Diary 2015/51. KW (2. Teil): Untergangsfestival (1. Tag) @ AZ Mülheim


PUNKROCK DIARY

51. Kalenderwoche 2015

Untergangsfestival, 1. Tag

Disco//Oslo, Kackschlacht, Alarmsignal, Finisterre

AZ Mülheim


Freitag, 18. Dezember 2015, 20:14 Uhr, AZ Mülheim

Disco//Oslo sehe ich zum ersten Mal und nachdem ich bei der Platte immer dachte „kenn ich schon“, ist das live durchaus von Charmanz geprägt. Der prügelnde Pogomob ist ebenfalls entzückt, aus dem sich mal wieder das „kleine Arschloch“ ganz besonders hervortut, jedoch leider überlebt. Währenddessen fällt mein Augenmerk auf einen jungen Mann, der mit zwei Kisten Bier auf dem Arm von der Bühne springt, während sich das so gerade noch mit kalten Glühwein direkt aus der Flasche, Schnappes und alles andere alkoholhaltige, was sich trinken lässt, vergnügende Jungbuntvolk, spontan alles stehen und liegen lässt um sich dem Paderborner Pilsener hinzugeben. Krasse Zeiten. Wir haben damals noch die Flaschen einzeln aus dem Backstage geklaut und waren entsprechend harmlos. Auch wenn Die Ärzte das damals ganz anders gesehen haben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Freitag, 18. Dezember 2015, 20:23 Uhr, AZ Mülheim

Lars sagt, dass das kein geklautes Bier war, sondern beim Untergangsfestival traditionell rausgehauenes Freibier. Laaangweilig!

Freitag, 18. Dezember 2015, 20:56 Uhr, AZ Mülheim

So, Kackschlacht im kleinen Raum. Entertainment pur. Diese berichten von verhaltensauffälligen Jugendlichen aus dem Sauerland, die bei ihrer letzten Darbietung den Bereich vor der Bühne auf ihre ganz eigene Art beanspruchten. Seitdem würden sie diese die „Sauerland-Celle“ nennen. „Häh? Seit wann liegt Celle denn im Sauerland?“ Jaja. Der gerade vor der großen Bühne, vom kleinen Arschloch angeführte Mob, sei dagegen bestenfalls die B-Version. Da haben die Herren besagtes Arschloch aber noch nicht wirklich in Aktion gesehen. Ich schreibe mich gerade in einen Wut- und Hassrausch.

Ansonsten alles tutti. Zwar sind die coolen Tapebänder, die letztens noch unterhalb der Zimmerdecke hingen, wieder alle weg, dafür hängen da jetzt MP3s. Dank W-LAN auch irgendwie cool.  Blablablablabla. Lang lebe die Übermotivation.

Freitag, 18. Dezember 2015, 21:23 Uhr, AZ Mülheim

Alarmsignal in der großen Halle, die inzwischen Pickepackevoll ist. Woran merkt der Maks und andere seiner Generation, dass sie alt werden? Sie begeben sich nicht mehr in vorderste Front, sondern verbringen Teile des Abends damit, sich die anderen Leute anzugucken. Spätestens 2017 sitz ich nur noch mit nem Kissen unterm Bauch am Fenstersims und pöbel Falschparker an.

Apropos Zukunft: Silvester! F*cking Angry im Limes Bonn, hell yeah! Ich wollte eigentlich schon längst ein gemütliches Zimmerchen gebucht haben, weil ich es jetzt nicht sooo cool finde, zum Jahreswechsel im Bully am Straßenrand zu nächtigen. Was in diesem Zusammenhang ausgesprochen witzig ist: Sonja, die Freundin einer der F*A-Musikanten, weiß überhaupt nix von dem Konzert, haha. Könnte allerdings daran liegen, dass – wie sich im weiteren Verlauf des Abends herausstellt – das Konzert bereits 2012 war. Verdammt.

Freitag, 18. Dezember 2015, 21:53 Uhr, AZ Mülheim

Zeit diesen scheiß Bericht durch einen Kalauer des dazugehörigen Königs Jochen V. aufzulockern:  Wer sitzt im Dschungel und schummelt?

Mogli.

Währenddessen fragt Daniel mich, ob ich heute Nacht hier in der Halle schlafe. Natürlich, Daniel, wenn ich in Deiner Kotze liegen darf.

Wer meint hier einen negativen Unterton herauszuhören, der irrt gewaltig! Ich freue mich wie Hulle, dass endlich mal so viele bunte junge Menschen auf einem Haufen zu sehen sind. Ich vermisse das wirklich häufig auf kleineren Konzerten, wo man die Bunthaarigen nicht mal mit der Drogeriemarkt-Lesebrille findet. Jedes zynische Wort hier ist nichts anderes, als persönlicher Frust über vergangene Zeiten, wo mir noch Kellergeister, Oppenheimer Krötenbrunnen und Lambrusco geschmeckt haben. Heute hole ich mir nach meinem ca. fünften oder sechsten Bier, wobei ich noch peinlichst genau darauf achte, keine verschiedenen Biersorten durcheinander zu trinken, um am Folgetag zumindest halbwegs fit zu sein, dann tatsächlich zwischendurch eine Mate. Ich trauriger, alter Mann.

Ach ja, apropos Nachwuchs: Adolf Abartig sein Sohn ist hier. Wie aus dem Gesicht geschnitten, nur halt deutlich jünger. Wie auch immer das passieren konnte.

Freitag, 18. Dezember 2015, 22:40 Uhr, AZ Mülheim

Eigentlich müssten wir schon längst schlafen, aber da wir Finisterre noch nie gesehen haben, wollen wir uns zumindest noch 2-3 Songs geben. Da wir aber nicht genau erkennen können, wo die Songs enden, können es auch 1 oder 7 gewesen sein. Nun nicht unbedingt mein Genre, aber… Ihr wisst schon.

Ach fuck, ey… komm wir schlurfen zum Auto und hören alte Pascow-Platten auf dem Rückweg. War trotzdem voll schön, oder? Jau, find ich auch. Ernsthaft. Gute Nacht!

(leider verpasste Bands: Goldgeist Gordon, Kannibal Krach, Rasender Stillstand)


Fotos und Bericht stehen unter einer Creative Commons Lizenz.


 Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Dezember bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).