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PUNKROCK DIARY
51. Kalenderwoche 2015
District, The Vageenas
Trompete, Bochum
Samstag. 19. Dezember 2015, 12:55 Uhr, Residence Witten
Heute Rentner*innen- und Altpunk-Treffen, cool. Da kann Mensch nicht so schmuddelig hingehen, wie gestern ins AZ Mülheim. Außerdem ist Körperpflege angesagt. Vorher wird aber noch gekocht. Zu diesem Zweck öffne ich eine Packung Cashewkerne. Geschickt, wie ich nun mal bin, fällt direkt ein einzelner, besonders großer Kern heraus. Schnapp ich mir natürlich und stecke ihn mir in den Mund, beiße drei-vier Mal schnell drauf und schlucke ihn dann runter. Und dann renn ich zum Waschbecken und würge erfolglos.
Denn kurz zuvor habe ich ein paar Knoblauchzehen geschält – und zwar diese ganz frischen, extragroßen, die deutlich intensiver riechen und schmecken als die anderen. Ihr habt es längst erraten: Anstatt eines Chashewkerns habe ich mir gerade eine komplette, übergroße, frische Knoblauchzehe einverleibt. Meine Fresse brennt nahezu, vom Geschmack und Geruch mal ganz zu schweigen. Schön, kann ich heute Abend wenigstens unbekleidet zur Veranstaltung gehen, denn so wie gerade rieche, achtet eh keiner mehr auf Äußerlichkeiten.
Samstag. 19. Dezember 2015, 19:37 Uhr, Regionalexpress
Der Rest des Tages ist von Zweifeln geprägt, da meine Motivation gegen Null tangiert. In solchen Fällen male ich mir am liebsten Szenarien aus, wie scheiße der Abend werden könnte, damit ich mit noch schlechterer Laune die Wohnung verlasse. Das fällt mir relativ leicht, da ich in der Trompete bisher noch nie war und entsprechend kann ich den Phantasien freien Lauf lassen: Kack Laden, teures Bier, verqualmt, später Beginn, noch späteres Ende, blablabla. Nur auf „scheiß Publikum“ kann ich mich nicht einlassen, da sich schon viel zu viele scheiß nette Menschen, die einem nun auch nicht jeden Tag über den Weg laufen, angekündigt haben.
Der Stimmungsumschwung vollzieht sich ausgerechnet im Zug. Als der Kontrolletti auf uns zukommt, ich mein Bier auf die Ablage stelle, um die mit Gaffa notdürftig stabilisierten Reste meines Portemonnaies samt Ticket raus zu kramen, lacht dieser nur und meint: „Nee komm, lass stecken. Hast ja die Hände mit Deinem Bier schon voll genug.“ Ich kann es nur immer wieder aufs Neue betonen: Die Abellio-Dukes sind scheiße cool. Ich hör dann jetzt auch mal auf mit der Fäkalsprache.
Samstag. 19. Dezember 2015, 19:44 Uhr, Bochum Hauptbahnhof
Ankunft, Masterplanung: Wir tingeltangeln jetzt noch schön hüpfend, Hand in Hand von Romantik überwältigt, über den Weihnachtsmarkt, speisen lecker am dortigen Los Veganz-Stand, drehen uns im Kreis und tänzeln dann galant zur Lokalität. Da haben wir allerdings die Rechnung ohne Micha, Jim Bob, Herrn und Frau Marzipano und gefühlt 50 weiteren töfften Menschen meiner Generation, die standesgemäß vor dem Bahnhof rumlungern, gemacht. Dann lungern wir doch einfach mal mit und sparen uns das X-Massacre.
Samstag. 19. Dezember 2015, 21:03 Uhr, Trompete, Bochum
Als die Türe öffnet haben sich die bekannten Gesichter davor vervielfacht. Dann der Schock: Die Pissoairabspülknöpfe sind bereits mit den „kleinen nervigen“ RILREC-Aufklebern markiert. Ich bin mir sicher, noch nie hier gewesen zu sein und entsprechend verunsichert. Und auch der weitere Verlauf trägt nicht gerade zur Bestätigung meiner Sorgen bei: Ein sehr netter, schöner Laden mit Bierpreisen, die für solche Lokalitäten durchaus im Bereich des akzeptablen sind, Platz genug vor der Bühne, obwohl es sehr voll wird und an der Theke bekomme ich zu allem Überfluss auch noch ratzfatz mein Bier. Es gibt schlichtweg nix zu meckern. Da könnte ich jetzt eigentlich auch wieder nach Hause gehen.
Samstag. 19. Dezember 2015, 23:04 Uhr, Trompete, Bochum
Fein. The Vageenas waren der perfekte Opener für diesen Abend. Bei der Districtschen Revivaldarbietung brechen dann alle Dämme. Grinsende Gesichter, soweit das Auge reicht. OK, das ist bei mir nicht besonders weit, aber auf dem Weg zum Klo lasse ich mir meine These bestätigen. Ich leg jetzt mal den Griffel weg und lasse mich noch ein wenig mittreiben, bevor wir gleich irgendwann dank beschissener Bahnverbindungen via L.A. mit dem Taxi nach Hause düsen müssen. Das isses Wert. Gute Nacht!
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Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).