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43. Kalenderwoche 2015
Begleitung: Pete Bentham And The Dinner Ladies
Örtlichkeit: Anyway, Essen
Hey Tony, the actual report starts here (CLICK!). 😉
Sonntag, 25. Oktober 2015, 8:23 Uhr, Residence Witten
Unsere gestörte Katze (die wir liebevoll „Behindi“ nennen) ist mal wieder in Hochform. Der Trick, das Futter, was beide nicht so mögen, dem unterzumischen, welches den Gourmetgaumen der scheiße süßen (Euer Glück!!) Nervtöter genehm ist, hat mal wieder nicht funktioniert. Seit gestern Nachmittag steht die Pampe nahezu unangerührt in den Chipgesteuerten Futternäpfen und nimmt so langsam unangenehme Gerüche an. Selbst ich bin jetzt nicht mehr bereit, die Reste aufzuessen.
Das heißt: Während unseres eigenen Frühstücks, werden unsere Beine umgarnt und gemauzt, bis der Schaleninhalt endlich ausgetauscht wird. „Behindi“ ist da in Sachen Murrerei unschlagbar und lässt sich auch nicht mit einem „könntest Du jetzt bitte mal etwas leiser sein, die Nachbarn schlafen noch“ von ihrer Penetranz abhalten. Also gebe ich mich – als wenn die beiden es nicht am besten wüssten – noch während meiner ersten Brötchenhälfte geschlagen. Ich stehe auf, schnappe mir die Näpfe, öffne eine Dose, aktiviere damit die pawlowische Katz in den beiden und was passiert? Die eher chillig veranlagte „Mimose“ freut sich sichtlich und wird einen Hauch von aktiv, während „Behindi“ mal wieder genau das macht, was am wenigsten Sinn macht: Sie rennt vor Freude raus, durch die Katzenklappe in den Hausflur und ab in Richtung Keller, von wo aus sie mich noch Minuten später, wenn ich nach ihr schaue, über zwei Etagen Treppen mit großen grünen Augen anstarrt. Wieso sie das tut, wird für immer ihr Geheimnis bleiben.
Was soll ´s. Heute große Freude im Hause Maksimowski: Mit Tony kommt ein alter Kumpel aus Liverpool ins Anyway, der bei Pete Bentham eines der Dinner Ladies verkörpert. Und zwar das am Schlagzeug. Tony trommelte und trommelt sonst noch bei The Dead Class, The Vermin Suicides, Vamos und vermutlich bei allen anderen Liverpooler Bands. Die Gespräche mit Tony – das wissen die aufmerksamer Leser*innen unter Euch – sind immer sehr gehaltvoll, da Tony genau weiß, wie scheiße bis „nicht vorhanden“ mein Englisch ist und er entsprechend mit feinstem nordenglischen Akzept grinsend drauf losplaudert. Auch wenn Sabbi meint, er würde sich voll Mühe geben, feinstens Hochdeutschenglisch sprechen, so dass ich es eigentlich auch verstehen könnte. Aber dem ist bestimmt nicht so. Ich erwidere dann meistens, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, um was es überhaupt geht, im Ruhrpottslängischen Teutsch. Als Antwort wird Tony dann wieder auf irgendein beliebiges Bild an der Wand zeigen und „Batman“ sagen. Ich werde nicken, zwei Bier holen, ihm zuprosten und genauso schlau sein, wie vor unserem Aufeinandertreffen. Cheers, Mate! Ich freu mich drauf!
Sonntag, 25. Oktober 2015, 9:08 Uhr, Residence Witten
Doch bevor es soweit ist, steht heute tatsächlich mal „die Bude in einen erträglichen Zustand zu bringen“ auf dem nicht vorhandenen Plan. Meine Idee war das nicht. Dabei geht mir eine Sendung meines Lieblingsradiosenders WDR 5 durch den Kopf, in der es um Haushalte ging, in denen die klassischen Geschlechterrollen zwangsläufig umgedreht werden. Und zwar in der Hinsicht, dass der Mann erwerbslos ist und die Frau der Lohnabhängigkeit nachgeht. Dass dabei heteronormative Verhältnisse vorausgesetzt werden, beißt sich zwar mit den eigenen Ansichten, ist aber hinsichtlich des Untersuchungsgegenstandes zwangsläufig. Auf jeden Fall wurden unterschiedliche Milieus (Arbeiterklasse, Mittelschicht und Bonzenschweine – das darf ich jetzt angesichts des feststehenden Begriffs auch trotz überzeugten veganisierens mal so beim Namen nennen) untersucht. Die Fragestellung war: Wenn die Verhältnisse wie beschrieben umgedreht sind, wie sieht dann die Rollenverteilung im Haushalt aus? Nimmt der „Hausmann“ tatsächlich all die Tätigkeiten und Rollen der „Hausfrau“ ein? Da hier Zeit und Platz fehlen, um die Ergebnisse zusammen zu tragen, erspare ich mir das. Es geht ja hier auch eigentlich um nichts anderes, als das, was mir heute bevorsteht und dem ich mich aus Versehen durch diese Tickerei schon wieder ein Stück entzogen habe. Aber eins möchte ich trotzdem, bevor ich endlich loslege, noch erwähnen: Und zwar warum laut Forescherin in Heterohaushalten, dem wir ja trotz aller geistigen Offenheit auch unterstehen, die Rollenumkehrung häufig nicht funktioniert. Und zwar, so behauptet sie jedenfalls, weil der biologisch dem weiblichen Geschlecht zugehörige Haushaltsteil seine eigenen Ansprüche auf den nun an diese Stelle tretenden männlichen Part projiziert. Das heißt z.B. konkret: Die farbliche Abgestimmtheit der Kleidung des zur Kita gehenden Kindes oder der Inhalt einer Wäschetrommel bedürfen genauer Regeln. Kriegt „Er“ das nicht so hin, wie „Sie“ es sich wünscht, macht „Sie“ es am Ende dann doch lieber vor oder nach Feierabend selber. Ich halte das für ausgemachten Quatsch.
Sonntag, 25. Oktober 2015, 9:28 Uhr, Residence Witten
OK, dann mach ich mal. Das Badezimmer ist übrigens meins! Da muss ich nicht viel staubsaugen, das tut meinem Rücken nämlich nicht gut. Und jetzt hat Sabbi schon angefangen. Ich stürme rein und schreie: „Stopp! Das Badezimmer ist meins!“ Sie legt den Schwamm zur Seite und sagt: „OK, ich möchte aber, dass auch die Fliesen über dem Waschbecken und in der Dusche gemacht werden und zwar richtig. Sauber machen und hinterher trocken wischen.“ Ich schaue sie an, als wolle ich sagen „das ist nicht Dein ernst, oder?“. Doch bevor ich zu Ende schauen kann, ernte ich Kopf schütteln und höre ein „lass mal gut sein, ich mach schon“.
Sonntag, 25. Oktober 2015, 9:31 Uhr, Residence Witten
Irgendwas scheint mit dieser Forscherin nicht zu stimmen, denn Sabbis Antwort habe ich mir tatsächlich nur eingebildet. Also stehe ich in der Dusche, putze die Fliesen und wische sie trocken. Jaja, Ausnahmen bestätigen die Regel, Frau Forscherin.
Sonntag, 25. Oktober 2015, 10:23 Uhr, Residence Witten
Nach nicht einmal einer Stunde, gespickt mit Dialogen und Gefühlsschwankungen, fühle ich mich ertappt und bin genervt. Der eigene Anspruch beißt sich mit dem Handeln und wenn in so einer scheiß Radiosendung, die gewisse bürgerliche und mehrheitsgesellschaftliche Verhältnisse, die bei mir zum Teil ziemlich verhasst sind (nicht alleine deswegen, sondern explizit wegen der jeweiligen Inhalte), voraussetzt und ich mich dann während so einer vermeintlichen Lappalie wie dem „mal doch grundlegend sauber machen“ mehrfach wiedererkenne, dann ist das nicht gerade stimmungsfördernd. Anspruch und Wirklichkeit. Natürlich erwarte ich mitnichten, dass „SIE“ mehr im Haushalt macht, als „ER“. Im Grunde denke ich – bilde ich mir zumindest ein – überhaupt nicht in solchen Mustern und Begrifflichkeiten, wenn es um das sogenannte „soziale Geschlecht“ geht. SIE, ER, ES, drauf geschissen. Die dümmliche Frage, wer für die Haushaltsarbeit „zuständig“ (sic!) sei, stellt sich natürlich mitnichten. Aber es gibt hier und da so kleine Momente, in denen genau das zutrifft, was in dieser scheiß Sendung thematisiert wurde. Wer macht am Ende welche Arbeiten? Wer stellt an welcher Stelle welche eigenen und gemeinsamen Ansprüche? Und so weiter und so fort. Natürlich ist das mit den Fliesen lustig. Aber im Laufe der weiteren Tätigkeiten muss ich immer wieder an diese Sendung denken und mir eingestehen, dass ich, der sich doch für so furchtbar fortschrittlich hält, teilweise in gewisse Muster reinpasse, in die er gar nicht reinpassen will.
Im Grunde ist es natürlich vollkommen egal, wer was macht. Wir ziehen den von beiden verhassten Scheiß jetzt 2-3 Stunden durch und dann ist die Bude wieder halbwegs bewohnbar. Und wenn A oder B mit irgendwas nicht zufrieden ist, muss B oder A halt nochmal dran und es so machen, wie sie/er es haben möchte. Aber trotzdem nerven mich diese zutreffenden „Prophezeiungen“, die auf mein verkacktes Geschlecht innerhalb einer Heterobeziehung abzielen.
Ja, Mensch kann es sich aber auch schwer machen. Und das find ich für mich persönlich auch gar nicht so verkehrt, denn das „persönliche Hinterfragen“, respektive reflektieren, ist für meine individuelle Persönlichkeit ein wichtigerer Aspekt, als das bloße bejahen irgendwelcher Theorien oder Ansichten. Wenn ich irgendwann aufhöre, mich selbst zu hinterfragen, bin ich da angekommen, wo ich niemals hin will. Passt das eigene Handeln überhaupt zu den persönlichen Ansprüchen? Und wie kriege ich es geschissen, an der richtigen Seite der Schraube zu drehen? So nebensächlich das zufällig Anlass gebende Thema auch scheint.
Das ist im Übrigen auch einer der Gründe, warum ich mir irgendwann mal die Zeigefinger abgehackt habe. Sofern es nicht um grundlegende, (anti)diskriminierende Thematiken, etc. geht, wo jede Toleranz fehl am Platz ist, halte ich mir gerne vor Augen, wie mein eigener Werdegang war. Dass ich auch irgendwann mal Fleischesser war. Oder später Vegetarier, obwohl ich längst von den Argumenten, dass ich hinsichtlich meiner Einstellung in diversen Punkten eigentlich nur vegan leben kann, überzeugt war. Dass es mir egal war, ob ich Fairtradekaffee trinke oder nicht. Und dass es noch so unendlich viele Baustellen in meiner Lebenswelt gibt. Zeigefinger sind da fehl am Platze. Nicht nur bei mir. Denkanstöße: Gerne! Und dann die Freiheit zu haben, für mich selbst zu entscheiden. Aber wenn mir schon jemand belehrend daher kommt und einfordert, als gäbe es im eigenen Leben keine Baustellen, kotze ich. Wo ich allerdings mindestens genauso kotzen muss, sind die Momente, in denen ich alleine auf Grund meines Handelns, meiner Einstellung und meiner persönlichen Ansprüche an mich selber, in eine Ecke gedrängt werde, in der man mir genau diese nicht vorhandenen Zeigefinger zu unterstellen versucht.
Gut, jetzt habe ich aber wirklich viel zu viel zu weit ausgeholt. Ich schnapp mir jetzt mal den Staubsauger. Wenn ´s nicht schon zu spät dafür ist. Bis später.
Sunday, 25th October 2015, 6:21 p.m., Anyway, Essen
Well, well, well. It´s time to refresh my English, because Tony is in town. And of course, how I prognosticated, it works as every time I meat Tony. He tells me a lot of interesting things, I look, that I would understand and at the end of Tony´s monologue he asks me a question and I keep still and look like I would understand. Fortunately Sabbi is by my side and her English is nearly perfect. So she can give me a kick, after every question, when I am still looking for minutes, that I would understand, so I can react perfect like that: „Oh, yes, Tony, of course!“ By the way: I am sure, that it would be more understandable for you, if you would put my German words in the online-translator, as every time, than I try to write it all down in English. Stop laughing, now!
Sunday, 25th October 2015, 6:40 p.m., Anyway, Essen
Pete starts the show with the question, if we all understand English. Tony at the drums begins to laugh and answered: „Haha, yes, they do, except Maks.“ I turn my head to Sabbi and ask: „What did he say?“ She says: „Haha.“ And I say: „Oh yes, Tony, of course!“
Sunday, 25th October 2015, 6:44 p.m., Anyway, Essen
Today Pete Bentham and his Dinner Ladies are playing for about 20 people and Pete tells something, I funnily enough don´t understand, that they also played in Blackpool for 3000 people. And we can be lucky, because we attend both fantastic gigs. Tony is the only Dinner Lady, who already was on stage in Blackpool. The two other ones are new. However… the show is fucking brilliant. We have a lot of fun and enjoy. Hell yeah!
Sunday, 25th October 2015, 7:02 p.m., Anyway, Essen
I love that early-Sunday-Anyway-shows. They are early finished, because they early begin. I am such a clever guy… And to underline my cleverness, I did the cooking today for two days, so we can eat from eat tomorrow, too. So I can drink beer as much as I want, because I don´t have to do anything tomorrow. I can sleep as long as I want. And I am so fucking sure, that I will get up not later than 7 a.m. – don´t ask me why. I really don´t know.
Sunday, 25th October 2015, 7:31 p.m., Anyway, Essen
Did I already said, that I love this early-Sunday-Anyway-shows, because we are early enough home to watch the Tatort-crimi-thriller at 8.15 p.m.? Oh yes, I love it.
Sunday, 25th October 2015, 8:23 p.m., Anyway, Essen
Did I already said, that I love this early-Sunday-Anyway-shows, because we are early enough home to watch the Tatort-crimi-thriller-repeat at 10:45 p.m.? Oh yes, I love it.
Sunday, 25th October 2015, 8:29 p.m., Anyway, Essen
What a fantastic evening. The band and the venue would have deserved some more audience, but what shall the German TV-nation do, if they can not be sure, to be back in time at 8.15 p.m. to watch Tatort? And watching the repeat at 10:45 p.m. is like watching Germany 1 vs. England 5 again and again: Quite wonderful!
Sunday, 25th October 2015, 8:33 p.m., Anyway, Essen
OK, I think we searched every fucking corner in the Anyway, but we can not find any vinyl from the band. So I fear, that there is no way out, except going to North-England soon. That is in about 10 or 20 years.
Sunday, 25th October 2015, 9:12 p.m., Residence, Witten
Fine. We are back home and I am fucking tired, so fuck off, Tatort-repeat! I go to bed now. Sorry for so many „fucks“ and „fuckings“, but I have to exploit, that I (try to) write this report in English and so I can use this wonderful word.
Well, three hours after I wrote the first sentence, I am ready with the report. The online-dictionaries are overloaded and begins to smolder. So I have to say good night. And please, stop laughing now, Tony!
Good night!
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