Mitnichten. Viel mehr versteckt sich hinter "RilRec Youth" der alte-weiße-Mann-Arm (maks), der 1989 mit dem "RILBFHPA"-Fanzine den Grundstein für das ganze Übel gelegt hat. Unter diesem Deckmantel wurden Konzerte veranstaltet, Soli-Tonträger veröffentlicht und schließlich mutierte 2007 daraus das DIY-RilRec-Record-Label, welches ich letztendlich mit Lars* - mit dem ich bereits ein paar Aktionen zuvor gestartet hatte - gründete. Rund 50 Veröffentlichungen und 10 Jahre später war ich dermaßen leergesaugt, dass ich dem Ende meines Hobbys entgegen sah, da mich dieses inzwischen mehr stresste, als dass es mir noch Spaß bereiten konnte. Doch zum Glück war das der Moment, wo Lars* einen kurzzeitigen zweiten Schub bekam und mit Tüddel und Schlossi zwei neue Mitstreiterinnen ins Boot holte. Die beiden punkrockten den RilRec-Label-Laden schon nach kurzer Zeit nahezu komplett alleine (inzwischen auch offiziell, nachdem sich Lars* auch "auf dem Papier" zurück gezogen hat) und machen es inzwischen viel besser, als ich es je gemacht habe.
Es dauerte nicht lange, bis ich auch meine Lohnabhängigkeit über den Haufen warf und nach nur kurzer Verschnaufpause einen weiteren Traum verwirklichte: Meine eigene Kultur- und Musikkneipe (The Curly Cow) mit veganem Futter. Ich fand ein paar tolle Menschen, die mit mir ein kleines Kollektiv gründeten und den Traum 2,5 Jahre am Leben hielten.
Viele Einflüsse in all den Jahren hinterließen ihre Spuren. Ging es zu RILBFHPA-Zeiten noch primär um möglichst viel Bier, Feierei und Konzerte, so haben neben "Nazis raus!" auch zahlreiche andere Themen Einzug gehalten. Der Weg ist weiterhin das Ziel und so bin ich froh, dass meine Sozialisation eine nicht endende Reise ist. Ich bin dankbar für ständig neue Einflüsse, mit dessen Hilfe ich reflektieren kann, neue Dinge annehmen (oder nicht) und ich niemals wehmütig auf eine angeblich "gute alte Zeit" zurück blicken muss. Ob "Friday for future", "Punk too - Sexismus muss sterben" oder andere Bestrebungen: Ich ziehe meinen Hut vor all den aktiven Menschen, die für mehr Gleichheit und Gerechtigkeit eintreten. (Mein) Punk hat sich auch dank vieler jüngerer Menschen weiter entwickelt. Mein Punk ist positiv sozial aktiv und nicht "nur dagegen". Mein ganz persönlicher Punk. Wo Punk einst von "no future"-Attitüden geprägt wurde, steht für mich heute das Eintreten für progressive Veränderungen.
Als sich nach dem Ende meiner Kulturkneipe ein neues Loch auftat, suchte ich ein neues DIY-Betätigungsfeld. Bei "RILREC neu" sah ich keine Nische für mich. Die Dinge liefen längst viel zu (sic!) gut und da ich mich nun mal bei meinen Aktivitäten auch selbst verwirklich muss, sah ich in dem Rahmen keine Möglichkeit mehr dazu. Und das ist auch gut so. Trotzdem ist RilRec (bzw. RILBHFPA) mein "Baby", das nur schwer loszulassen ist. Ich hab es irgendwann im Kinderzimmer eines alten Freundes aus dem Boden gestampft.* Es begleitet mich mein ganzes Leben lang. Meine individuelle Entwicklung, meine ganze Biographie irgendwie unter dem alten Namen weiterzuführen - und sei es auch nur für mich ganz alleine - macht für mich Sinn. Und so kam ich irgendwie auf "RilRec Youth". "Part of RilRec", aber eben doch "alleine".
Neben dem HansaZeneca-Fanzine waren unter dieser Flagge anfangs Konzerte und evtl. sogar ein kleines Sub-Label geplant. Realisiert davon habe ich bisher nur das Zine, welches inzwischen aber auch wieder eingestellt wurde. Derzeit tobe ich mich ein wenig im Onlinezine "Bierschinken" aus, schreibe hin und wieder was für das Plastic Bomb Fanzine (ganz selten auch für andere) und layoute dort gelegentlich ein paar Sachen. Und da der Weg das Ziel bleibt, weiß ich selber noch nicht, wohin die Reise weiter geht. Und auch das ist gut so. We will see. Gute Nacht!
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*) Und hier ist sie: Die Lüftung des alten Geheimnisses, das niemanden interessiert. "RilRec" hat rein gar nix mit "Rille" (Schallplattenrille) zu tun, wie hier und da mal vermutet wurde. Es ist eine Abkürzung für RILFBHPA RECORDS, wie das Label anfangs hieß, als es 2007 seine erste Veröffentlichung feierte (ein Soli-Sampler mit dem wundervollen Namen "wir hören nicht auf mit der Scheiße, bis die Scheiße aufhört"). Der Name RILBFHPA basiert wiederum auf dem Namen des o.g. Fanzines, und entstand, weil uns (meinem Freund Ata, der ganz am Anfang für ca. 3 Ausgaben noch mit im Boot war, und ich) damals kein Name einfiel. Also schrieben wir das Alphabet auf ein Blatt und stupsten mit geschlossenen Augen ein paar mal auf die Buchstaben. Dabei kam "ILBFHP" heraus. Da wir damals noch von einer heute für mich nicht mehr nachvollziehbarer Art von lokaler Verbundenheit geleitet wurden, stellten wir dem noch das "R" für "Ruhrpott" voran und das "A" für unseren Geburtsstadtteil (und damaligen Lebensmittelpunkt) Altenessen hinten dran. Und fertig war RILBFHPA - unser Fanzine und der Ursprung für alles, was folgte.