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PUNKROCK DIARY
44. Kalenderwoche 2015
Slime, Hotel Energieball, Rasender Stillstand
Bahnhof Langendreer, Bochum
Samstag, 31. Oktober 2015, 17:12 Uhr, Residence Witten
Ich muss los, schnell, schnell, sonst komm ich zu spät!
Samstag, 31. Oktober 2015, 18:09 Uhr, Bus 379
Scheißendreck, ich hab das wichtigste vergessen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welches Bier es im Bahnhof Langendreer gab und da ich es gerne vermeide, verschiedene Biersorten durcheinander zu trinken, bleibt mir nix anderes übrig, als die mobile Datenverbindungsoption meines smarten Phones zu aktiveren. Das mache ich etwa drei Mal im Jahr. Ganz offensichtlich handhaben das alle anderen hier im gut besetzten Bus anders. Der große Nachteil an meiner Verweigerungshaltung ist, dass das Gerät hinsichtlich der für ihn unerwarteten geöffneten Datenverbindung dermaßen aus dem Häuschen ist, dass es ganz viel machen möchte. Hier was runterladen, mir da was Neues anzeigen, blablabla. Das einzige, was es nicht machen möchte ist, mir zu verraten, welches Bier es im Bahnhof gibt. Trotz meiner „welches Bier gibt es im Bahnhof Langendreer“-App, die ständig hackendicht abstürzt. Das ganze weltweite Internet ist voll mit Antworten auf Fragen, die mich einen Dreck interessieren, aber wenn man einmal was wirklich Wichtiges in Erfahrung bringen muss, versagt es. Fick Dich, Internet!
Samstag, 31. Oktober 2015, 18:31 Uhr, Wallbaumweg, Bochum
Ich bin viel zu früh. Wer hätte das gedacht. Zum Glück sind Giogio und Karsten, die am Donnerstag gegenüber dem Bahnhof im alten Tierpräparationsladen, ihr neues Tattoostudio eröffnen, in ihrem neuen Laden zwecks Renovierung. Auf die baldige Toresöffnung sollten sich alle Freund*innen der bebilderten Körperkunst, sofern sie noch freie Stellen haben, schon mal freuen und den beiden großartigen Künstler*innen einen Besuch abstatten. Ich freue mich jedenfalls, die Zeit durch eine Inspektion der noch kahlen Wände, tot schlagen zu können.
Zwei Minuten später ist mein Bier leer und ich gehe nochmal zur Tanke.
Samstag, 31. Oktober 2015, 18:42 Uhr, Hauptstraße, Bochum
Ich ärger mich mal wieder über mich selber. Jetzt renn ich hier sinnlos hin und her, weil ich mal wieder dachte, die erste Band könnte ja auch schon um 19 Uhr anfangen. Tut sie natürlich nicht. Schuld sind die Kinder, die mir gerade im Helloween-Outfit nicht vorhandene Bonbons abschwatzen wollen. „Geht arbeiten!“ raunze ich sie an, nehme noch einen tiefen Schluck aus meiner Versagerflasche und rülpse.
Samstag, 31. Oktober 2015, 19:22 Uhr, Bahnhof Langendreer, Bochum
Ein kleines Stück Nostalgie blitzt durch meinen Körper, als Norbert, der ehemalige Betreiber des dem Löschwasser zum Opfer gefallenen legendären „Zwischenfall“ und heutiger Veranstalter, mir den Stempel auf die Flosse drückt. Drin gibt es übrigens Krombacher. Vorsichtshalber kurz zusammenhängend, wenn ich das nächste Mal die Suchmaschine anschmeiße: „Bier Bahnhof Langendreer Krombacher 0,3 2,50 Euro“. Da konnte nun wirklich niemand mit rechnen und ich verzweifel an meiner Angst.
Samstag, 31. Oktober 2015, 19:41 Uhr, Bahnhof Langendreer, Bochum
So, was gibt mein schlauer Zettel denn noch so her? „Wäsche fertig, 12:30 Uhr“. Ach nee, das hab ich ja gerade erst drauf geschrieben. Ach ja, aus Witten ist natürlich auch eine kleine Horde angetanzt. Unter anderem Aldi, mit dem ich über alte Konzerte in der Kurve fachsimpel und die traurige Info erhalte, dass auf Grund einer einzigen dämlichen Anwohnerin dort in Zukunft nix mehr stattfinden wird. Fick Dich, dämliche Anwohnerin! Bei freiem Eintritt gab es dort den halben Liter für 50 Cent und mehr Punk als dort geht gar nicht. Trotz dieser unschlagbaren Preise, ging der Plan meist finanziell auf. Aber mit Einschränkungen, wie Aldi berichtet: „Wir haben da im Regelfall immer plus-minus-Null gemacht.“ – Pause – „Aber meistens eher minus.“
Samstag, 31. Oktober 2015, 19:55 Uhr, Bahnhof Langendreer, Bochum
Hat hier jemand ein Taxi bestellt? Haha, Brüller. Ohne Scheiß, den kannte ich noch nicht. Der wird zugegeben auch erst dann lustig, wenn man den Zusammenhang herstellt, der da ist, dass unser Kumpel „Taxi“ soeben den Raum betreten hat und dieser Spruch ein seit Jahrzehnten anhaltender „rennender Witz“ ist. Der vermutlich an noch keinem anderen, außer an mir, all die Jahre vorbei gegangen ist. Oder ich kann mich mal wieder nicht erinnern.
Samstag, 31. Oktober 2015, 21:33 Uhr, Bahnhof Langendreer, Bochum
Hell yeah! Die wundervollen „Rasender Stillstand“ haben den Abend gebührend eröffnet und „Hotel Energieball“ noch mal einen drauf gesetzt. Das Publikum ist schon jetzt verdammt zufrieden, auch wenn die – zitieren wir doch direkt mal Taxi – „Hauptband-Nazis“ noch vor den Toren stehen. Trotzdem ist der Schuppen schon ganz gut gefüllt und um all die tausenden von gleichlautenden Fragen endlich zu beantworten: Das neue Hotel Energieball-Album erscheint im Februar. Vermutlich. Auf jeden Fall Ihr könnt Euch gerne schon mal einen Ast abfreuen, denn das wird verdammt großartig. Sag ich nicht nur, weil ich es sagen muss. Sondern auch, weil mir gar nichts anderes übrig bleibt. Ach ja: Und weil es stimmt!
Samstag, 31. Oktober 2015, 22:55 Uhr, Bus 378
Ich bin sowas von im Eimer, so dass ich mich, während Slime aufspielen, nur noch hin und her rempeln lasse. Irgendwie springt der slimige Funke bei mir heute leider nicht so über. Ich hab keine Ahnung, woran das liegt. An der Band vermutlich nicht, denn um mich herum steppen die Anwesenden durchaus verzückt mit. Dann kann es ja nur an mir selber liegen und dem Phänomen, dass ich mich häufig nur auf zwei Bands einlassen kann. Klingt bescheuert, ist aber so. Selbst wenn ich mich wie Hulle auf irgendwen freue, ist es häufig so, dass meine Aufnahmekapazitäten und mein Euphoriezentrum irgendwann erschöpft sind. Hinsichtlich der gut mangelhaften Rückfahrtoptionen bleibe ich nicht mal bis zum Ende, sondern torkel in Richtung Bushaltestelle um mich kurz danach an einer ca. 300 Meter langen Menschenschlange vor der Matrix zu ergötzen. Herrlich. Da ich den Rest auf meinem Zettel eh nicht mehr lesen kann, verabschiede ich mich für heute und wünsche eine gute Nacht: Gute Nacht!
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Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).