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PUNKROCK DIARY
49. Kalenderwoche 2015
Oiro, Ärger Now
AK 47, Düsseldorf
Freitag, 4. Dezember 2015, 11:51 Uhr, Residence, Witten
Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Und das ist auch gut so. Bei der Suche nach Hilfe hinsichtlich der Zusammenstellung von Ausgehmöglichkeit fürs anstehende Wochenende, meldet sich via asozialem Netzwerk auch der Bunte zu Wort: „Sparclubleerung und Skatclubauszahlung in Uschis Knobelstübchen, Nordviertel, Essen. Bist eingeladen.“ Das freut mich natürlich ungemein und wahrscheinlich würde ich die freundliche Einladung sogar annehmen, wenn musizierende Akteure das Klimpern der Heiermänner a la 5 DM-Stücke akustisch untermalen würden. So bleibt mir aber nur der schwere Gang über die Grenze des Ruhrpotts – auch wenn alle die, die hier nicht wohnen, das niemals kapieren werden: Düsseldorf gehört nicht zum Ruhrpott! Sondern zu Köln.
Freitag, 4. Dezember 2015, 13:12 Uhr, Lebensmittelgeschäft
Vor dem Lebensmittelgeschäft an meinem dekadenten Zweitwohnsitz sind Teile des stadtteileigenen Weihnachtsmarktes aufgebaut. Die Stände sind bereits offen, Besucher*innen kann ich nicht ausmachen. Beeindruckend ist jedoch, dass aus den Boxen an den Holzbuden nicht wie gewohnt „Stille Nacht, heilige Nacht“ dröhnt, sondern „Oleee, oleee, oleee, oleee, wir sind die Champions, wir sind die Champions“.
Freitag, 4. Dezember 2015, 17:42 Uhr, Regionalexpress
Im Herzstück von Düsseldorf, dem AK 47, gibbet heute die Record-Release-Party der besten Jens Rachut-Band-Kopie seit Jens Rachut. Oder seit Dackelblut. Oder seit Otto Waalkes. Diese habe ich tatsächlich zuletzt vor 11 Jahren, ebenfalls in Köln, gesehen und bin äußerst gespannt, um sie mich live ebenso zu überzeugen wissen, wie soeben nochmal von Band gegeben.
Dank des vor gefühlten 3 Jahren stattgefundenen Stellwerkbrandes am Mülheimer Bahnhof werden diverse Züge noch immer vom Essener Hauptbahnhof über meinen ganz eigenen Stadtteilbahnhof am Rande meines dekadenten Zweitwohnsitzes umgeleitet. Entsprechend ist der einzige Bahnsteig Arschvoll und der Pegel der persönlichen Angespanntheit hoch. Ein Glück, dass mich im Zug der, dank dort schreiender Kinderschar, völlig chillige Daniel mit einem Ausdruck der Tiefenentspanntheit erwartet. Der Rest der Fahrt ist Standard: Wir reden uns über diverse Möglichkeiten der selbständigen Erwerbstätigkeit in Rage und landen schließlich beim Thema Bingo: „Kennste die Regeln?“ frage ich Daniel skeptisch und dieser erwidert selbstsicher: „Na klar! Da musse immer in einer Reihe alle Zahlen durchgestrichen haben.“ Ich grüble kurz und entgegne, dass ich nur die Variante kenne, wo man schlichtweg alle Zahlen auf seiner Karte durchstreichen müsse, dann Bingo schreit und schließlich als Preis ne Pulle Korn bekommt. Doch für Daniel ergibt meine Variante keinen Sinn: „Was für´n Quatsch. Dann müsste ja jeder andere Zahlen auf seiner Karte stehen haben.“ Unterhalten wir doch einfach wieder über Pommesbuden.
Freitag, 4. Dezember 2015, 19:58 Uhr, Straßenbahn
Wir waren wie geplant in der wundervollen Butze zu Düsseldorf-Derendorf genüsslich speisen, trinken und ziehen nun weiter mit der Straßenbahn in Richtung AK. Als ich aus dem Fenster schaue sehe ich die Venloer Straße und eine Kneipe namens „Himmel un Ääd“. Nur falls jemand von Euch vorhatte, meine Köln-Theorie in Frage zu stellen. Na ja und sonst ist halt auch alles so, wie immer: Ich starre ununterbrochen auf meine zahlreichen ausgedruckten Straßenkarten und Bahnverbindungsverbindungen und teile Daniel, der sich kurz zuvor noch köstlich darüber amüsierte, dass Sonja uns letztens in Düsseldorf, meinen Zetteln zum Trotz, kreuz und quer und falsch durch die Gegend führte, mit, noch ein Komma, dass wir an der nächsten Haltestelle namens Heinrich-Heine-Irgendwas in die U-Bahn umsteigen müssen.
„Nee, das ist totaler Quatsch, Maks. Wir können viel besser bis zum Hauptbahnhof durchfahren und da umsteigen.“ Es folgt ein kurzer „nee“-„doch“-Battle an dessen Ende ich mich zwangsläufig geschlagen gebe, weil die Einwort-Diskussionsrunde auch nach Abfahrt an besagter Haltestelle weitergeht. Drei Stationen weiter verkündet der Fahrer, far away vom Hauptbahnhof, dass wir uns an der Endhaltestelle befinden und nun die Bahn verlassen müssen. Wir brechen die Diskussion ab, da mein Blick völlig ausreicht.
Freitag, 4. Dezember 2015, 20:12 Uhr, Straßenbahn
Ich glaube so spannend war es hier noch nie.
Während wir durch Düsseldorf, vorbei an vielen ganz schlimmen Menschen, irren, hat Daniel eine Erleuchtung: „Da! Da ist doch der Hauptbahnhof!“ – „Wo? Ich seh nix.“ – „Na da vorne!“ – „Häh? Da ist kein Bahnhof.“ – „Ach nee, das waren Bäume.“
An der Stelle sollte ich zur Auflockerung einen Witz von Kalauerkönig Jochen reinwerfen, den er mir heute Abend sicher erzählen wird, bevor Ihr in einen nicht mehr zu weckenden Tiefschlaf fallt: Sitzen zwei Doofe völlig orientierungslos und verwirrt, nahe der Heinrich Heine-Allee oder –Straße oder was auch immer, auf den Schienen und beißen in die Gleise. „Puh“, sagt der eine Doofe. „Ganz schön hart die Gleise.“ – „Ja, komm wir gehen da vorne hin“, sagt der andere. „Da ist ne Weiche.“
Tätäää.
Freitag, 4. Dezember 2015, 23:01 Uhr, AK 47, Düsseldorf
Ich war mir so verdammt sicher, dass wir viel zu spät ankommen, alles längst ausverkauft ist und wir stundenlang traurig vorm AK im dann einsetzenden Dauerregen stehen müssen. Stattdessen war es bei unserer Ankunft gegen 21 Uhr noch recht überschaubar. Damit konnte ich ja im Leben nicht rechnen. Inzwischen sind die großartigen Ärger Now! um Jens Bumper Bühnentagesgeschichte und Oiro wissen klingen live gar nicht sooo sehr nach Rachut-Imitation. Selbst wenn, hätte ich die vermutlich sogar genauso gut gefunden, wie ich es jetzt tue. Also ist auch der nebensächliche Teil des Abends als durchweg positiv zu bewerten.
Mein Hobby Number One bleibt jedoch die An- und Abreise zu oder von irgendwelchen beliebigen Veranstaltungen mit Musikanten, die ich zwischen den Highlights einmal mehr gekonnt zum runterkommen zu nutzen weiß.
Und wat sachs Du dazu, Jochen? „Was ist gelb und kann nicht schwimmen?“ – „Keine Ahnung.“ – „Ein Bagger.“ – „Soso.“ – „Und warum?“ – „Weiß nicht.“ – „Weil der nur einen Arm hat.“
Samstag, 5. Dezember 2015, 0:41 Uhr, Regionalexpress
Während Daniel versucht irgendetwas zu essen, krame ich in meiner Jackentasche rum. Vielleicht finde ich ja auch noch was. Stattdessen fällt mir ein Umschlag in die Hand. Diesen hat mir Notgemeinschaft Peter Pan-Stemmi letzte Woche vor ihrem Konzert in Meschede in die Hand gedrückt. Drin war die Einladung zum streng geheimen Jahresabschlusskonzert. Dieses Jahr gibt es diese Info an dieser Stelle dann ausnahmsweise mal ohne Ort und Zeit (Anmerkung: Vor 2 Jahren hatte ich mich so dermaßen über dieses „geheime Jahresabschlusskonzert mit diversen Extras und Überraschungen für gute Freundinnen“ gefreut, dass ich in meiner Euphorie nach erhaltener Einladung direkt Lokalität und Datum in dem nächst besten Bericht erwähnte.).
Umso mehr verwirrt es mich, dass ich den Umschlag noch in der Tasche habe. Zudem dieser noch zugeklebt ist und die Einladung längst an unserem Kühlschrank hängt. Vorsichtig öffne ich das Kuvert und halte plötzlich zwei selbstgebastelte Rubbelkarten von Tüddel in den Händen. Verdammt. Stimmt ja: Stemmen hatte mir die Einladung ohne Hülle in die Hand gedrückt und zusätzlich diesen Umschlag von Tüddel. Fuck, die wundert sich bestimmt schon seit ner Woche, warum ich mich noch nicht bedankt habe. Also flott ne SMS nach Hamburg geschickt:
„Sorry, Tüddel!! Ich hab den Umschlag, den mir Stemmi von Dir in Meschede gegeben hat, gerade erst wieder in meiner Jackentasche entdeckt. Voll cool die Karten, danke, ey!“ Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Den hat Dir nicht Stemmi in Meschede, sondern Lars in Mülheim gegeben und den solltest Du eigentlich, wie er Dir dort mitgeteilt hat, auch nicht vor Nikolaus aufmachen.“ Au man ey…
Samstag, 5. Dezember 2015, 8:45 Uhr, Dekadence Essen
Boahr, ey, wat hab ich ein Glück! Normalerweise werde ich ja spätestens zwischen 7 und 8 Uhr wach und kann dann auch nicht weiterpennen. Egal wie der Abend zuvor verlief. Jetzt aber schlafe ich nach stressreicher und schlafarmer Woche tatsächlich mal länger und befinde mich sogar noch um 8:44 Uhr im Tiefschlaf. Dann pingt zum Glück das smarte Phone und ich schrecke hoch. Eine erneute SMS von Tüddel, die mir und der Welt – ungeachtet der Tatsache, dass in Hamburger Breitengeraden die Uhren um 8 Stunden versetzt ticken – mitteilt, dass sie nun ins Bett gehe. OK, Zeit zum aufstehen. Also dann, Gute Nacht!
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Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).