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PUNKROCK DIARY
52. Kalenderwoche 2015
PUNK IM POTT, 1. Tag
Turbinenhalle, Oberhausen
Samstag, 26. Dezember 2015, 9:35 Uhr, Residence Witten
Wenn es einen Gott geben würde, würde ich behaupten, dass dieser sich regelmäßig zur Weihnachtszeit bei ausgewählten Atheisten für deren Frevelhaftigkeit rächt. Dummerweise trifft es dabei ziemlich häufig uns. Als wenn 2015 nicht schon wieder genug Scheiße passiert wäre, wird pünktlich zu Heiligabend noch ein richtig fetter Haufen zur Krönung drauf gesetzt.
Angesichts dieser unnötigen Gedanken möchte ich in diesem arg wissenschaftlichen, theologischen Intro auch kurz die Theorie des Marc-Uwe Klingschen Kängurus reinwerfen: Ja, es gibt einen Gott. Er ist halt nur nicht, wie von den Christen behauptet, voller Güte und Barmherzigkeit. Sondern schlichtweg ein Arschloch, was uns eine Katastrophe nach der anderen beschert: Überschwemmungen, Erdbeben, Hunger, Not, Krieg, Elend und diverse persönliche Schicksalsschläge.
Ich halte diesen Ansatz nicht für die verkehrteste Grundlage, um in Bibelkreisen auch mal etwas kontroversere Diskussionen zu führen. Wobei ich mich persönlich diesem dann doch lieber komplett entziehe und es etwas plakativer halte: „Kein Gott, kein Staat, kein Fleischsalat.“
Die Wahrheit, liebe Kinder, die weiß sowieso nur der Wind und Frau Holle. Und wem das Känguru bisher verborgen geblieben ist, der suche im Genetze einfach mal nach „Die Känguru Chroniken“. Vor allem das Hörbuch, bzw. die Hörbücher sind äußerst empfehlenswert. Ihr solltet aber auf jeden Fall mit Teil 1, den Chroniken, beginnen, bevor Ihr Euch um Teil 2 (das Manifest) und Teil 3 (die Offenbarung) kümmert.
Ich bereite mich jetzt, aller Scheiße zum Trotz, auf das Punk im Pott vor und hoffe sehr, dass es das dieses Jahr mit Hiobsbotschaften war. Bevor ich jetzt zum punkigen Teil dieses letzten Jahresereignisses komme, wünsch ich mir und uns schon jetzt, dass 2016 deutlich entspannter wird und Euch natürlich ein ebenso geiles, lautes und großartiges neues Jahr.
OK… waschen ist ja dann für heute und morgen schon mal nicht nötig. Also flott die Klamotten aus der Wäschetrommel gewühlt, bevor sie in der Waschmaschine verschwinden und dann mal los: Punk im Pott 2015! Mögen die Spiele beginnen.
Samstag, 26. Dezember 2015, 13:42 Uhr, Dekadence Essen
Ich blicke kurz an meinem sogenannten Körper herab und komme zu dem Entschluss, dass es vielleicht Sinn macht, sich einfach mal ein Stück zu bewegen. Was liegt da näher, als die 11,2 Kilometer zur Turbinenhalle Oberhausen einfach kurz zu laufen.
Samstag, 26. Dezember 2015, 14:01 Uhr, irgendwo in Essen
Da! Hat sich schon gelohnt. Ein erstes Highlight und die Vollendung des Idiotenapostrophs bietet sich mir in Form eines Trinkhallen-Schildes: „Martin´s Eck´e“. Wow!
Samstag, 26. Dezember 2015, 14:17 Uhr, irgendwo in Essen
Ein weiteres Schild verrät mir, wo ich mich befinde. Nämlich auf der „Berne Route“, einem Fußgänger- und Radweg, der von irgendwo nach nirgendwo führt. So gesehen ganz nett, weil teilweise im Wald. Aber warum baut man diesen parallel und nur wenige Meter neben der Berne? Vermutlich wollten die Stadtplaner besonders witzig sein, was ihnen durchaus gelungen ist. Denn bei der „Berne“ handelt es sich um die liebevoll genannte „Köttelbecke“, durch die mal eben das Abwasser von rund 14.000 Haushalten fließt. Von Scheiße, über Pisse, bis hin zu Kotze. Hmmm, lecker. Und das selbstverständlich oberirdisch. Eine malerischere und duftendere Wegesstrecke hätten die Damen und Herren Entscheider*innen sich gar nicht ausdenken können.
Baden sollte man hier jedenfalls nicht zwingend. Selbst heute nicht. OK, fürn Heiermann (so nannte man im Ruhrpott einst ein 5 DM-Stück) mach ich´s. Brennt sicher nicht ganz so, wie ´n Pott extrascharfen Senf für selbige Entlohnung zu verzehren. Ja, unsere Kindheit war schon geil.
Samstag, 26. Dezember 2015, 14:47 Uhr, irgendwo in Essen
Ich passiere den „Wella Damen Salon Gitta“. Ich bin ja nun wirklich nicht gerade der Lokalpatriot vor dem bereits anfangs erwähnten, nicht vorhandenen Herrn. Aber großer Loriot-Fan und die Strecke durch den Essener Norden, via Altenessen, Vogelheim, Borbeck, Dellwig, Frintrop, hat durchaus was zu bieten.
Samstag, 26. Dezember 2015, 15:59 Uhr, Turbinenhalle Oberhausen
Scheiße, zu früh! 2 Stunden und 17 Minuten nach dem Start, betrete ich stocknüchtern das Turbinenhallengelände. Einlass ist erst um 16 Uhr. Dann geh ich mal noch ne Runde um den Block.
Samstag, 26. Dezember 2015, 16:11 Uhr, Turbinenhalle Oberhausen
Leider konnte ich nur eine 0,33 Liter-Flasche Köpi in einem Dönerladen finden und fühle mich damit ein wenig overdressed. Das sieht so auch der Pfandpirat, der am anderen Ende der Turbinenhalle ziemlich blöd da steht, weil man ihn von vorne nicht aufs Gelände gelassen hat. Angeblich wird der Vorplatz seitens der Turbinenhalle tatsächlich an Pfandpirat*innen „vermietet“. Alle anderen dürfen dort kein Leergut sammeln. Ich fass es nicht.
Samstag, 26. Dezember 2015, 19:12 Uhr, Turbinenhalle Oberhausen
Der Masterplan war eigentlich, dass Lars und ich mit Hilfe von Schlossi hinter der Kamera, die nächste RILREC TV-Sendung aufnehmen. Lars ist leider krankheitsbedingt ausgefallen, so dass wir uns mit einem Camcorder behelfen müssen. Ich trinke mich derweil in Rage, um den Scheiß der letzten Tage vergessen zu machen. Klappt bisher immerhin bedingt.
Sonntag, 27. Dezember 2015, 0:37 Uhr, Turbinenhalle Oberhausen
Wow, ich habe es tatsächlich geschafft, meinen Pegel im oberen Bereich der Anwesenden anzusiedeln. Es geht gar nix mehr. Ab nach Hause.
Sonntag, 27. Dezember 2015, 15:04 Uhr, Dekadence Essen
Lars hat mir längst mitgeteilt, dass er heute erneut ausfällt. Da zeige ich mich mal von meiner solidarischen Seite. Mir geht es extrem beschissen. Jeder Versuch aus dem Bett zu hoppeln gleicht einem Atomkrieg. Ich könnte kotzen und das in mehrfacher Hinsicht. Zumal heute der Tag ist, der mich musikalisch weitaus mehr reizt, als der gestrige. Hilft alles nix. Ein Jahresabschluss, der passender kaum sein könnte und der mir nochmal pünktlich ins Ohr flüstert: „So´n Abstinenzjahr wäre mal gar nicht das verkehrteste.“ Recht hat er, der Jahresabschluss. Also mache ich ein Stück mehr desillusioniert den Deckel drauf auf dieses Kapitel. I hate myself. Kommt gut rüber.
Ach ja, das war´s dann auch mit dem Onlinezine. Ich weiß gerade selber nicht, wie 2016 aussehen wird. Online wird es meine Ergüsse jedenfalls nicht mehr geben. Alles weitere interessiert kein Arsch. Und Tschüss.
(Für die Statistik: Mehr oder weniger mitbekommene Bands: Wilde Zeiten, Auf Bewährung, Die Bullen, Kotzreiz, Die Suurbiers, Die Skeptiker, Slime, Monsters Of Liedermaching)
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Ihr findet alle Berichte seit Januar 2013 auch in unserer „Almanach“ und „Diary“-Buchreihe. Aktuell ist das „PUNKROCK DIARY Vol. 1“ mit den Berichten von Juli bis September 2015. Die nächste Ausgabe erscheint am 01.02.2016 (Berichte/Ticker von Oktober bis Dezember 2016). Mehr Infos dazu findet Ihr HIER. Erhältlich sind die Teile in unserem „Non Profit Mailorder“ (KLICK!) (sofern noch nicht ausverkauft).