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40. Kalenderwoche 2015
Begleitung: F*cking Angry, 100 Blumen
Örtlichkeit: LZ Hinterhof, Düsseldorf
Samstag, 3. Oktober 2015, 15:12 Uhr, Dekadence Essen
Wenn ich so auf meine schlauen Zettel gucke (wofür andere unnötigerweise ein fettes Smartphone mit sich rumschleppen, um dort alle ihre Termine zu speichern, stopfe ich mir – clever wie ich bin – einen Haufen loser Zettel mit all den wichtigsten sozialen Verpflichtungen in die Hosentaschen), stelle im empört fest, dass der Oktober, verdammt noch mal, eine Reizüberflutung nach der anderen beschert. Wie muss sich da erst der Sockendaniel, als alter DDR-Bürger, fühlen. Die Entscheidungsprozesse sind von Kompromissen geprägt und heute fällt die Wahl auf Düsseldorf. Da wir vorher im vegan-vegetarischen Jade Imbiss noch lecker Happy Happi machen wollen, geht die Reise vorzeitig los. Die Zettelwirtschaft ist gut verstaut, also appikowski to the Stadtteilbahnhof. Olé!
Samstag, 3. Oktober 2015, 16:15 Uhr, Düsseldorf Hbf
Sonja und Daniel warten bereits am malerischen Hauptausgang dieser entzückenden kleinen Stadt. Selbstredend habe ich irgendwo zwischen meiner losen, aber dennoch geordneten Blattsammlung, die very best Verbindung zum Jade für uns rausgesucht. Leider mit dem Manko, dass an der Haltestelle, wo unser Bus abfahren soll, bereits 400 Menschen auf selbigen warten. Sonja ist da zum Glück spontaner als ich und guckt einmal auf den Streckenplan um festzustellen, dass wir genauso gut in einer Minute mit der Straßenbahn Soundso bis Kirchplatz Hassenichgesehen fahren und dort dann in die nächste Bahn umsteigen können um drei Haltestellen und Minuten später am Ziel unserer Reise anzukommen. Na dann mal los.
Samstag, 3. Oktober 2015, 16:31 Uhr, Kirchplatz Hassenichgesehen
Die Fahrt mit der ersten Straßenbahn dauert dann doch überraschend lange und an der Umsteigehaltestelle angekommen stellen wir fest, dass dort gar nicht die Bahn hält, in die wie umsteigen müssten (was – zugegeben – mitnichten an Sonjas Taktik, sondern viel mehr an der an der mangelhaften grafischen Darstellung des Streckenplanes liegt). Daniel, Mann von Welt, holt sein fettes Smartphone ans Tageslicht und stellt fest, dass a) die Bahn schon „irgendwo“, aber woanders, abfährt, aber wir damit viel länger benötigen würden, als wenn wir jetzt einfach laufen und b) dass wir uns in Barcelona befinden. Verrückte neue Welt.
Samstag, 3. Oktober 2015, 16:33 Uhr, Kirchplatz Hassenichgesehen
Wir haben uns dazu entschieden, dass (b) eine auf einen Systemfehler basierende Fehlinformation war. Aber Daniels smartes Phone kann noch was anderes. Nämlich Fußwege von Punkt A (Kirchplatz Hassenichgesehen) nach Punkt B (Jade Imbiss) ausrotzen. „Ausrotzen“ weil heute Kackscheißtag, respektive Kacklochtag, ist. Also im Gänsemarsch hinter ihm her.
Samstag, 3. Oktober 2015, 16:51 Uhr, irgendwo in Düsseldorf
Daniels Blicke auf sein Navigationsendgerät werden verwirrter und skeptischer. Dann die Erleuchtung: „Moment, wir gehen komplett in die falsche Richtung.“ Ich streichel unauffällig meine lose Blattsammlung und schweige.
Samstag, 3. Oktober 2015, 17:31 Uhr, Jade Imbiss, Düsseldorf
Etwas länger, als vom fetten Smartphone behauptet, erreichen wir auf allen Vieren kriechend den Jade Imbiss. Immerhin muss ich eins zugeben: Die Reise hat sich gelohnt. Was für ein geiles, veganes Mahl. Und preiswert noch dazu. Ich entscheide mich für einen Mate-Spieß als Intro und für vegane Ente süß-sauer mit Reis als Hauptband. Dazu als zusätzliches Highlight eine Halbliterflasche Becks Pilsbier für läppsche 1,60 Euro. Das ist ja sogar preiswerter als im AZ Mülheim und LZ Hinterhof. Wir entscheiden uns den Abend hier zu verbringen.
Samstag, 3. Oktober 2015, 18:01:12 Uhr, Jade Imbiss, Düsseldorf
Naja, oder zumindest noch ein Wegbier untern Arm zu packen. Denn jetzt – das lasse ich mir natürlich nicht nehmen – schlägt meine ganz große Stunde. Auf Blatt Nr. 14 befindet sich der formschön ausgedruckte Laufweg von hier zum LZ mit der angezeigten Gesamtgehdauer von 25 Minuten und 8 Sekunden. Schnell noch unauffällig dem Daniel das Akku geklaut, einen Schluck zur Stärkung genommen und dann wild entschlossen voran geschlurft.
Samstag, 3. Oktober 2015, 18:26:20 Uhr, LZ Hinterhof, Düsseldorf
Noch Fragen?
Samstag, 3. Oktober 2015, 20:23 Uhr, LZ Hinterhof, Düsseldorf
Nee, wat is dat schön. F*cking Angry. Zwar ist der Konzertraum ganz OK gefüllt, doch angesichts der zahlreichen Punkrockparallelveranstaltungen, ist der Anteil an Menschen, die heute (auch) für F*cking Angry hier sind, überschaubar. Zwar ist der eh recht große Konzertraum ganz OK gefüllt, das hatten wir gerade schon mal, wie ich beim Möchtegernkorrekturlesen feststelle, aber das bleibt jetzt so stehen, weil der folgende Nebensatz sonst doof alleine dasteht: aber ich muss beim euphorischen mit dem Köpfchen wippen, keine Angst haben, dass mir jemand aufs Füßchen tritt. Haha, jetzt hab ich Euch aber überfordert. Und mich erst mal. Trotzdem geht´s jetzt weiter: Sängerin Beckx weiß den vorhandenen Platz perfekt zu nutzen und gesellt sich für den Großteil der musikalischen Darbietung zu uns in Reihe 1. Bis 12.
Bemerkenswert: Bassist Chris heute mit Youth Avoiders-, anstatt mit Die Ärzte-Shirt! Da hat wohl jemand die TV-Verträge nicht aufmerksam studiert (Anmerkung zwecks Insider-Aufklärung: Vor kurzem hat der WDR im Rahmen der Sendereihe „Hier und heute“ eine halbstündige Doku über unsere geliebten Labelkombos F*cking Angry und Hotel Energieball ausgestrahlt. Der Bericht begann mit einem aus dem Nähkästchen der Vergangenheit plaudernden Chris, der erzählte, dass sein „Einstieg“ in die „Punk-Szene“ über Die Ärzte erfolgte. Anschließend wird gezeigt, wie Chris eine Platte auflegt, sich aufs Bett legt und an die Decke starrt. In Wirklichkeit lauschte er dort den lieblichen Klängen der Youth Avoiders, doch die Filmemacher*innen des WDR fanden es wohl passender, dort einfach ungefragt „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte drüber zu legen.)
Samstag, 3. Oktober 2015, 21:42 Uhr, LZ Hinterhof, Düsseldorf
Bei der Düsseldorfer Elektropunkkombo „100 Blumen“ ist der Raum rappelvoll. Und auch uns weiß das Trio sowohl musikalisch, als auch inhaltlich zu begeistern. Mit zwei Beamern werden während der fantastischen Live-Performance ein paar – nicht nur dem Datum des heutigen Tages geschuldeten – Slogans an die Wand geschmissen, die folgende zusammenhängende Worte beinhalten. Damit es nicht ganz so langweilig für Euch wird, werde ich diese jetzt in abgeänderter Reihenfolge wiedergeben, so dass Ihr sie ausschneiden, in der richtigen Reihenfolge zusammen legen, dann auf eine Postkarte kleben und diese an ARD Sportschau, 5000 Köln 100 senden könnt. Achtung, geht los: Kackloch, Sterben, Du, Konsumieren, Deutschland, Arbeiten. Viel Glück!
Samstag, 3. Oktober 2015, 22:23 Uhr, LZ Hinterhof, Düsseldorf
Festzuhalten bleiben noch folgende Erkenntnisse: 1. Der 100 Blumen-Schlagzeuger hat überlebt, obwohl er zwischenzeitlich diversen Kollapsen – wenn denn die Pluralität dem entspricht – nahe war. 2. Sonja hat noch immer Mexikaner in ihrer Flasche. Gehabt. 3. Das war´s auch schon.
Auch wenn es mich angesichts meiner kurzen nächtlichen Ruhephasen schon wieder erschöpft nach Hause zieht, war das ein weiterer großartiger Abend. Bitte genau so weitermachen, geliebte „sogenannte“ „Szene“. Ich mach auch fleißig mit. Gute Nacht!
Sonntag, 4. Oktober 2015, 0:23 Uhr, Dekadence Essen
Gute Nacht am Arsch. Zumindest in der erhofften Baldigkeit. Wir saßen bereits im Zug gen Stadtteilbahnhof, als verkündet wurde, dass sich die Abfahrt wegen eines technischen Defekts um ein paar Minuten verzögert. Ich hatte kaum den Satz in Richtung Sabbi zu Ende gesprochen, dass das nur ein Synonym für „der Zug kann heute leider nicht mehr weiterfahren“ sei, die das aber erst etwas später sagen, damit sich alle darauf vorbereiten können und Ausschreitungen ausbleiben, da verkündet der Fahrer, dass der Zug heute leider nicht mehr weiterfahren kann.
Also ab in den nächsten Regionalexpress und somit in Duisburg nochmal umsteigen. Dieser platzt dann leider dermaßen aus allen Nähten (das ist ausgerechnet in Zügen ab oder nach Düsseldorf angesichts des Publikums besonders schön), dass die Kofferpacker*innen am Halt Düsseldorf Flughafen, nicht mehr zusteigen können und traurig auf den nächsten Zug warten müssen.
Auch wenn die Spannung gerade kaum noch zu ertragen ist, kürze ich ab: Wir sind jetzt zu Hause. Gute Nacht!
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