Samstag, 23.08.25, 18:30 Uhr, Bundesliga (M), 1. Spieltag, Millerntor
Vorgeplänkel: FIGHT QUEERFEINDLICHKEIT!
Der BVB genießt in unserem Fanclub durch die Bank eine Beliebtheit, die locker an die des HSV heranreicht. Das war bei Vereinzelten mal ganz anders, aber Entscheidungen der Vereinsführung und sonstige Aspekete, die einen dauerhaften Gegenpol zu Wohlfühlen auslösten, ließ diese ehemalige Verbundenheit mit der Zeit ins Gegenteil umschlagen. Dank des aus Wolfsburg verpflichteten Felix Nmecha reicht bereits ein Klick und ich muss gar nicht weiter ausholen.
In Wolfsburg klaffte nach Nmechas Abgang hingegen eine Lücke auf, die jedoch nur ein halbes Jahr später durch die Verpflichtung von Kevin Behrens geschlossen werden konnte. Wir sind gespannt, wer nach dessen gerade erfolgtem Abgang im Wintertransferfenster folgen wird. Vielleicht haben Jens Lehmann oder Roman Weidenfeller ja Bock auf einen Torwarttrainer-Job bei VW.
Dank alter Punkrock-Kontate (und einer Prise Glück) war es uns erneut vergönnt in unseren Lieblingsblock G2 einzukehren. Funfact: Wir hätten die ursprünglichen Besitzer*innen unserer beiden Tickets noch auf dem Mittelstreifen der Autobahn abklatschen können, denn diese verweilen währenddessen ausgerechnet musikbedingt in Dortmund. Gut für uns, Pech für Nmecha: hätte er doch beim Besuch des Konzertes noch was lernen können (Gästeliste hätte es trotzdem nicht gegeben, bätsch!).
Dann kommt der Spieltag
Noch nicht ganz. Wir machen mal wieder das ganze Wochenende hier oben, was soviel heißt wie Feldstern, Clubheim, Tiefgang und die üblichen Abläufe halt.
Der Dom nervt gefühlt von Spiel zu Spiel mehr. Was sich da 2 Stunden Fuffzehn vor Spielbeginn auf dem bisschen Platz hinter der Gegengerade an Menschenmassen sammelt, ist schon etwas grenzwertig. Wenn dann zusätzlich kein Durchgang zwischen Zaun und Menschenschlangen gehalten wird (was leider dieses Mal an mehreren Eingängen der Fall war), wird es komplett chaotisch. Vielleicht wären Hamburger Gitter 2 Meter vom Zaun entfernt mit Öffnungen alle 20 Meter eine Lösung, um zumindest an der Stelle für etwas Entspannung zu sorgen. Dieses Durchdrängeln nervt sowohl die Schlange stehenden, als auch die, die da vorbei wollen, doch sehr, so dass es sogar gegenseitige Vorwürfe gab. Mit einem abgetrennten Durchgang (der vielleicht auf Höhe Fanladen für ein längeres Stück unterbrochen werden könnte, weil dort keine Eingänge sind und viele ja genau dort hinwollen), könnte mensch eventuell für etwas Entspannung sorgen. Wenn es auch ganz sicher nicht die endgültige Lösung des Hauptproblems ist.
Auf der anderen Seite ist die Entscheidung der vergangenen Saison, die Gegengerade bereits 2 Stunden vor Spielbeginn zu öffnen, Gold wert. Wenn der erste Schub 30 Minuten nach Toresöffnung erst einmal drin ist, wird es deutlich entspannter.
Symbolbild nach dem Spiel.
Pommes fallen heute mal aus, vielleicht nützt es ja was. Wir klettern vorzeitig auf unsere Plätze und fragen uns, wie wir unsere Nervösität in den Griff bekommen könnten. Die Antwort sitzt nur eine Reihe hinter uns in Form einer Person, die tiefenentspannt an einem Zauberwürfel (!) rumschraubt. Schappöh! (dt.: "chapéu")
Choreo: Traumhaft. Der Guinnessbucheintrag für die größte Menge Konfetti ever, dürfte gesichert sein. Danke für die, die das ermöglicht haben!
Die Akteure auf dem Reisen dürften im Gegensatz zu unserer Begeisterung weniger angetan gewesen sein: Wenn der Ball durch die besonders stark betroffenen Stellen rollte, stockte er merklich und war auf Grund der weißen Schnipsel tatsächlich manchmal auch kaum zu sehen.
Die Stimmung bei uns da oben in G2 war für Gegengerade-Verhältnisse fantastisch. Ich habe das Gefühl, dass der Stehsitzbereich, der von G1 fließend in G2 übergeht, sich noch einmal ein paar Plätze weiter in Richtung Norden verlagert hat. So befanden wir uns genau im schleichenden Übergang, was heißt: Viel auf der Sitzlehne hockend, immer mal wieder stehen und ab und zu mal sitzen. Dazu ein äußerst symathisches Umfeld, kann nur gut werden. (Das einzige, was hier oben erneut nicht so geil war: Der Sound aus den Boxen, wirklich kaum was zu verstehen.)
Vor dem Spiel gab es dann wie angekündigt den ersten von vielleicht 17 FCSP-Songs statt einheitlicher Stadionhymne: "Das hier ist Fußball" von Thees, der jedoch in seiner Melancholie keine Chance hatte, gegen die Süd anzukommen.
Stimmungsmäßig wurde so einiges von der Süd aufgenommen und durch "spielbezogenen Support" ergänzt. Ich schrieb ja schon einmal, dass ich das gar nicht als Gegensatz begreife, sondern viel mehr den Ultra-Support auf der Süd (+ GG-Teile) mit immer mal wieder aufkeimendem Oldschool-Support von der Gegengerade positiv sehe. Beides hat seine Berechtigung, beides ist Teil der Gesamtstimmung.
Nur als die Süd wegen eines Sani-Einsatzes auf der Nord eine Zeit lang schwieg, reagierten Teile der GG nicht so ganz optimal. Bei aller gegenseitigen Antipathie funktionierte hingegen der Kodex in der Gäst*innen-Kurve, so dass die Dortmunder*innen ebenfalls ihre Fahnen einrollten und den Support einstellten.
May be, dass das auf der Gegengerade längst nicht alle mitbekommen haben und es war wirklich auch nicht so, dass die GG nur in diesem Moment supportete (diese Stimme habe ich auch irgendwo aufgegriffen und würde dem mit Überzeugung widersprechen). Daher das ganze natürlich auch ohne den Finger in der Mitte und ohne Zeigefinger: Wenn auf der Süd von jetzt auf gleich kein Fähnchen mehr zu sehen und kein Tönchen mehr zu hören ist und selbst der Away-Block sich dem anschließt, dann hat das einen guten Grund, der im Regelfall mit unschönen (gesundheitlichen) Ereignissen wie diesem zu tun hat. Ich habe es tatsächlich auch nicht direkt bemerkt, aber spätestens da, wo die GG auch mal kurz ruhig war, war es nach dem eingestellten Dortmunder Support schon extrem und auffallend still im Stadion, so dass mensch sich schon denken konnte, dass irgendwas vorgefallen ist. Danach dann nochmal einen rauszuhauen, ist schon etwas irritierend.
Das Spiel selber reiße ich ja meistens nur kurz an, da wir als (digitales) Fanzine aka Fan-Blog zum einen nicht den Anspruch des Kickers haben und zum anderen erneut diejenigen in FCSP-Reihen, die das noch viel besser zu Tastatur bringen können, beauftragt wurden. Wenn das da unten auf dem Rasen aber so ist wie heute und dazu dient die Emotionen einem solchen Wechselbad auszusetzen, dann muss es natürlich auch hier mal über einen Zweizeiler hinaus gehen:
Als das 0:1 nach 34 Minuten fällt, war das ein erster, befürchteter Downer: Da legen wir eine so gute Leistung hin und schon bricht doch noch vor der Pause gefühlt das Kartenhaus ein. Gurassys könnte seinen typischen Torjubel (Pistolenschüsse mit den Fingern imitieren, ob nur heute oder generell in Richtung Publikum weiß ich nicht) auch mal so langsam überdenken (vielleicht wenn es endlich mal Gelb dafür gibt, weil ein*e Schiedsrichter*in es als Unsportlichkeit interpretiert). Doch irgendwie ist dank unserer starken Leistung noch so ein Hauch von Hoffnung vorhanden, der jedoch mit dem Elfmeterpfiff endgültig zu verschwinden droht. Wenn da nicht dieser unfassbare Niko Vasilj zwischen den Pfosten stehen würde und mal eben so den fünften von sechs Bundesligaelfmetern gegen ihn halten würde.
Halbzeit und der Hoffnungsschwimmer ist still alive. Dann trifft Hountondjis Kopf die Murmel tatsächlich so, dass sie knapp zwischen Kobels Hand und Pfosten zum Ausgleich einschlägt. Totale Euphporie, holen wir tatsächlich doch einen Punkt?
Eine weitere viertel Stunde spielen wir super mit, die Stimmung ist großartig, doch dann innerhalb von 7 Minuten das vermeintliche KO: 1:2, 1:3. Verdammter Scheißdreck! Das war's dann wohl.
Ich muss meine Blase entleeren und als ich wieder drin bin joggt Schiri Jöllenbeck zum Bildschirm, um offenbar ein Foulspiel an Ceesay zu überprüfen. Und tatsächlich: Es gibt Strafstoß, Rot und den Anschluss durch Sinani. Geht etwas doch noch was? Noch 4+X Minuten stehen auf der Uhr.
Und dann kommt da dieser in Worte nicht zu fassende Eric Smith daher. Ich drohe gerade zu verweifeln, da mir das da in Strafraumnähe irgendwie alles zu viel klein-klein erscheint. Selbst als Saliakas den Ball zu Smith passt, so gut zentral der auch 20-25 Meter vor der Hütte steht. Das erscheint mir alles viel zu eng. Eric legt sich die Kugel nochmal vor, dann ein Stück zur Seite, so dass ich denke "scheiße, jetzt ist der Knicker endgültig weg". Doch die Dortmunder verhalten sich irgendwie zu passiv, sind halt nicht die Mentalitätsmonster, wie die Unseren und schmeißen sich nicht mal eben dazwischen. Ich habe von da oben den Eindruck, dass Eric bereits zum stehen gekommen ist, denke in der Hundertstelsekunde, die zum denken bleibt, dass er in dieser Lage und der erzwungenen, leicht schrägen Körperhaltung und zudem aus dem Stand, kaum in der Lage sein kann, von da jetzt so stramm und so platziert draufzuknallen, dass das Ding irgendwie noch zum Erfolg führen kann. Aber Pustekuchen: Wenn das einer kann, dann Eric Smith. Und so sind es wieder die paar Zentimeter zwischen Kobels Hand und dem Pfosten, in die der Ball - in der Realität vermutlich als Strahl - in meiner Wahrnehmung aber in Zeitlupe, einschlägt: 3:3!! Was geht denn hier ab, bitte schön?!!
(btw: Wahrscheinlich war die Szene auch komplett anders, aber so ist sie in meinem Kopf offenbar abgelaufen.)
Ekstase pur. Es gibt 10 Minuten oben drauf, in denen wir tatsächlich das aktivere Team sind. Ich weiß nicht, wohin mit meinen Emotionen. Habe ich mehr Schiss vor einem 3:4 und der totalen Ernüchterung oder kann ich tatsächlich noch auf ein 4:3 hoffen? Ich bin hin und her gerissen, bin eh in diesem Rausch gefangen und als der Schlusspfiff ertönt, bin ich ziemlich sicher in erster Linie happy über diesen noch erreichten Punktgewinn.
Auf dem Rasen hingegen sehe ich keinen einzigen Spieler spontan die Arme hochreißen. Zu erschöpft und vermutlich ebenfalls zu ratlos, ob mensch sich jetzt über diese kaum noch erhoffte Wende freuen soll oder ärgern, dass der in der Nachspielzeit aufrecht erhaltene Druck nicht sogar noch zum Sieg geführt hat.
Wie dem auch sei: Das Stadion feiert. Den Punkt und diese fantastische Leistung. Ehrenrunde und die Süd sorgt dafür, dass trotz des Hier und Jetzt eins nicht in Vergessenheit gerät: "HSV ist Scheiße!" Diese Leistung bitte auch nächste Woche abrufen und die Effektivität zumindest beibehalten. Norderstedt mag einige an die Torflaute der ersten Bundesliga-Heimspiele 24/25 erinnert haben. Umso schöner, dass das Team dem heute direkt Einhalt gebieten konnte.
Wir tänzeln noch kurz durchs Viertel, essen was, versuchen runter zu kommen und verwerfen ganz schnell den Gedanken, noch irgendwo was trinken zu gehen. Jetzt, wo alles abfällt, überkommt mich direkt wieder die bittere Erkenntnis, dass meine Kapazitäten weit unter dem Reservespeicher liegen. Überreizt für direkt 3 Spieltage auf einen Schlag.
Also ab zum Pennplatz, in die Koje knallen und dem Derby entgegen sehen. Irgendwie hat gefühlt wirklich niemand von denen, mit denen wir darüber geschnackt haben, Bock drauf. Ich bin tatsächlich auch froh, wenn der Tag erstmal vorbei ist. Bis dahin genieße ich die Erkenntnis, dass dieses neue Team schon jetzt so fantastisch auftritt.
Credits zum Saisonstart (sofern bis jetzt online)
Mehr sportliche Kompetenz gibt es wie gewohnt beim Millernton.
Ebenfalls Fotos und Worte gibt es bei BeebleBlox.
Fantastische Fotos one more time & Worte auch bei Gröni.
Serdi war mit seinem "Vertrau mir blind"-Vlog natürlich auch vor Ort.
Worte auch bei magischerfc.