content note: anxiety, mental load, menschen(massen), stress

wie sehr ich mich auf das spiel gestern gefreut habe. auf das gemeinsame anreisen, die gemeinschaft, das laute brüllen und am liebsten natürlich auch, drei punkte mit heimzunehmen. letzteres hat nicht geklappt - so viel ist ja bekannt und so viel spoiler direkt zu beginn.

darüber will ich aber heute nicht sprechen. vielmehr darüber, über das, was mich immer mal wieder ratlos zurück lässt. das, was mich nicht zugehörig fühlen lässt, sondern alleine (vielmehr: "alleine") + voller angst.

hatte gar kein bock auf das schmerzgelbe-stadion. seit nmecha verpflichtet wurde (belest euch bitte selber, mag dem h0m0feindlichen tüpen nicht noch mehr raum geben) und danach alles ziemlich unschön wurde (keine pointe), wollte ich den gelben p1sspott aber wenigstens wieder mit positiven dingen (im ersten absatz genannt) belegen.

hat nur in teilen geklappt. der fußweg von der s-bahn-station uni zum stadion war ganz wunderbar. que(e)rfeldein mit pipipause, wegbier-radler anner bude und schöne gespräche mit der crew waren ganz wunderbar. am stadion angekommen erstmal laut "leila" aus den boxen. herzlich willkommen, i guess. belustigte gesichter, die in mein angewidertes und ungläubiges schauen. okay - bubble verlassen ist nie safe...aber das hier? für sowas gebe ich geld aus? erstmal weitergehen.

die nächsten stunden dazwischen finden hier keine erwähnung, weil ich sie nicht als bedrohlich wahrgenommen habe. auch, als hinter mir einer "hu*ensohn!" geflucht hat, bin ich nicht erstarrt, sondern habe mich "einfach" umgedreht und ihm böse was zugerufen. das zeigt, wie sicher ich mich trotz dessen gefühlt habe - sonst kickt nämlich schon hier gerne anxiety und dissoziation. (ja, mega, oder? willkommen in meinem ich.)

nun ja.
spiel vorbei - zurück zum bhf.
menschenmassen über menschenmassen. mitschwimmen. möglichst unsichtbar. system geschärft bis auf's äußerste. unsichtbarer werden. dranbleiben. nicht hinsehen. nicht hinhören. oh no, schon wieder. worte, die so krass reinschneiden. durch meine haut hindurch, irgendwie mitten in die substanz.

allgemeine worte. gespräche. von betrunkenen. von feiernden. von leuten, für die das hier nix schlimmes ist. sogar ganz normal. oder toll. FUPPEEEES, OLÉ OLÉ.

aber was sie alle so reden ist so schlimm für mich, ey. schwadronnieren über politik, gewaltphantasien, über kinder (eigene oder von friends) oder schilderungen, wie es andere so mit "kindererziehung" halten.

oh, moment.
ein fanmarsch von dortmunder ultras kreuzt unter "polizeischutz". hilft nix, müssen wir durch. ja - d i r e k t. durch. kapuze auf und los. nur irgendwie voran. dranbleiben. kein augenkontakt. unsichtbarer werden. über füße stolpern, beschimpft werden. irgendwie durchgekommen sein. weiteratmen. weiter vorne ist schon die nächste menschentraube. die feiern aber nur, halb so wild. einfach. weitergehen.

auch auf den nächsten 500 m nur schlimme gespräche. diesmal über frauen. ha ha. lustig. anfassen ohne zustimmung. ja ja, da kennen die wen, der macht das nur. ha ha. lustig. dann gespräche über hunde. und thomas gottschalk. weil: der ist wirklich schlimm. aber was willste machen - bei der frisur. da kriegste sonst ja auch keine. ha ha.

einfach. weitergehen. atmen.

okay. größte menschenmenge geschafft. jetzt nur noch die bahn kriegen. das bild verändert sich - eher dicke karren mit breiten tüpen drumherum. die arme verschränkt - suchen blickkontakt.

zum glück erwischt es nicht uns und wir die bahn. die ist erfreulich leer und die vibes hier weniger potentiell vernichtend.

ausgestiegen und 40 min. durch die nacht gelaufen. am landstück hat ein auto zweimal gedreht. beim nächsten mal wäre ich aufs acker gesprungen und hätte mich da verkrochen. keine kapazitäten mehr für irgendwas.

warum ich euch das alles erzähle? na, weil es auch eine perspektive ist. ein bestandteil dessen, was es für menschen bedeuten kann, teilzuhaben an diesem event namens fußball. wie viel nerven, löffel und angst es kosten kann - zusätzlich zu den ticketpreisen.

mit wie viel mental load es verbunden sein kann, so ein event zu besuchen.

und wie beschissen bedrohlich dieses identitäre und partiarchale gehabe! ich steh auf dieses fußballzeug und zeitgleich verabscheue ich nahezu alles daran. ambiguitätstoleranz oder lass es, i guess.

81.000 menschen singen "you'll never walk alone?" - würde ich so nicht unterschreiben. gilt aber - wie ja immer im identitätsgame eh auch nur für die "richtige" seite.

r.

p. s.: ich war zu keiner zeit dieser schilderungen alleine oder auf mich allein gestellt.