Diary 2015/44. KW: VfL Bochum vs. FC St. Pauli @ Ruhrstadion, Bochum

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PUNKROCK DIARY

44. Kalenderwoche 2015

VfL Bochum vs. FC Sankt Pauli

Ruhrstadion, Bochum


Donnerstag, 29. Oktober 2015, 17:22 Uhr, Residence Witten

Meine Fresse, endlich mal ´n Heimspiel. Das hat aber auch mal wieder gedauert. Scheiß DFL, DFB und wie se alle heißen. Das ist Wettbewerbsverzerrung pahr Äxälonx. Aber regen wir uns nicht weiter auf, sondern kommen zur Sachlichkeit:

Die VfL-Fans rufen für das morgendliche Spiel zu einem „Fanmarsch“ unter dem Motto „Pro Ruhrstadion“ auf. Die „EnPehDeh Bochum und Wattenscheid“ (hey!) verkündet via Twitter, man unterstütze diesen Marsch. Soweit so ekelhaft. Doch was seitens der Bochumer folgt, ist absolut erfreulich. In den sozialen Netzwerken ist der Konsens, dass man davon gar nicht begeistert ist, und im Pokalspiel gegen Kaiserslautern, wenige Tage vor der Partie gegen St. Pauli, verkünden die Bochumer Ultras via Banner in Richtung Nasen: „Lauft am Freitag auf und es gibt ne dicke Reise!“ Eindeutige Ansage, Hut ab! Da wären die unliebsamen Gäste schön doof, wenn sie morgen tatsächlich erscheinen. Äh…. „doof“… stimmt ja… verdammt.

Freitag, 30. Oktober 2015, 17:02 Uhr, Castroper Str., Bochum

Wir schlawenzeln die Castroper Straße gen Stadion entlang und passieren ein Bestattungsunternehmen, das bereits bei vor uns tänzelnden Sankt Paulianer*innen für Aufsehen sorgt. Denn im Fenster befindet sich ein in blau und weiß formschön geschmückter Sarg sowie eine blaue Urne mit der Abbildung des Ruhrstadions. 50 Meter hinter uns befindet sich eine bereits seit dem Hauptbahnhof hinter uns her torkelnde Hand voll ununterbrochen singenden Bochumern. Just in dem Moment, als sie uns, begeistert vor dem Sarg stehend, passieren, schallern sie die Textzeile „VfL Bochum, bis in den Tod…“. Wir sind hellauf begeistert. Der junge Mann neben mir dreht sich um und erwidert trockenst „ja, das sehe ich“ und kurz danach „voll witzig, das macht Ihr doch sicher jedes Mal, wenn Ihr hier vorbeischlendert?!“ Doch die Angesprochenen gucken nur wie Auto und gehen verdutzt weiter.

Freitag, 30. Oktober 2015, 17:48 Uhr, Ruhrstadion, Bochum

Hach nee, wat herrlich. Im Stadion treffen wir die erwarteten Gesichter von nah und fern und noch ein paar weitere. Was gibt es sonst noch wichtiges? Ach ja… das Ruhrstadion ist natürlich kein AZ und so verwundert es nicht, dass auf den Klowänden lediglich St. Pauli-Aufkleber sowie ein Rest von Lautern-Stickern, die hier am Dienstag gastiert haben, zu finden sind. Mit einer klitzekleinen Ausnahme: Auf den Türknöpfen zu den Groß-Mach-Kabinen kleben seit dem letzten Gastspiel unserer Braun-weiß-roten die „kleinen nervigen“ RILREC-Aufkleber. Mein persönliches Highlight sei damit protokolliert.

Freitag, 30. Oktober 2015, 18:28 Uhr, Ruhrstadion, Bochum

Sehr schöne ganzosttribünige „Wir ham numal das schönste Stadion der Liga – ohne Wenn und Aber“. Recht hamse, die Bochumers. Abba wenn mit „ham“, dann bitte auch mit „dat“.

Freitag, 30. Oktober 2015, 20:22 Uhr, Ruhrstadion, Bochum

Aus die Laus. Was die hinter uns liegenden 90 Minuten (plus x) angeht, entnehmen Sie bitte der Fachpresse. Bei uns war jedenfalls schön voll, durchgehend tralala und man kam trotzdem überraschenderweise während des Spiels auf Klo. Danke an alle, für ihre einzigartige Gnädigkeit. Das Wort gibt es gar nicht, seh ich gerade. Aber „Gnade“ klingt irgendwie Scheiße.

Freitag, 30. Oktober 2015, 20:33 Uhr, Ruhrstadion, Bochum

„Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot“, pflegt das Känguru zu sagen. Und offenbar war es im Ruhrstadion. Nicht nur, dass man den kompletten Zaun entlang zum einzigen, schmalen Ausgang schleichen muss, obwohl es genug Tore gibt, die Mensch hätte öffnen können. Nee, da erwartet uns auch noch ein selten dämliches Schauspiel. Wobei „selten“ angesichts so mancher Erlebnisse in Fußballstadien ja schon wieder gelogen ist. Also: Etwa acht bis zehn Ordner*innen haben hinter dem Ausgang eine Kette gebildet, so dass man nicht nach links zur Castroper Straße gehen kann. Das wahnwitzige daran ist, dass diese Ordnerkette mangels Personal nur etwa 6,50 Meter lang ist. Die Wegesbreite jedoch beträgt ca. 25 Meter. Während ich die erste Ordnerin in der Schlange frage: „Was macht Ihr denn da? Was soll denn das für einen Sinn ergeben?“ erhalte ich mit warnenden Augen unterstreichend ein „Weil da gleich die Bochumer kommen.“ Soso. Der letzte Mensch in Uniform in dieser Kette, fügt sich zwar auch seinem Schicksal, hat die Ironie dessen jedoch erkannt und lacht sich bei jedem „Gehen Sie bitte rechts entlang“ angesichts der Sinnlosigkeit halb kaputt. Wenn 2% dieser Anweisung gefolgt sind, so dürfte das viel gewesen sein. Und das, wo wahrscheinlich mindestens 3% ihr Auto eh rechts umme Ecke geparkt hatten. So richtig logisch war das Sicherheitskonzept in Bochum irgendwie noch nie. Davon ab, habe ich auch noch nicht erlebt, dass ein über das wackelige, bestehende hinausgehendes Konzept von Nöten gewesen sei.

Freitag, 30. Oktober 2015, 21:01 Uhr, Castroper Str., Bochum

Hätte ich die Warnung der jungen Dame in der neongelben Warnweste (ach deshalb heißt das so) mal ernst genommen. Auf dem Rückweg treffen wir diverses Bochumer Punkerpack in Blau und Weiß. Menschen, die ich bei Konzerten regelmäßig sehe oder schon lange nicht mehr gesehen habe. Die Wiedersehensfreude ist groß. Getrennt in den Farben, vereint am Büdchen. Mit Fabi & Co. torkeln wir in Richtung Oblomow, entschließen uns dann aber angesichts der bescheidenen Rückfahrverbindungen zu unserem dekadenten Erstwohnsitz, doch in den nächsten Zug zu springen.

Freitag, 30. Oktober 2015, 21:36 Uhr, Witten Hbf

Welch weise Entscheidung. Dank des überfüllten Zuges landen wir mit 5 Minütiger Verspätung und verpassen unseren stündlich fahrenden Anschlussbus. Da hilft nur dem bereits grinsend auf uns wartendem Taxi nachzugeben. Hätten wir auch schön noch ein-zwei Bierchen schnappen können, zumal ich im Oblomow gefühle 10-20 Jahre nicht mehr war. Ungefühlt und real ist es sicher länger her.

Ach ja: Persönliche, über die Fachpressenlügenberichte (hüstel) hinausgehende Einschätzung: Das 1:1 halte ich für gerecht und freue mich über einen weiteren Punkt zwecks Kampf gegen die Abstiegszitterei des Vorjahres. OK, so´n Elfmeter muss man nicht zwingend fast über die Tribüne bolzen, abba dat kommt halt schomma vor. Gute Nacht!


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