Das Ding ist durch. Wir nehmen eine ordentliche Ablöse mit und müssen eine:n neue:n Trainer:in suchen. Also zum Glück nicht "wir", sondern Andi. Und der hat´s voll drauf. Deshalb mache ich mir aus sportlicher Sicht gar nicht so viel Sorgen. Sorgen mache ich mir um ganze andere Dinge. Dazu mehr im zweiten Teil dieses Artikels. Zunächst muss ich meiner - auf diesem vorhandenen sportlichen Niveau halblaienhaften - Meinung noch kurz Raum geben.

Denn wer weiß, ob wir mit unserer bisherigen, risikoreichen Spielweise gegen deutlich stärkere Gegner nicht ganz anders aussehen würden, als die individuell viel besser besetzten, ähnlich auftretenden Teams aus Stuttgart und Leverkusen. Die bei uns immer mal wieder eingestreuten individuellen Fehler, dürften bei deutlich mehr Druck gegen uns nicht nur verstärkt auftreten, sondern auch häufiger ausgenutzt werden.

May be, dass Fabi da Lösungen gefunden hätte. May be aber auch nicht. Ein Verbleib hätte nicht zwangsläufig den Klassenerhalt bedeutet. Ein Wechsel nicht zwangsläufig den Abstieg. Am Ende werden wir nie erfahren, was anders gelaufen worden wäre, irgendwas mit Plusquamperfekt vermutlich. Ich wünsche dir, lieber Fabi, nur das Allerbeste auf deinem weiteren Weg und danke dir für die geile Zeit hier, den Weg zur Ablösesumme inklusive. Ich habe dir nix vorzuwerfen.

Die Nachfolge

Es geistern sowohl ein paar Namen durch die Presse (von der muss ich mich nach den letzten Wochen eigentlich erst einmal erholen), als auch durch soziale Medien. Die meisten genannten Namen haben - genau wie Fabi es hatte - noch Vertrag. Dass solche Vorschläge nicht selten von Personen kommen, die die Nichtvertragserfüllung bei Fabi unter anderem mit "Vertrag ist Vertrag" kritisiert haben, ist nicht verwunderlich. Ja, er hat GERADE erst verlängert. Das ändert aber nichts am laufenden Vertrag und erst nichts daran, dass es dieses gentlemen´s agreement gab: Eine Vereinbarung, die wir nicht losgelöst vom Vertrag sehen können. Geschenkt, dazu wurde in diesem Blog schon genug geschrieben.

TRIGGERWARNUNG: SEXUALISIERTE GEWALT

Was mir jetzt viel mehr am Herzen liegt ist die Nachfolge. Und da taucht (in Medien und Fankreisen) ein Name auf, wo mich spontan Ekel überfällt, sollte dieser wirklich auf der Liste stehen oder es am Ende sogar werden.

An dieser Stelle möchte ich aber direkt einleitend erwähnen, dass ich bei so einem Thema den Sportmedien (auch) nach dem, was wir vor dem endgültigen Hürzeler-Abgang ertragen mussten, nur wenig Glauben schenke. Niemand weiß, was pure Spekulation, das bewusste Streuen von Falschinformationen oder am Ende dann doch eine gesichterte Information ist. Und wie oft geisterten - gerade im FCSP-Kontext - schon irgendwelche Namen durch den Raum und am Ende präsentierte Andi Neuzugännge, die niemand auf dem Schirm hatte. Will sagen: Ob diese Person wirklich auf unserer Liste steht, sei mal komplett dahin gestellt. Denn sollte das der Fall sein, wäre das hier auch eine Bornemann-Kritik und davon bin ich auf Grund so einer Meldung meilenweit erntfernt und traue ihm diese mangelnde Sensibilität auch gar nicht zu. Die Tragweite einer solchen Verpflichtung reicht jedoch aus, um das hier zu thematisieren. Da ist die Wahrscheinlichkeit eines wirklichen Interesses unsererseits sekundär.

Der Trainer, um den es hier geht, war vor gut einem Jahr vorübergehend festgenommen und nach einer Anhörung ohne Auflagen entlassen worden. Grund dafür war, dass eine Frau ausgesagt hatte, von ihm in einem Hotelzimmer sexuell missbraucht worden zu sein.

Zu einer Anklage kam es nicht. Das Ermittlungsverfahren wurde ein paar Monate später eingestellt. Der Präsident seines Vereins wurde daraufhin so zitiert: "Nun besteht Klarheit für alle Beteiligten und wir können uns wieder voll auf die sportlichen Belange konzentrieren." Und auch der Beschuldigte betonte, dass er nichts Unrechtes getan habe und alles, was auf dem Hotelzimmer geschah, einvernehmlich vonstatten ging.

Was besagter Präsident bei seiner Bewertung ausklammert ist, dass die Tatsache, dass die Klage fallen gelassen wurde, nicht bedeutet, dass der Beschuldigte unschuldig ist. Denn stichhaltige Beweise sind bei so einer Tat schlichtweg nicht vorhanden. Da wo insbesondere Männer häufig nach unmöglich zu erbringenden "Beweisen" rufen und die "Umschuldsvermutung" über alles stellen, da stehen auf der anderen Seite häufig Opfer, die überhaupt keine Möglichkeit haben, solche Taten zu belegen. Der gesellschaftliche Reflex ist nicht, den Anschuldigungen zunächst Glauben zu schenken. Stattdessen werden sofort Gründe und Motive bemüht, warum diese falsch sein könnten.

Dass die Glaubwürdigkeit von Betroffenenen angezweifelt und ihre Würde wie der letzte Dreck behandelt wird sind häufig Gründe, warum diese sich auf diesen schmerzhaften Prozess nach der akuten Tat nicht einlassen und sogar ihre ersten Aussagen zurück ziehen. Die ständige Retraumatisierung während des ganzen Prozesses wird als dermaßen schmerzhaft empfunden, dass für viele ein Rückzug erträglicher ist, als dieser im Regelfall eh aussichtslose Weg. Berichterstattungen und öffentliche Reaktionen, in denen Opfer häufig selber zu Beschuldigten werden, indem ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt wird oder sie für die Taten mitverantwortlich gemacht werden, kommen häufig noch hinzu. Und auch Staatsanwaltschaften verzichten bei solcher Aussichtslosigkeit eben häufig auf Anklagen.

Es gibt zahlreiche Artikel dazu im Netz. Einen wirklich sehr lesenswerter Beitrag findet ihr in der Süddeutschen online: "Der Mythos der falschen Beschuldigung"*. 

Wie es am Ende bei dem Beschuldigten wirklich war, das wissen wir nicht. Auch ich werde ihn bei allen Wahrscheinlichkeiten nicht vorverurteilen. Auf der anderen Seite werde ich aber auch nicht die Glaubwürdigkeit der Person, die die Anschuldigen erhoben hat, anzweifeln. Zumal die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Tat hoch ist.

Doch was bedeutet diese nicht eindeutige Lage jetzt für eine mögliche Verpflichtung? Für mich bedeutet es, dass alleine der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, angesichts allem, was wir inzwischen von solchen Mechanismen wissen, für den FCSP ein NO GO hinsichtlich einer Zusammenarbeit darstellen sollte. Etwa jede 3.Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen* und wie müssen sich diese im Stadion fühlen, wenn bei ihrem progressiven Herzensverein ein Trainer an der Seitenauslinie steht, dem Täterschaft vorgeworfen wurde? Es ist keine Verurteilung, wenn wir angesichts dessen eine Verpflichtung erst gar nicht in Betracht ziehen.

Für mich persönlich hieße so eine Verpfichtung das Ende meiner Mitgliedschaft. Ich könnte da unmöglich mitgehen. Wir sind ein Fanclub mit 2/3 FLINTA*, denen so ein Thema sehr am Herzen liegt. Wir sind uns jedoch auch sehr sicher, dass unser Verein erst gar nicht in Erwägung zieht, diesen Trainer zu verpflichten. Dass dieser Name allerdings, teilweise so Kritiklos (weil es "doch um das Sportliche geht" oder weil "die Anklage doch fallen gelassen wurde") auch durch Fankreise zieht, war Anlass genug, das Thema hier aufzugreifen. Angesichts der - soweit öffentlich bekannten - Sachlage ohne Verurteilung. Aber eben auch ohne die Glaubwürdigkeit der betroffenen Person anzuzweifeln.

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