click to jump directly down to the photos
PUNKROCK DIARY
47. Kalenderwoche 2015
Sunflowers Of Death, Dödelhaie, United Scum
Djäzz, Duisburg
Freitag, 20. November 2015, 12:56 Uhr, Residence Witten
Ey, Teile meines digitalen Freundeskreises, wat is los? Da soll ein Dummdödel für Dummdödelland bei einem langweiligen Schlagerwuttbewupp antreten und es wird fleißig eine Petition unterstützt, die sich argumentativ mit den größten Sorgen der Staatsvertreter*innen deckt, wenn rechte Spinner dank ihrer menschenverachtenden Taten mal wieder die Aufmerksamkeit im sogenannten „Ausland“ erweckt haben. Will sagen: Das Ansehen Teutschlands ist in Gefahr! Ey… na und? Drauf geschissen!
OK, OK… nun kann Mensch natürlich damit argumentieren, dass ein solcher Vollhonk nicht noch mehr medialen Platz erhalten sollte, als er es dank der „aber die Musik ist gut“-Ignorant*innen, die ihn regelmäßig an die Spitze der arischen Charts katapultieren, eh schon innehat. Kann ich durchaus nachvollziehen. Und natürlich wird auch mir jedes Mal, wenn ich diese Gestalt sehe, ein Stück übel. Wenn ich aber über mein ebenso spontanes wie arrogantes (aber trotzdem völlig korrektes, haha) „Dödelheini für Dödelland – passt doch“ hinaus blicke, beurteile ich das rotzdem anders. Denn ich persönlich sehe da weniger eine Gefahr drin, als vielmehr eine gute Gelegenheit, dass diejenigen des gemeinen Volkes, die es bisher noch nicht mitbekommen haben, zwangsläufig von seinen kruden Theorien und Ansichten Notiz nehmen müssen. Und was bleibt dann übrig? Homophobe und rassistische Äußerungen eines Typs, der an die BRD GmbH glaubt. Also wer nicht eh schon ein menschenverachtendes Dasein frönt, der wird doch spätestens, wenn er mit diesem Reichsbürgerquatsch konfrontiert wird, jede Meinungsübereinstimmung mit so einem Typen verhindern wollen. Es sein denn, Mensch ist genauso blöde…
Äh… verdammt…
Aber ist das Grund genug, sich an den schwarz-rot-zigarrentenqualmgelben Zug der zweifelhaften und verlogenen teutschen Würde dran zu hängen? Selbst wenn der Trottel die Situation nutzen würde, um seine Verschwörungstheorien in die Wohnzimmer Europas zu transportieren, kann das immer noch den positiven Nutzen haben, dass Frau Merkel & Co. das furchtbar peinlich ist und sie zur Relativierung und im Sinne des Ansehens Teutschlands irgendwas soziales oder „gutes“ machen. Also leg mal ruhig los, Reichsbürger.
Freitag, 20. November 2015, 13:54 Uhr, Residence Witten
Ich bin ja nun wirklich kein Wölfi Wendland-Fan. Aber es juckt mich über meinen Schatten zu springen und für diese wohl nicht sehr erfolgsversprechende Onlinepetition („Wölfi für den Eurovision Song Contest“) zu stimmen, damit Teutschland noch gebührender vertreten wird.
Freitag, 20. November 2015, 19:31 Uhr, Djäzz, Duisburg
Apropos Dödel. Als wenn sie es bei ihrer Gründung vor rund 40 Jahren gewusst hätten: Der Name „Döbelhaie“ passt in Zeiten wie diesen ja dermaßen wie Faust aufs Auge. Und zwar wörtlich. Die Duisburger Impact-Universum-Helden, die Sonnenblumen des Todes und der Vereinigte Abschaum spielen auffem Flüchtlings-Benefiz Konzert. Und nein: Es reicht nicht langsam! Es können gar nicht genug sein. Und deswegen gehen wir jetzt mal rein.
Freitag, 20. November 2015, 20:11 Uhr, Djäzz, Duisburg
Bei dem Weg: Bei dieser Veranstaltung handelt es sich mitnichten um eine Eintrittsgeldsammlung, bei dem der Gesamtumsatz – wie ich es gerne mache – einfach so auf ein Konto einer Flüchtlingshilfsorganisation oder ähnlichem überwiesen wird. Die Veranstalter*innen haben sich da eine ganze Menge mehr Gedanken gemacht, so dass Etelona sich im Vorfeld mit dem Leiter einer Flüchtlingsunterkunft zusammengesetzt hat um zu besprechen, was die Flüchtlingskinder dort gerade am dringendsten benötigen. Und so werden die Eintrittsgelder unter anderem in Malblöcke, -stifte, usw. investiert, um den Kids zumindest ein Stück Freude und Abwechslung zu bereiten. Hut ab!
Freitag, 20. November 2015, 21:29 Uhr, Djäzz, Duisburg
United Scum füllen die Bühne zu zweit, da ihr drittes Mitglied Simon heute abwesend ist. Entsprechend kann er das von Fabi am Trömmelchen vorgegebene Tempo nicht halten. Die Art wie Fabi auf das Schlagewerk eindrischt erinnert mich stark an seine Blutgrätschen, die er während unserer leider ruhenden kleinen Punkrockersfußballrunde in diversen Parks, gerne und ununterbrochen mit ebenso lautem Geschrei wie Anlauf, präsentierte. Ansonsten mag das zum Duo geschrumpfte Team mächtig Spaß. Unaufgesetztes Punkrock-DIY-Entertainment. Ja, könnt Ihr Euch gerne in Euer nicht vorhandenes Bandinfo schreiben.
Freitag, 20. November 2015, 21:33 Uhr, Djäzz, Duisburg
Gaaanz wichtige Notiz an mich: Mache niemals den lustigen „Finger auffen Kopp und jetzt dreh Dich!“-Scherz, wenn jemand aktiv am Pissoair steht. Erst recht nicht, wenn der Typ Lars heißt, der die Scheiße (respektive Pisse) auch noch laut lachend durchzieht.
Freitag, 20. November 2015, 22:04 Uhr, Djäzz, Duisburg
Die Dödelhaie. Meine Fresse! Gefühlt 80% Gelaber. Und ich kann mich angesichts dieses euphorischen Laberanfalls, der nicht mal durch das menschliche Bedürfnis der Atmung unterbrochen wird, noch immer bestens darüber amüsieren. Ich schätze, Andy gewinnt seine Luftzufuhr über Kiemen. Die ausufernden Ansagen sind, genau wie die Musik, eine herrliche Zeitreise. Prost!
Freitag, 20. November 2015, 23:53 Uhr, Djäzz, Duisburg
Mensch könnte fast denken, es sei Absicht gewesen, die Bands des Abends so zusammenzustellen. Denn hier übertrifft ein singender Entertainer den anderen. Dass auch Schoko in der Hinsicht ein ganz Großer ist, ist unbestritten, wobei wohl noch nie ein Sonnenblumen-Konzert einem anderen glich. Entsprechend macht er dem eingangs erwähnten Dummdödel mehr als nur Konkurrenz. „Lügenpresse, Lügenpresse!“ schallt es durch die Pinte. Es wird Zeit, unauffällig Notizzettel und Stift verschwinden zu lassen.
Freitag, 20. November 2015, 23:55 Uhr, Djäzz, Duisburg
Zu spät: Die Meute hat mich längst enttarnt. Nur dank meiner athletischen Fähigkeiten schaffe ich es durch einen galanten Flickflack unbeschadet aus dem Laden zu tänzeln. Jetzt aber schnell nach Hause, bevor ich nach Beendigung des letzten Songs des Abends noch immer hier stehe und mein Ruf völlig zerstört ist. Gute Nacht!
Fotos und Bericht stehen unter einer Creative Commons Lizenz.
Fotos runterladen: HIER könnt Ihr alle Fotos runterladen. Bitte beachten: Ihr könnt die Fotos gerne weiterverwenden, solange Ihr das Wasserzeichen drauf lasst und uns kurz ´ne Info schickt. Kommerzielle Nutzung kommt allerdings nicht in die Tüte und ist hiermit ausdrücklich untersagt! Außerdem behalten wir uns vor, in Einzelfällen die Nutzung zu untersagen. Wer sich hier wiedererkennt, das aber große Scheiße findet, schickt uns kurz ´ne Mail zwecks Unkenntlichmachung.
Download all photos: Click to download all pics. If you want to use some pics, please don´t erase the RILREC-watermark and please send us a short information. You may not use this work for commercial purposes. For more information read THIS.
[widgetkit id=280]
Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).