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40. Kalenderwoche 2015
Zehn Hundert Jahre Operation Semtex Festival, 1. Tag
Begleitung: Spit Punk, Unterstaat, Feuerwasser, Auweia!, Operation Semtex, Supernichts
Örtlichkeit: AZ Mülheim
Freitag, 2. Oktober 2015, 15:02 Uhr, Residence Witten
„Aber…“ – „Was aber?“ – „Äh… ich weiß nicht.“
Verblüfft starre ich mit dem Ohr in den Telefonhörer. Ich bin mal wieder um 4 Uhr aufgestanden, weil ich nicht schlafen konnte. Jetzt wollte ich eigentlich so langsam mit der abendlichen Vorbereitung beginnen, in dem ich mein Party-Outfit zusammenstelle. Denn Operation Semtex feiern jedes Jahr 100 weitere Jahre ihres Bestehens in Form eines großartigen Zweitagesfestivals im AZ Mülheim und heute ist es wieder so weit. Leider werde ich nicht mehr in den Genuss kommen, AuWeia!, Operation Semtex und Supernichts zu sehen, denn die erste Band spielt bereits um 18:30 Uhr. Für mich bedeutet das, dass wenn ich wie gewohnt eine Stunde vor der ersten Band vor Ort bin, ich um spätestens 20:30 Uhr das Feld verlasse und offiziell „Pommes hole“. Ich kann mir das immer noch nicht erklären, dieser innere Zwang, nach 3 Stunden wieder zu gehen, und sei der Abend noch so geil. Es ist einfach so.
Freitag, 2. Oktober 2015, 15:01 Uhr, Residence Witten (Rückblick)
„Wenn Du die Bands um 20:45 Uhr, 21:35 und 22:30 sehen willst, dann darfst Du halt erst um 20:30 Uhr dort ankommen.“ – „Aber…“ – „Was aber?“ – „Äh… ich weiß nicht.“
Natürlich hat Sabbi recht. Und ich rechne es ihr hoch an, dass sie statt dieses mir bisher völlig absurd erscheinenden Plans erst gar nicht mehr probiert, es mit einem „dann musst Du mal langsamer trinken“ zu versuchen. Klar würde ich auch unheimlich gerne die großartigen Spit Pink, die als erste Kombo um 18:30 Uhr auflaufen, miterleben. Aber machen wir uns nix vor: Wenn AuWeia! ihren ersten Akkord spielen, torkel ich gerade die Auerstraße entlang und schwinge mich kurze Zeit später in die S-Bahn. Das kann niemand ernsthaft wollen.
Auch wenn wir damit die Hauptargumentationsebene verlassen, gibt es noch einen klitzekleinen zweiten Aspekt am Rande, der gegen ein heutiges frühzeitiges Erscheinen spricht: Ich muss noch auf ein Paket warten und Sabbi kommt vor 18 Uhr auch nicht nach Hause und will dann eh mit Auto fahren. Das kommt mir irgendwie zu Gute, so dass ich diese peinliche 3-Stunden-Regel nicht öffentlich machen muss.
Oh geil, Ablenkungsthema: Da kommt gerade die Monatsabrechnung unseres Vertriebes rein. Mal sehen, wie viel Miese wir dieses Mal dank der Retouren gemacht haben. Als Ex-Plastic Bomb-Cheffe Swen Bock damals zu mir gesagt hat „Was? Du willst n Label machen? Haha, was Dümmeres kannst Du gar nicht machen“, da dachte ich noch…. nee, wahrscheinlich hab ich schon damals nicht mehr gedacht.
Freitag, 2. Oktober 2015, 19:12 Uhr, AZ Mülheim
Von wegen. Punkt sieben stürmen wir die Parklücke, rennen rein und kriegen tatsächlich noch ein paar Songs von Spit Pink mit. Yeah! Das wirft jetzt zwar alle Planungen über den Haufen, aber gucken wa ma, wie se gucken.
Freitag, 2. Oktober 2015, 20:44 Uhr, AZ Mülheim
Mit Unterstaat transformierte eine junge Kölner Kombo allerfeinsten 80er-Rumpelpunk in den kleinen AZ-Konzertraum. Danach lieferten Feuerwasser in der Halle einen aus meiner Sicht besten Auftritt, den ich je von den Herren gesehen habe, ab. Vielleicht brauchen die wirklich die große Bühne, haha. Oder es ist nach Härps Umzug die frische Landluft, die sich positiv auf die gesamte Band auswirkt. Nu sind gleich Auweia! anne Reihe und Sänger Ullah drückt mir kurz vorher ein äußerst liebevoll gestaltetes Tape seiner Band „Chorea Huntington“ in die Flossen. Die Songs hat er auf eine alte Ariola-Kassette mit dem ursprünglichen Inhalt „Die Goldenen 20er“ überspielt, wobei ich angesichts der Kürze der Songs – so viel hat er mir versprochen – gegen Ende des Tapes auch noch in den Genuss der Originalbespielung komme. Ich bin gerührt.
Freitag, 2. Oktober 2015, 21:55 Uhr, AZ Mülheim
Auweia! waren natürlich wie gewohnt super. Alleine Ullahs Mimik ist es schon wert, nicht nur hin zu hören, sondern auch noch hin zu gucken. Nu sind in der Halle die Veranstalter herself an der Reihe. Krasse scheiße, ich hab Semtex tatsächlich 2 Jahre nicht mehr auf der Bühne gesehen. Fuck, wie die Zeit vergeht. Das kommt mir wahrscheinlich deswegen bei weitem nicht so lang vor, weil die Jungs mir ja sowieso ständig irgendwo über den Weg laufen.
Umso geiler ist es für mich, jetzt vor der Bühne zu stehen. Und das tue nicht nur ich, sondern unter anderem auch ein das ganze Set durchgehend knutschendes Pärchen. Hab ich irgendeinen Kuschelrock-Samplerbeitrag der Herren verpasst? Oder wird hier heimlich eine neue X-Diarys-Folge gedreht? Oder ist es einfach nur der unwiderstehliche romantische Charme, den die jungen Männer auf der Bühne versprühen? Wie auch immer: Ich habe meinen Spaß.
Bei dem Weg: Morgen ist ja Kackscheißtag. Doof und Döfchen-Wiedervereinigung. Wer wirklich glaubt, Gorbi und Co. wären für das Desaster verantwortlich, der sollte mal einen Blick in die Konzertdaten von Operation Semtex werfen. Die haben schon, Jahre bevor es sich Udo Lindenberg auf die Fahnen geschrieben hat, in den hintersten Ecken Dunkelteutschlands die Massen bewegt. Ich nehm es ihnen nicht krumm. Teutschland wäre sicher auch ohne die Inanspruchnahme der östlichen Gebiete genauso scheiße, wie es heute ist.
Freitag, 2. Oktober 2015, 22:58 Uhr, AZ Mülheim
Jaja, ich weiß. 19 plus 22:58 sind fast 4. Kann ich doch auch nix zu. Schließlich stehen jetzt Supernichts auf der Bühne des kleinen Raumes und wenn einer Mitklatschanimationen veranstalten darf, dann die. Das ist deutlich authentischer, als wenn es die rotzdem großartigen The Baboon Show inszenieren. Da klatsch sogar ich bereitwillig über dem Kopf mit, wenn auch als einziger. Ansonsten: Herrlich! Absolut herrlich. Ich gröle ja so gut wie nie mit, weil ich es viel geiler finde, wenn die Band und der Rest des Publikums grölen und ich das einfach so aufsaugen kann. Aber die Supernichtse schaffen mich dann doch hier und da mal wieder aus der Reserve zu locken. Auch wenn ich dank meines Hörfehlers garantiert ein paar Mal ins Klo gegriffen habe. Ich verstehe auch von Platte in den allerwenigstens Fällen noch irgendwelche Texte, habe es mir aber abgewöhnt diese nachzulesen, weil das, was ich mir da so zusammenreime, meistens eh viel lustiger ist.
Semtex-Schoko ist da deutlich textsicherer, wie er bei seinem Kurzauftritt bei „Mike, Brad, Candy und ich“ deutlich unter Beweis stellt. Und auch der wie gewohnt niederkniende Chefsänger Bert ist sichtlich beeindruckt (Anmerkung während des Tippens: Ich breche mit meinen Prinzipien und lese mir gerade tatsächlich mal den Text des besagten Songs durch. Haha, der ist ja wirklich hochgradig witzig. Und das, was ich all die Jahre so verstanden hat, geht komplett anders. Versucht erst gar nicht, mich danach zu fragen.)
Freitag, 2. Oktober 2015, 23:53 Uhr, AZ Mülheim
Alter Falter, was für ein Fest. Es folgt mit „Thrashing Pumpguns“ zwar noch ne Kombo, aber wir wollen es ja auch nicht übertreiben. Und zugegeben: Das kulante Ausdehnen meines 3 Stunden-Fensters nagt inzwischen deutlich an mir, so dass ich angefangene Bierflaschen stehen lasse und gegen einen Schub Mate ersetze. Ey! Sechs wirklich töffte bis großartige Kombos liegen hinter uns. Da haben Semtex sich mal wieder selbst übertroffen. Merci! Morgen geht es an gleicher Stelle schon ab 16:15 Uhr weiter mit Tomboy and his lonely Heart, 84 Breakdown, FuckFX, Sunflowers of Death, Die Shitlers, Lombego Surfers, Chefdenker, Die Bullen, Operation Semtex und Björn Peng. Wenn Ihr nicht wie ich nach Düsseldorf düst, dann geht da hin! Wird – versprochen – super! Gute Nacht!
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