Teller liegt die TOP 5, der zu Blähungen führenden Köstlichkeiten: Kohl, Zwiebeln, Paprika und so weiter. Sollte die Besucherschaft im Sonic Ballroom heute Abend zur Hauptband bereits zu großen Teilen verschwunden sein, so liegt das nicht an Euch, liebe Labelband.
Freitag, 28. August 2015, 21:22 Uhr, Sonic Ballroom, Köln
Hach wat is dat schön. Wiedersehensfreude. Die Jungs, Ricci und Parki, alle lange nicht gesehen. Und auch der Sonic Ballroom wird imaginär umarmt. Dann geh ich mal rein und vergraul das Publikum.
Freitag, 28. August 2015, 23:55 Uhr, Sonic Ballroom, Köln
Menschenleiber reiben aneinander, der Schweiß tropft nur so von der Decke. Die Wände wackeln bedrohlich, der Boden ist ein Meer aus Bier, Schnaps, Blut und Körperflüssigkeiten. Der ganze Laden pogt wild umher, die Menschen mit Cuts über den Augen sind unzählbar. Draußen hören wir Sirenen, während wir inzwischen die Kettenfettflasche an uns gerissen haben und die leeren Pinnchen in Kopfhöhe durch die Schwaden des Raumes werfen.
Nur halt nicht hier und nicht heute Abend. Zwar hat sich der Ballraum noch gut gefüllt, die Euphorie im Publikum war allerdings auch schon mal größer. An Bazooka Zirkus liegt das jedenfalls nicht, denn die haben – genau wie Sabbi und ich – ordentlich Spaß und legen einen verdammt guten Aufritt hin. Das Publikum weiß das auch mit artigem Applaus zu würdigen, doch die Bewegungsintensiveren Menschen sind heute leider überwiegend bei Konkurrenzveranstaltungen in der Nachbarschaft. So munkelt Mensch zumindest. Nichtsdestorotz bin ich glücklich und zufrieden und darf hinsichtlich der Zukunft von Bazooka Zirkus verkünden:
Keine Ahnung. Selbst die Band weiß es derzeit nicht so richtig. Tot ist jedenfalls anders und da die erste Probe seit langem allen Beteiligten bereits großen Spaß bereitet hat, dürfte der Weg weiter gehen. Ob früher oder später ein 3. Album erscheinen wird ist genau so ungewiss wie alles weitere. Wir werden sehen.
Ein weiterer Aufritt steht jedenfalls schon: Am nächsten Dienstag spielen Bazooka Zirkus ein Akustikset (!) im White´s in Koblenz. Kann nur gut werden. Wer die Möglichkeit hat: Hin da! Kostet nix, ein paar Euro in den Hut schmeißen dürft Ihr aber trotzdem.
Irgendwie heute alles viel zu sachlich hier. Das müssen wir ändern: Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende. Auf Wiedersehen.
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