Samstag, 25.10.25, 15:30 Uhr, Bundesliga (M), 8. Spieltag, Frankfurter Waldstadion
Freitag, 24.10.2025 (3. Kaffee)
Auswärtsspiel, geil! Habe ich (aktuell) mehr Bock drauf, als auf Heimspiele, selbst wenn es mal keine Pommes gibt. Gleich geht's los und angekündigt sind 3 Tage Dauerregen und Sturm. Das ist alleine deswegen schon interessant, weil wir im Van pennen und bis Montag bleiben. Das muss, damit wir zeitlich das folgende Szenario (das beim letzten Spiel in Frankfurt bekanntlich Glück gebracht hat) synchrontanzend wiederholen können: Lecker vegan speisen in der Hummus Küch (Freitag) und am Sonntag zum jüdischen Museum. Dass es außer Frage steht, dass ausgegerechnet unser Ablauf für das letztjährige letztsaisonrige 2:2 und dem wichtigen Punktgewinn den entscheidenden Ausschlag gegeben hat, steht ja außer Frage. Und wenn alles exakt wieder genauso läuft, haben wir bereits nach dem 8. Spieltag den Klassenerhalt praktisch sicher. Hüstel.
Frankfurt
Hach, Hummus Küch, ein Träumchen. Obwohl wir erst einmal hier waren, werden wir direkt wiedererkannt und bekommen wundervolle hausgemachte Limo ausgegeben. Wir führen nette Gespräche mit einer der dort arbeitenden Personen und gehen irgendwann pappsatt und dankbar für diesen schönen Nachmittag und frühen Abend hinaus in das so langsam dunkel werdende Frankfurt.

Wir waren ja im Mai schon wirklich verblüfft, was Frankfurt für schöne Ecken hat, steht es doch in der vermutlich allgemeinen Wahrnehmung für viel zu hohe Häuser irgendwelcher Banken und Versicherungen und ein verrufenes Bahnhofsvierteil. Nicht dass wir abseits der Häuser was darum geben würden, aber.
Matchday Morgen
Spooky: Wir haben seit ca. 15 Jahren so eine solarbetriebene Wackelkatze im Van stehen. Vor 15 Jahren mal im wunderschönen Brighton gekauft. Die hat noch nie gewackelt, vom ersten Tag an nicht. Jetzt sitzen wir hier, trinken Kaffee und wundern uns, dass es von irgendwoher klackert. Und siehe da: Die Wackelkatze wackelt! Wir haben locker dreistellig Mal in all den Jahren gerufen: "Die Katz soll wackeln!" Aber kein einziges Mal hat uns die Katz diesen Gefallen getan. Und jetzt, warum auch immer, wackelt sie, als hätte sie noch nie im Leben was anderes gemacht. Gutes Omen? We will see.

Sonntag, 18 Uhr - Break & Einwurf (gegen uns)
Normalerweise hätte ich zu der Zeit den Bericht schon seit 20 Stunden fertig gestellt. Und ich habe lange überlegt, überhaupt was zu schreiben nach den jüngsten Ereignissen. Ich habe so dermaßen gestrichen die Nase voll und will auch gar nicht groß an dieser Stelle auf all das eingehen. Ich habe echt Bammel vor der JHV und hoffe sehr, dass ich dort am Ende eher beruhigt herausgehe und sich meine Befürchtungen nicht bestätigen.
Nun habe ich aber auch den ganzen Egoscheiß da oben bereits (vorher) geschrieben und mein Notizzettel wäre auch echt angepisst, wenn ich ihn einfach so Papiermüllkonform entsorge. Also bitte schön:
Back to the matchday
Dass mein eigenes, der Neorodivergenz geschuldetes Abdrehen auf der Hinfahrt zum Stadion (S-Bahn), im Vergleich zu dem, was viele Zugfahrer*innen heute ertragen mussten, Peanuts ist (ja, ich weiß, ich soll nicht vergleichen), hatte ich beim Eintritt ins Stadion noch nicht geahnt. Der Eintritt selber verlief immerhin ziemlich entspannt, was wohl auch dem geschuldet war, dass wir erst gar nicht wieder zu diesem Schotterparkplatz nahe des Gäst*inneblocks gelaufen sind, sondern einfach den nächstbesten Eingang genommen haben. Geht hier nämlich auch, da im unteren Umlauf eh keine Abtrennungen sind. Viele andere kamen erst gar nicht bis zum Stadion und wie schon erwähnt, erspare ich mir auch hier zu weit auszuholen, auch wenn das den kompletten Tag - auch für uns - überschattet. Maik vom Millernton hat das schon bestens zu Tastatur gebracht. Von meiner und unserer Seite her daher "nur" 1910%ige Solidarität an alle von dieser (mal wieder) Polizeischikane betroffenen FCSP-Genoss*innen.

Dass der Block auch abseits dieses Skandals nicht wirklich randvoll war, war bereits vorher absehbar. Viele Leute krank, viele suchten erfolglos Abnehmer*innen für ihre Karten. Unsere Fanclub-Delegation hingegen hatte ganz offensichtlich sogar nur 3 Plätze neben denen gebucht, wo wir im Mai verweilt haben, denn die Aufkleber neben uns verrieten Geschichte. Wie überhaupt im ganzen Gäst*innenblock neben ganz vereinzelten VfB-Stickern vor allem noch jede Menge FCSP-Kleber hafteten. Schon irgendwie witzig, wenn du auswärts vor dem Pissoir auf einen Sticker blickst, den du bereits vor 1/2 Jahr dort angebracht hast und selbiges die Tage während unseres Aufenthaltes auch immer wieder im Stadtbild der Fall ist. Fühlt sich ja fast schon wie ein Heimspiel an. Die Betonung liegt auf "fast" - zumal wir zu dem Zeitpunkt noch immer nichts von USP & Co. wussten.
Irgendwann dann die Textnachricht, die Entsetzen im Block auslöst, während kurz danach das vom Polizeichor geschmetterte SGE-Vereinslied durch die Boxen dröhnte. Kannste dir nicht ausdenken. Tankard zum Einlauf der Teams und irgendwie fühlte sich alles von Sekunde zu Sekunde beschissener an, obwohl das kaum noch möglich schien.
Wenn ich überhaupt irgendwas positives von diesem Tag mitnehme, dann dass ich jetzt endlich weiß, dass ich offenbar nicht gegen Wespen- oder Bienen- oder Whatever-Stiche allergisch bin, nachdem ich irgendwann einen dicken Stachel aus meiner Hand ziehe und zum Glück nichts mehr als Schmerzen und eine leichte Schwellung mitnehme. Und das ist nun wahrlich nicht viel.
Dann schießen wir tatsächlich ein Tor und während meines in solchen Situationen gewohnt starrer Blickes zum Schiri-Assi schien die Zeit still zu stehen. Doch nach gefühlt 2 Minuten erhob er seinen Wedel leider doch noch. War das angesichts des bisherigen Tages nicht eh klar?
Währenddessen veröffentlicht unser Verein bereits früh eine erste Stellungnahme über seinen WhatsApp-Kanal (da hoffen wir natürlich, dass inhaltlich noch was Klareres kommt) und die SGE-Kurve breitet eine viertel Stunde nach Anpfiff ein "Der wahre Täter sitzt im Revier und steht nicht in der Kurve"-Transpi aus, was von uns - allerdings im Oberrang auch nur recht vereinzelt - mit einem "ganz Hamburg hasst die Polizei" erwidert wird. Wir deuten das als Solidaritätsbekundung, wie es in Ultra-Kreisen üblich ist. Dass es nach Abpfiff "scheiß St. Pauli" (gähn!) durchs Stadion schallt und selbst unsere nicht/kurz eingesetzten Ersatzspieler bei der üblichen Auslaufeinheit lautstark ausgepfiffen werden, muss mensch nicht in einen Zusammenhang setzen, ich frage mich da aber trotzdem, in wie fern so eine Solitapete dann nicht doch primär Mittel zum Selbstzweck ist. So sehr ich die Aussage auch abnicken kann.

Ich kapiere so manche Pfiffe in Richtung Gegner ja im eigenen Stadion schon nicht. Aber was bewegt einen, außer abgrundtiefer Hass, nach einem souveränen Sieg gegen einen in keinster Weise unsportlichen Gegner, so ne Nummer nach Schlusspfiff abzuziehen? OK, vermutlich eben nichts, außer das Erwähnte. Würde vermutlich auch die Person mit dem Anti-Antifa-Aufnäher bestätigen, die nach dem Spiel vor uns herläuft.
Ja, meine Güte, was soll ich Euch noch erzählen? Wäre es ein Spieltag wie jeder andere, wäre vielleicht noch die leicht übertriebene Kartenkontrolle auch bei Personen, die zum zehnten Mal mit einem Träger mit 4 Bier reinkommen, erwähnenswert. Warum auch immer die das tun. Also beide Seiten jetzt. Aber ist nun mal kein Spieltag wie jeder andere.

Schlusspfiff und ich zeige keinerlei Regung. Was ich spätestens nach dem Frankfurter 1:0 schon die ganze Zeit nicht mehr getan habe. Ich kriege das Spiel zwar mit, bin aber irgendwie komplett konsterniert und weiß selber nicht wohin mit mir. Aber irgendwie auch mal ganz schön, eine Zeit lang nichts zu spüren.
Die Stimmung im Block war natürlich entsprechend. Der Grad zwischen schweigender Solidarität und mal kurz aufmunternde kollektive laute Worte zu finden ist schmal.
Wir gehen mit als letzte aus dem Block, wissen überhaupt nicht so richtig wohin und peilen die U-Bahn an. Unangenehmer Weg in der Masse der SGE-Fans (siehe oben) und offenbar bin ich von allem viel zu verwirrt, um wirklich noch einmal meine übliche Panik in Schlangen und gefüllten Bahnen hochkochen zu lassen. Alles rauscht - vollkommen ungewöhnlich für mich - weitgehend an mir vorbei und nachdem wir unseren heute noch abreisenden Fanclub-Teil noch in der U-Bahn verabschieden, steigen wir vorzeitig aus und latschen 2-3 km durch den urplötzlich strömenden Regen noch einmal in die Hummus Küch. Der Versuch nach all der Scheiße heute wenigstens noch irgendwas Gutes zum Abschied mitzunehmen. Das gelingt natürlich nur bedingt und die Überreizung lässt wie gewohnt auch nicht lange auf sich warten.
Die Nacht drücke ich kein Auge zu, weil die verdammte Katze die ganze Zeit wackelt und klackert. War ja klar.
Solidarität geht raus an all diejenigen, die an diesem Spieltag große Scheiße über sich haben ergehen lassen müssen. Es kann gerade irgendwie nur noch besser werden, in nahezu jeder FCSP-Beziehung. Gute Nacht!
(Ach ja, das Sportliche: Wie immer an dieser Stelle.)

















