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PUNKROCK DIARY
46. Kalenderwoche 2015
Linda Bockholt & Hooky, Fehlschuss
Wageni, Bochum
Donnerstag, 12. November 2015, 5:40 Uhr, Lohnabhängigkeitsgehege
Seit 2 Tagen habe ich nicht nur Rücken, sondern auch noch Schulter. Nerv eingeklemmt, keine Ahnung. Die Nächte fallen hinsichtlich des erholsamen Schlafes somit aus. An einen Wechsel der Seitenlange im Bette ist nicht zu denken. Die einzige Schmerzerträgliche Position ist auffem Rücken – und so kann ich nicht pennen. Und sollte ich aus Versehen doch mal einschlafen, beginne ich in dieser Haltung unweigerlich zu schnarchen und kriege ebenso instinktiv wie hoch verdient einen Arm von nebenan vorn Kopp.
Es gibt jedoch auch positive Aspekte dieser körperlichen Eingeschränktheit, solange die Vermutung nahe liegt, dass es sich nur um einen zwischenzeitlichen Zustand handelt. Ich habe ja bekanntlich das Glück, am allerbesten über mich selber lachen zu können. Ansonsten, ich glaube das hatten wir schon mal, könnte ich das schon längst nicht mehr mit mir, meiner Trotteligkeit und gelegentlichem Pech aushalten. Und Ihr glaubt gar nicht, wie scheiße lustig das ist, wenn man sich mit einem runterhängenden Arm und Schmerzen beim morgendlichen Klamotten anziehen, im Ganzkörperspiegel betrachtet. Akustisch entsprechend untermalt („Aua, hahaha, auuaaa, hahahahaha, …“) ist das für die Dauer von zwei Tagen durchaus – wenn auch alles andere als durchgehend – von Spaßigkeit geprägt. Bloß wenn die Scheiße morgen immer noch nicht weg ist, raste ich aus!!
Donnerstag, 12. November 2015, 19:58 Uhr, Wageni Bochum
Ankunft Wageni, juchuuu!
Donnerstag, 12. November 2015, 19:59 Uhr, Wageni Bochum
Da kotzt mir doch glatt jemand direkt neben der Eingangstür fast auf die Füße. Angesichts des geräumigen Geläufs und der kilometerweit entfernten Flora, mit für diesen Zweck durchaus geeigneten Gesträuchs, habe ich natürlich vollstes Verständnis für diese Heldentat. Naja, vielleicht dachte er ja wirklich er sei bei einer Großveranstaltung in der Turbinenhalle. Immerhin hat er sich einen halben Meter in Richtung Eingangsweg geschoben, so dass sicher gestellt ist, dass auch wirklich jede*r Besucher*in seine oralen Exkrementen passieren muss. Toll!
Donnerstag, 12. November 2015, 20:03 Uhr, Wageni Bochum
Mund abgewischt und wieder rein an die Theke. Ich bin mal wieder fasziniert, über was für Fähigkeiten junge Menschen verfügen.
Donnerstag, 12. November 2015, 20:44 Uhr, Wageni Bochum
Wir warten gespannt auf die erste musikalische Darbietung des heutigen Abends und gesellen uns in aussichtsreiche Position zu Isy, Haus- und Hofmischer der heiligen Wageni-Hallen und werden Zeuge folgender Konversation: Irgendwer kommt von draußen rein gestürmt und spricht: „Du, sach ma, hasse ma ´ne Taschenlampe?“ – Isy: „Ja, hier, muss ich aber zurück haben.“ – Denkpause – Antwort: „Ja, nee, dann lass mal.“
Donnerstag, 12. November 2015, 20:51 Uhr, Wageni Bochum
So, jetzt kann es eigentlich losgehen. Die bezaubernde Linda hat Rotwein, Kippen und Playlist stilistisch wertvoll auf einem Stuhl platziert. Ich habe keine Ahnung ob ich das folgende auf Grund meiner schlechten Ohren mal wieder falsch verstanden habe oder nicht. Auf Rückfrage versichert mir Isy, dass ich es durchaus richtig verstanden habe. Natürlich kann es auch hier sein, dass ich Isys Antwort ebenfalls falsch verstanden habe, aber ich schätze das wird schon bei meinem nächsten Eintrag aufgeklärt: Denn während wir fest davon ausgehen, dass es jetzt endlich losgeht, fällt dem nicht minder bezauberndem Hooky ein, dass er seine eigene Playlist zu Hause hat liegen lassen und auf Grund der geräumigen Wageni-Bühne ist es zwingend von Nöten, diese in der anderen, nicht vorhandenen, Bühnenecke gut sichtbar zu platzieren. Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Hooky muss nochmal nach Hause.
Donnerstag, 12. November 2015, 21:12 Uhr, Wageni Bochum
Ich habe keine Ahnung ob ich das folgende auf Grund meiner schlechten Ohren mal wieder falsch gesehen habe oder nicht: Die Reihenfolge auf Hookys herbeigeholter Playlist weicht grundlegend von der Lindaschen ab. Als Hooky diese Kopf kratzend abgleicht, stelle ich auf einmal fest, dass mein Bier schon die ganze Zeit, in der Long Shot Hooky sich hingehockt hat, leer ist, so dass ich zur Theke am anderen Ende der Halle muss und somit das Ende dieser überaus spannenden Geschichte leider nicht mitbekomme.
Donnerstag, 12. November 2015, 21:19 Uhr, Wageni Bochum
So, nu aber. Somali begrüßt die anwesenden Menschen und weist darauf hin, dass die Spendendose heute zu Gunsten einer Flüchtlingseinrichtung in der Nähe gefüllt wird. Gute Sache! Dann stellt er diese neben Lindas Stuhl. Linda weist derweil darauf hin, dass es auch noch „Sultan-Schnitzel oder so“ gibt. Nun sind es zum Glück Seitan-Schnitzel, die die Kombüse im Angebot hat. Angesichts dessen, dass ich – da kommt mein spaßiger Hörfehler wieder ins Spiel – bei dem furchtbaren Karnevalsschlager Jahre lang verstanden habe „Die Karawane zieht weiter, der Sultan ist tot“ und dass gestern der 11.11. war, versuche ich dennoch kurz Zusammenhänge zu ziehen. Dann geht´s aber plötzlich los und Lindas Stimme knallt mir in Bruchteilen von Sekunden alle anderen Gedankengänge aus meiner Hirse. Ein Glück.
Donnerstag, 12. November 2015, 21:41 Uhr, Wageni Bochum
Wow, das hat mit Punk, das hat mit Rock, das hat mich Punkrock nichts zu tun. Aber wozu auch? Denn das ist absolut brillant. Laut der Künstlerin spricht man bei diesem Genre vorwiegend von Blues, aber ein Song, so hätte Hooky ihr verraten, sei Jazz. Sie selber wüsste das nicht so genau, sie fand das Stück halt toll und hat´s deswegen gecovert. Da gehe ich mit ihr völlig konform. Ich hab auch null Ahnung von irgendwelchen Schubladen und unterteile Musike im Regelfall in „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“. Und das was ich hier erlebe, gefällt mir durchaus.
Die Spendendose ist offenbar auch ganz begeistert und ist in Ehrfurcht erstarrt. Sprich sie fristet noch immer ihr Dasein nahe Lindas Stuhl. Ich bin dann mal so dreist und störe sie in ihrem Genuss, indem ich sie an mich reiße, was reinstecke und sie weiterreiche.
Donnerstag, 12. November 2015, 21:56 Uhr, Wageni Bochum
Leider schmiert zur Zugabe irgendwas ab, so dass es auf der Bühne durchgehend brummt. So kann der letzte Song leider nicht zu Ende gespielt werden und die großartige Darbietung endet ein wenig abrupt. So oder so: Das ist ein klarer Fall für die Veganisierbar. Muss ich nur noch dem eher dem Trashmetal zugewandten Inhaber Ente davon überzeugen, dass Linda samt Hooky durchaus wundervoll sind. Und Euch genreeingeschränkte Kulturbanausen natürlich, damit die beiden nicht nur für uns spielen. Taxi würde an dieser Stelle sicher von „Genre-Nazis“ sprechen, aber den Begriff halte ich mal noch zurück und schmetter ihn Euch für den Fall, dass tatsächlich niemand kommt, im Anschluss völlig wirkungsvoll entgegen. WENN, ja wenn, es überhaupt zu einem Auftritt dort kommt. Dann gibt´s aber auf jeden Fall Sultan-Schnitzel.
Donnerstag, 12. November 2015, 22:23 Uhr, Wageni Bochum
Sorry, folgende zwei Bands. Aber Teutschpunk kann ich mir nach diesen Klängen nun echt nicht geben. Eigentlich wollten wir auch schon längst los, verquatschen uns draußen aber noch. Es reicht immerhin für ein Pflichtfoto von „Fehlschuss“. Naja, fast. Es reicht zu einem Pflichtfoto nahe der Eingangstür, während Fehlschuss am anderen Ende… Ihr wisst schon.
Donnerstag, 12. November 2015, 23:03 Uhr, Wageni Bochum
So, jetzt aber appikowski nach Hause. Einen kleinen Ausgehtipp für Sonntag bekommt Ihr noch, wenn Ihr hier klickt (ja, das gilt natürlich nur für die Printversion). Gute Nacht!
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Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).