Der 8. März 2024, Headline auf der FCSP-Homepage: "Der FC St. Pauli verlängert den Vertrag mit Fabian Hürzeler". Was viele nicht (mehr) für möglich gehalten hatten, ist wahr geworden. Über Monate zog sich diese Hängepartie hin und die Spatzen am Millerntor zwitscherten die Ursache längst von den Stadiondächern: Hürzeler will eine Ausstiegsklausel, Bornemann nicht.
Ich kann mir bereits zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass es nicht zumindest mündliche Zusagen an Hürzeler gibt, dass er den Verein im Falle einer Anfrage eines Wunsch-/Topvereins unter bestimmten Umständen dennoch verlassen kann. Es macht für mich keinen Sinn, dass Hürzeler nach dieser langen Zeit der Verhandlungen, bedingungslos auf die Ausstiegsklausel verzichtet. Und wie sich später auch herausstellt, gibt es tatsächlich dieses sogenannte "gentlemen's agreement". Ob per Handschlag oder vertraglich verankert: Wenn ein absoluter Topclub/Wunschverein des Trainers anklopft, dürfen diese ausloten, ob sie inhaltlich zusammenkämen. Ist das der Fall, ist der zweite Schritt zwangsläufig: Der FCSP muss entscheiden, ob er einem Wechsel schlussendlich zustimmt. Die entscheidenden Faktoren dürften dafür sein:
1. Die Ablösesumme, 2. Der Zeitpunkt.
Mein Gedanke damals: Cool! Das klingt nach einem Kompromiss, mit dem ich leben kann. Es ist verhindert worden, dass Fabi zu einer festgeschriebenen Summe einfach so gehen kann, ganz ohne Handlungsoption des Vereins. Klar hätte man auch Transferfenster für einen Trainerwechsel schriftlich verankern können, aber zumindest die Ablösesumme ist ohne Ausstiegsklausel jetzt frei verhandelbar. Denn ob der allerorts hoch gelobte Hürzeler nicht auch in der Bundesliga mit dem FCSP halbe Wunder verbringen könnte, wer weiß das schon. Auch da könnte der Verein natürlich versuchen, dem mit einer - zum Zeitpunkt der Vertragsverlängerung - übertrieben hohen festgeschriebenen Abslösesumme entgegen zu wirken und genau diesen potentiell maximalen Erfolg mit einzurechnen. Aber es ist absurd zu glauben, dass Hürzeler eine solch extreme festgeschriebene Ablösesumme akzeptiert hätte. Es gibt nun mal immer diese zwei Partein, auch wenn manch Fan - gemessen am geäußerten Unverständnis bei manchen Transferverhandlungen und Vertragsbestandteilen - das gerne mal ausblendet.
Zurück zur Gegenwart:
BRIGHTON!
Da wo der gemeine FCSP-Fan gerne die "tolle Stadt" (Hamburg, insbesondere den Kiez) und so weiter als Wechsel- und Verbleibargument anführt, wäre ich ja - wenn ich genauso denken würde - fast geneigt, auf die wunderschöne Brightoner North Laine, das progressive Flair dieser Stadt (vermutlich gibt´s rund um die North Laine mehr Pride-Flags etc. als in ganz Hamburg), den Strand, das Pier, die Ausgehmöglichkeiten und so weiter und so fort, zu verweisen. Dafür bin ich aber dann doch zu überzeugt, dass das nur eine sehr marginale Rolle für den überwiegenden Großteil der Arbeitnehmer:innen im Profifußball spielt. Und Hürzeler ist da ganz sicher einer von.
Es gibt andere Glocken, die da in meinem Kopf läuten, als erstmalig vom Interesse der Briten berichtet wird:
Ausgerechnet Brighton!
Der Brighton & Hove Albion FC aka The Seagulls ist einer der - wenn nicht DER - Traumverein von Fabi Hürzeler. Und der spielt auch noch in seiner erklärten Lieblingsliga. Sein Vorgänger Roberto De Zerbi ist der Trainer, auf dessen System Hürzelers Fußball aufgebaut ist. Das ganze um Fabis eigene Note modifiziert, denn wie er einst betont hat, kann ein:e Trainer:in nie 1:1 ein Spielsystem übernehmen. Es gibt immer eine eigene Note, immer eigene Ideen, immer mehr als diesen einen Einfluss. Aber die Grundidee, die liegt hier eindeutig auf De Zerbi und Brighton.
Das für Fabis Spielidee notwenige sogenannte "Spielermaterial" (sic!) ist somit bereits vorhanden, wenn der Kader auch als ausbaufähig gilt (und in der Rückrunde durch ein extremes Verletzungspech arg dezimiert wurde). Und da Fabi sich Brighton immer wieder angesehen hat, um möglichst viel für sein System mitzunehmen, wird er auch bereits mit den Spielern bestens vertraut sein. Wenn er diese vielleicht auch nicht persönlich kennt, so weiß er aber um deren Stärken und Schwächen.
Und Hürzeler selber? Der ist gerade in aller Munde, gilt als Trainer-"Wunderkind" und ist entsprechend begehrt. Wieso sollte er - bei einem Angebot dieses Vereins - einfach so absagen, möglicherweise in der Bundesliga ein Stück von seinem Glanz verlieren und dann eine vergleichbare Chance vielleicht nie mehr bekommen? Auch wenn viele Stimmen behaupten, dass er doch noch ein Jahr bleiben könne und auch dann sicher noch Top-Angebote kriegen würde, so ist doch diese Konstellation für ihn wie auf den Leib geschnitten. Und der Zeitpunkt ist nun mal leider genau jetzt und kann so auch gar nicht mehr wiederkommen:
Persönliche Traumliga, (sportlich aktueller) Lieblingsverein, ein bereits vorhandener Kader, der seiner Spielidee entspricht und das natürlich in einer deutlich besseren Qualität, als beim FCSP. Und direkter Nachfolger seines "Vorbildes", so dass er diesen Kader direkt von ihm übernehmen kann ohne dass dieser zwischenzeitig an einen anderen Trainer angepasst wurde. Diese Traumvoraussetzungen hätte er nicht, wenn er die jetzt Chance verstreichen lassen würde. Das wäre für ihn deutlich mehr, als der berühmte "nächste Schritt". Es ist genau das, was ganz oben auf seiner persönlichen Traumliste steht zum - angesichts des vorhandenen Kaders, der große Teile dieser Spielidee kennt und sie eine lange Zeit sehr erfolgreich umgesetzt hat - perfekten Zeitpunkt für ihn.
Dass er zuvor verkündet hat, dass er sich auf die Bundesliga mit dem FCSP freue und wir alle noch ein Stück drauf legen müssen, das nehme ich ihm natürlich trotzdem zu 100% ab. Niemand konnte erahnen, dass sich genau diese eine Chance auftut. Und selbst wenn diese Blase am Ende doch noch irgendwie platzen sollte (0,01%?), glaube ich durchaus, dass er nach kurzer Entäuschung weiter für uns brennen würde und Bock auf diese Reise mit uns hat.
Was wir auch nicht vergessen sollten: Hürzelers Streben nach Höchstmöglichem, sein extremer Ehrgeiz, seine Ambitionen, sein "alles dem Erfolg unterordnen" etc. Ich kann mich an keinen FCSP-Trainer erinnern, bei dem ich das Gefühl hatte, dass diese Eigenschaften so ausgeprägt sind und der dermaßen fokussiert aufgetreten ist. Wer von solchen Charakteren profitieren will, muss vielleicht auch in Kauf nehmen, dass dieses angestrebte Höchstmögliche woanders noch deutlich besser zu realisieren ist, als bei uns. Davon eine Zeit lang Nutznießer zu sein, heißt vielleicht auch auf der anderen Seite, dass diesem Weg auf Grund der eigenen Möglichkeiten zeitliche Grenzen gesetzt sind. Auch daher wäre dieser Schritt und dieser Zeitpunkt nach so einer Anfrage zwangsläufig. Diese für unseren Erfolg sicher wichtigen Eigenschaften, hat er zu jeder Zeit zu 100% reingeworfen, mit der von ihm oft zitierten maximalen Intensität.
Dann mal sehen, was wir dem entgegen zu setzen haben:
- Vertragserfüllung / gerade erst verlängert
Naja, es gibt ja nun mal dieses - und ich denke davon können wir wirklich fest ausgehen - oft zitierte "gentlemen's agreement" und wir können den Vetrag nicht losgelöst davon betrachten. Es gibt diese Zusage des Vereins, dass Hürzeler so einen Wechsel auch schon jetzt anstreben kann. Er macht also nichts, was dagegen spricht. Und da gehe ich auch mit keinem moralischen Zeigefinger mit: DAS ist die Vereinbarung zwischen Trainer und Verein und daran hat er sich schlussendlich nur gehalten. Wenn ich ihn deswegen "anklagen" will, dann muss ich auch Bornemann und allen anderen, die da mitgegangen sind, einen großen Vorwurf machen. Mache ich aber nicht, weil ich die Entscheidung damals nach wie vor für richtig halte, weil alle Alternativen beschissener gewesen wären.
(Es gibt ja tatsächlich immer noch ganz vereinzelte Stimmen, die in ihrem Frust behauptet, dass das Vorhandensein dieses "gentlemen's agreement" nicht bewiesen sei (was ich persönlich zu "99,99%" ausschließe). Selbst wenn dem so wäre, so hieße das noch lange nicht, dass es dieses definitv nicht gab. Woraus folgend an dieser Stelle jede Kritik ins Leere läuft.)
- Er könnte doch immer noch später wechseln
Könnte er das? Ja, bestimmt. Fragt sich nur wohin. Diese Chance auf diesen Wunschverein zu einem Zeitpunkt, wo der Kader von seinem Vorgänger und "Vorbild" perfekt auf ihn zugeschnitten geformt wurde: Dass so eine Gelegenheit nochmal kommt, ist im Grunde unmöglich. Es sind die besten Voraussetzungen für ihn, die eben genau jetzt da sind. So ärgerlich das auch für uns ist.
- Der Zeitpunkt (aus FCSP-Sicht)
Ganz ehrlich: Wann wäre denn ein guter Zeitpunkt? Wir haben die Chance bekommen, eine hohe Ablösesumme zu generieren, weil der Vertrag erst vor 3 Monaten verlängert wurde. Wir haben noch 4 Wochen bis zum Trainingsstart. Im Grunde ist jeder Zeitpunkt beschissen, wenn uns ein so großartiger, aktuell erfolgreicher und ehrgeiziger Trainer verlässt. Aber es ist schlichtweg einer der am wenigsten beschissenen Zeitpunkte, denn es ist Zeit genug, einen Nachfolger zu installieren, der das Team vom ersten Trainingstag an betreuen und somit seine Ideen von Tag 1 an vermitteln kann. Und es ist auch besser, als eine vereinbarte Trennung vor 3 Monaten, denn dann würden wir mit leeren Händen dastehen. Und wer weiß, ob so eine Entscheidung damals nicht sogar negativen Einfluss auf das Aufstiegsrennen gehabt hätte.
Wenn wir mal ganz ehrlich sind: Solange der Erfolg da ist, solange gibt es aus Fansicht keinen gegenwärtigen richtigen Zeitpunkt. Der "richtige Zeitpunkt" aus Fansicht ist der, wo wir zweifeln, ob das noch passt. Wo sich Misserfolge einschleichen und wir mit dem, was der Trainer macht, nicht mehr einverstanden sind. Wo wir es besser wissen mit den Aus- und Einwechslungen und uns durch den Misserfolg bestätigt fühlen. Im Endeffekt somit oft auch häufig der Zeitpunkt, wo das Interesse an ihm - auch seitens anderer Vereine - vielleicht nicht mehr so groß ist wie jetzt. Spieler und Trainer sind in den Momenten und Phasen großer Erfolge nun mal am begehrtesten. Folglich liegt es auch in ihrem Interesse, diese maximale Beachtung und Nachfrage mitzunehmen um sportlich (und auch finanziell) weiter zu kommen. Ja, Spieler und Trainer haben tatsächlich auch ganz eigene Interessen, auch wenn es für Mancheine:n schwer nachzuvollziehen ist, dass diese Interessen manchmal naturgemäß ein Stück zu weit von unseren eigenen entfernt sind.
- Die Gefahr weiterer Abgänge
Ja, natürlich, die Gefahr besteht. Ohne Hürzeler, aber auch mit Hürzeler. Ob "ohne" tatsächlich mehr, will und kann ich gar nicht beurteilen. Aber selbst wenn: Das ist doch einzig und alleine unser, respektive Bornemanns Problem. Dass da Hürzeler nicht hingeht und sagt: "Ich kann nicht gehen, sonst gehen andere vielleicht auch", kann doch für den Trainer kein Entscheidungskriterium sein. Dann dürfte ein erfolgreicher Trainer nie einen Verein verlassen. Erfolgreiche Vereine, die eine so starke Runde spielen wie wir es getan haben, wecken nun mal Begehrlichkeiten. Das gilt für Trainer genauso wie für Spieler. Und am Ende des Tages ist Hürzeler eben Trainer und Arbeitnehmer und nicht Fan. Das ist und bleibt nun mal ein großer Unterschied. Das müssen wir nicht toll finden, aber vielleicht in unsere Bewertung mit einfließen lassen und respektieren.
Ein Traum, ein Traum, ein Traum...
Jepp, aber jetzt mal bitte alle wieder wach werden. Dass es mit dem Aufstieg nicht leichter wird, das Team zusammen zu halten, war doch klar. Wir können noch so viel von Zusammengehörigkeitsgefühl und funktionierendem Gesamtkonstrukt sprechen. Wenn da ein Verein daher kommt, der mehr bietet (sportliche Ambitionen, zu realisierende Träume, Geld), dann ist es ein völlig legitimes Anliegen, sich damit auseinander zu setzen. Für Hartel, für Hürzeler und - wenn es noch schlimmmer kommt - eben auch für Smith, Saad, Irvine, etc. Es ist dieses beschissene Fußballgeschäft. Auch wenn es gaaanz vereinzelte Ausnahmen von dieser Regel gibt. Für mich ist das alles eh längst sowas wie "Hassliebe". Ich kann diesen Verein im Herzen tragen, das ganze Geschäft, dem sich in großen Teilen auch unser Club unterwerfen muss, aber trotzdem verachten. Darauf habe ich mich nun mal eingelassen, so schmerzhaft es auch sein kann.
Und da bin ich jetzt mal wieder an einem Punkt, wo ich mich beinahe frage, was besser ist: Diesen Traum erlebt zu haben, mit den schmerzhaften Konsequenzen und dieser extremen Fallhöhe? Oder in Liga 2 irgendwo im gesicherten Mittelfeld rumzudümpeln, wo Abschiede vielleicht gar nicht mal so weh tun, weil das Verbesserungspotential viel höher ist als jetzt, wo wir diese Begehrlichkeiten wecken? Müsst ihr für euch entscheiden. Nur "mehr Punkte als alle anderen" einsacken und teils Traumfußball spielen ohne die damit verbundenen negativen Folgen zu schlucken, geht halt leider nicht. Ich jedenfalls möchte diese wundervolle Saison samt Aufstieg und Meisterschaft auf keinen Fall missen. Und was danach kommt, werden wir sehen. Ich schätze, wir sind aus alten Tages weitaus schlimmeres gewohnt, als das, was uns im Falle eines Hürzeler-Abschieds erwarten wird. Und ich werde mir den Bock aufs Oberhaus dadurch nicht verhageln lassen.
- Die Dankbarkeit
Bornemann hat das Talent Hürzelers erkannt. Es ist schlichtweg eine Win-Win-Situation, wenn es aufgeht. Und das ging es: Hürzeler hat uns zum Aufstieg gecoacht, da ist die Richtung der Dankbarkeit ganz sicher keine Einbahnstraße in die "unsere" (stehend für den Verein). Er hat die Chance bekommen, genutzt und hat uns mit dem Aufstieg so viel zurückgegeben, wie ich es mir nie erträumt hätte.
Wo bitte endet denn jetzt die Dankbarkeit und welche Richtung macht da mehr Sinn? Muss er uns jetzt danken, weil er die Chance dazu bekam, sein Talent unter Beweis zu stellen? Oder müssen wir ihm jetzt danken, weil er uns in die Bundesliga gecoacht hat? Und wo und wann genau endet dieses aufrechnen, wann sind wir Patt? Ich finde das durchaus rhetorisch.
Ich beantworte es für mich trotzdem: Danken können wir uns sehr gut gegenseitig. Und schuldig ist (nicht nur daraus folgend) unterm Strich jedenfalls niemand irgendwem etwas.
- Der FCSP ist Hürzeler ja offenbar egal!
Ganz sicher nicht! Aber die Prioritäten sind halt andere. Dadurch ist er - wie in sozialen Netzwerken auch teils vorgeworfen - nicht direkt ein Söldner (ein Begriff, den mensch im Fußballkontext eh mal überdenken sollte).
So unromantisch es klingt: Es gibt Verträge und Vereinbarungen, es gibt ne Menge Schotter, es gibt Erfolg, der Begehrlichkeiten weckt und es gibt persönliche sportliche Träume der Akteure. Aber Vereinsliebe, selbst wenn die ein Stück vorhanden ist, ist hinsichtlich der Entscheidungsfindung nur in den allerseltensten Fällen bei Profifußballern und Trainer:innen in dieser Liste so weit oben anzusielden. Das ist die Seite, die wir an dem ganzen Fußballprofizirkus vielleicht ein Stück "hassen".
Auf der anderen Seite stehen dann wir mit häufig unumstösslicher Vereinstreue, unserer Fanseele, und all das passt leider nicht immer so gut zusammen. Menschen wie Hürzeler, dem auch wir viel zu verdanken haben (tolle Spiele, attraktiver Fußball, Aufstieg, Meisternschaft), der aber nun mal Part der einen Fußball-Hälfte ist (trotz möglicher Schnittmenge), Vorwürfe zu machen, finde ich mehr als schwierig.
Schlusswort, endlich:
Ja, ich bin dir dankbar, Fabi! Dankbar von Herzen, so sehr das auch gerade schmerzt. Dankbar dafür, dass du uns dahin geführt hast, wo wir heute stehen. Dass wir so tollen Fußball gesehen haben, für den Aufstieg, für die Meisterschaft, für unfassbar emotionale Momente. Und sogar für die Vertragsverlängerung, die uns jetzt noch einen ordentlichen Batzen Schotter beschert. Du hättest auch einfach so gehen können, hast das aber nicht getan. Selbst dafür bin ich dir dankbar. Ich kann absolut nachvollziehen, dass du diese - wenn wir mal die gesamte Situation betrachten - in dieser Geballtheit wahrscheinlich einmalige Chance nutzt.
Ich ziehe den Hut vor deinem Ehrgeiz, gönne dir das Abenteuer Brighton zu 1910% und wünsche dir nur das Beste auf deinem weiteren Weg, den ich ganz sicher auch ein Stück verfolgen werde. Vielleicht laufen wir uns ja mal in der North Laine über den Weg und dann träumen wir zusammen ein Stück von früher. Auch wenn dein Traum woanders weiter geht. Und wer weiß: Vielleicht geht unser ja auch ohne dich noch weiter.
Alles Gute!
Wie bitte was? Das Ding ist noch gar nicht durch?
Ja, nee!? Aber es fühlt sich doch schon längst so an!
Ich habe das spätestens nach dieser Sky-Meldung nur noch mit Ekel verfolgt. Bisher waren Bornemann-Verhandlungen immer davon geprägt, dass nichts an die Öffentlichkeit kam, bis Vollzug gemeldet wurde. Egal in welche Richtung (Zu-/Abgang). Ganz selten sickerte mal irgendwas durch. Und wenn, dann sicher von der "anderen Seite", denn wenn Bornemann da die treibende Kraft gewesen wäre, hätten wir garantiert schon öfter solche Vorabmeldungen zur Kenntnis nehmen müssen. Bornemann steht für mich für Professionalität und Seriosität, die in diesem Geschäft alles andere als selbstverständlich ist.
Seine jetzigen Verhandlungspartner - oder zumindest einen davon - scheint das so gar nicht zu jucken. Da kommen vor der noch immer nicht vollzogenen endgültigen Einigung aller Parteien Details zum Vorschein, wo mensch echt nur noch staunen kann. Die feststehende Vertragslaufzeit und sogar, dass Hürzeler mit Brighton bereits über den Verbleib von Pascal Groß verhandelt habe. Das Streuen solcher Details bevor die Verhandlungen zwischen den Vereinen zu einem Ziel gekommen sind, kann aus meiner Sicht nur den Zweck verfolgen, Druck auszuüben. Ein Zeichen senden, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Das FCSP-Fanherz weiter triggern, damit die Missgunst gegenüber Hürzeler bei den einen weiter verstärkt und bei den anderen vielleicht doch noch entfacht wird ("netter Versuch", was mich angeht). Denn wer will schon einen Trainer behalten, der schon so sehr in Brighton angekommen ist, dass ein Weg zurück keinen Sinn mehr macht? Dieses Bild wird vermutlich ganz bewusst in der Öffentlichkeit gemalt. Was für ekelhafte Psychospielchen.
Und sie sind damit erfolgreich. Das Boulevard lässt schon verlauten, dass ein Verbleib auf Grund der Wut der Fans gar nicht mehr möglich sei und trägt seinen Teil zu dem Spielchen bei. Brighton & ROOF dürften das mit Freude zur Kenntnis nehmen.
Letztendlich wird hier ein Bild gezeichnet, das Hürzeler als FCSP-Fan-Buhmann dastehen lässt. Ob der aber in Wirklichkeit nicht gesagt hat: "Ja, ich würde gerne wechseln, weil das mein absoluter Wunschverein mit perfekten Bedinungen für mich ist, aber ich bin auch gerne beim FCSP und respektiere absolut, wenn die Vereine keine Einigung erzielen", wissen wir nicht. Sowas steht nicht in den Medien. Da steht, dass er schon über den Verbleib des DFB-Nationalspielers Pascal Groß verhandelt. Vielleicht war das nur ein kurzer Nebensatz in den Gesprächen, vielleicht ist er auch nur gebeten worden, zu dem Spieler seine Einschätzung abzugeben. Gestreut wird dann, dass bereits über den Spieler verhandelt wird. Sowas macht natürlich Eindruck und durch den Kopf schießt direkt, dass Fabi sich schon innerlich komplett vom FCSP verabschiedet hat. Vielleicht war es sogar eine Bedingung von ihm, dass Groß bleibt, um sich überhaupt erstmal untereinander einig zu werden. Aber eben immer in dem Kontext, dass er respektiert, wenn die Vereine keine Einigung erzielen. Und die nehmen nun mal erst die Verhandlungen miteinander auf, wenn Brighton & Hürzeler sich einig sind. Es heißt ja bewusst auch nie "Brighton und Hürzeler wären sich einig, wenn die Vereine zusammen kommen" sondern "Brighton und Hürzeler sind sich einig", so als habe Bornemann nur noch die Rolle, das Ding abzunicken. Vielleicht ist der Wechsel während all das durch die Medien kursiert, für ihn gedanklich und emotional noch längst nicht so in trockenen Tüchern, wie es den vermittelten Anschein hat.
Wissen wir alles nicht!
Wie wir in diversen sozialen Netzwerken sehen ist so eine Stimmungsmache sehr erfolgreich. So ungerne ich das Wort "Manipulation" in den Mund nehme, da dieses arg nach Verschwörungscheiße klingt: Ich kriege es aber gerade auch nicht aus meinem Kopf raus.
Für Bornemann wird die Situation dadurch natürlich alles andere als leichter. Zum Glück hat er aber auch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein verdammt Guter in seiner Position ist und ich bin heilfroh, dass wir ihn haben. Was aber trotzdem am Ende als Gefühl bleibt (bleiben soll) - und sei es bei einigen auch nur unterbewusst - ist froh zu sein, wenn das Ding endlich durch ist.
Und damit sind wir noch gar nicht am Ende: Selbst auf Hürzeler lastet dadurch ein zusätzlicher Druck. Sollte der Deal tatsächlich noch platzen, sind ihm Hohn und Spott garantiert. Von Teilen der FCSP-Fans genauso wie von denen anderer Vereine. Kein sehr feiner Umgang mit einem, den man in den eigenen Reihen hat (ROOF?) oder haben möchte (Brighton?).
The Seagulls waren mir tatsächlich immer sehr sympathisch und sei es nur wegen der Stadt, die ich sehr gerne besuche oder dadurch, dass Attila The Stockbroker dort Stadionsprecher war (oder ist?). Ich habe in der Stadt auch schon diverse auf die Fans zurück zu führende Antifa-Sticker gesehen. Vieles geht da von Fans des unterklassigen Vereins Whitehawk FC (Isthmian League Premier Division) aus, aber wenn ich das da alles richtig überblicke, gehen diese teils auch zu Albion. Zumindest habe ich auch mal vereinzelte Sticker mit beiden Logos und Antifa-Bekundungen zur Kenntnis genommen.
Genau so gut kann natürlich Hürzelers Agentur ROOF hinter diesem Streuen von Details stecken. Dafür spricht natürlich auch einiges. Spieleragenturen gelten ja generell eher zu den uncooleren Playern in dem Geschäft. Ich verfolge aber auch nicht so ausführlich Transferticker etc. und weiß nicht, ob solche Dinge in diesem Ausmaß öfter vorkommen oder gar der Regelfall sind. Unterm Strich kann ich mir im Grunde keine abschließende Meinung dazu erlauben, wer hier was sät. Was ich mir aber erlauben kann: Ob es am Ende Brigthon, ROOF oder beide waren: Ich hasse das Fußballgeschäft jetzt tatsächlich noch ein Stück mehr und das ist unabhängig von einem generellen, höchstwahrscheinlichen Wechsel Hürzelers und erst recht von seiner Person. Ich beziehe mich da einzig und alleine auf dieses ekelhafte Vorgehen.
Und trotzdem: Werdet bitte klar Leute!
Auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit bestenfalls im Zehntelprozentbereich sehe: Wenn das Ding am Ende tatsächlich doch noch platzt, vergesst all das bitte nicht! Ob mit oder ohne Fabi: Es ist so wichtig, weiter zusammen zu stehen, um die Klasse zu halten. So wie wir es die ganze Aufstiegssaison gemacht haben. Für den FCSP und gegen diesen ganzen Fußballzirkusscheiß! Und wenn Fabi wider Erwarten tatsächlich Teil unseres magischen Vereins bleibt, dann sollten wir ihm auch nach wie vor Respekt entgegenbringen und ihn als Teil von uns sehen. Ich bin mir sicher, dass er sich keinen Milimenter weniger reinknien würde.
Tja, und wenn alles so kommt, wonach es aussieht? Dann blicke ich zumindest ohne Zorn zurück.
Gute Nacht!